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Das ist der fünfte Streich. Thorsten Mattuschka trifft per Elfmeter zum zwischenzeitlichen 3:2 für Union. Foto: dpa

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Sport: Neun Tore und ein Abstieg

Union bietet beste Unterhaltung, siegt 5:4 und schickt Hansa Rostock in die Dritte Liga.

Berlin - Ein Pfiff, und die Spieler von Hansa Rostock sanken in sich zusammen wie einstürzende Neubauten. Einige kauerten auf dem Boden und vergruben ihr Gesicht hinter dem Trikot. Manchen liefen Tränen übers Gesicht. Dabei hatten sie 90 Minuten lang alles aus sich herausgeholt und ihren Beitrag zu einem der unterhaltsamsten Spiele der Saison geleistet. Doch das war in diesem Moment egal. Durch ein 4:5 (3:3) beim 1. FC Union steigt der FC Hansa Rostock zum zweiten Mal nach 2010 aus der Zweiten Liga ab. Bei vier Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz ist der Klassenerhalt nicht mehr möglich.

Im günstigsten Fall treten die Rostocker in der kommenden Spielzeit in der Dritten Liga an, aber auch das ist nicht sicher. Der letzte DDR-Meister hat zehn Millionen Euro Schulden angehäuft und steht vor der Zahlungsunfähigkeit. Jüngst lehnte es der Finanzausschuss der Stadt Rostock ab, den Verein finanziell zu unterstützen. Am 9. Mai gibt es einen Bürgerentscheid. „Wir gehen fest davon aus, dass die Bürgerschaft für den FC Hansa stimmt“, sagte Hansa-Boss Bernd Hofmann. Wenn nicht, müsste Rostock Insolvenz beantragen. Dann droht eine Herabstufung der ersten Mannschaft bis in die fünftklassige Oberliga.

Warum es für Hansa Rostock nicht zum Klassenerhalt gereicht hat, zeigte sich im Spiel gegen den 1. FC Union. Der jungen Mannschaft fehlt vor allem in der Defensive die Qualität, um in der Zweiten Liga bestehen zu können. Zu unerfahren, zu nervös – in den entscheidenden Momenten waren die Defizite nicht zu übersehen. „Das Spiel war wie ein Abziehbild der gesamten Saison“, sagte Rostocks Trainer Wolfgang Wolf.

Dabei wäre an diesem schwülwarmen Sonntagnachmittag der Sieg möglich gewesen. Nach zehn Minuten führte Rostock 2:0. Zuerst hatte Matthias Holst per Direktschuss getroffen, dann hielt Unions Verteidiger Daniel Göhlert seinen Fuß in einen Schuss von Tino Semmer. Der Ball machte einen hohen Bogen und senkte sich hinter Unions Torhüter Jan Glinker zum 2:0 ins Tor.

Den Berlinern war in der Anfangsphase anzumerken, dass es für sie um nichts mehr geht. Weil Rostock aber das Mittelfeld preisgab und den 1. FC Union kombinieren ließ, steigerte sich dessen Spielfreude von Minute zu Minute. Silvio, Michael Parensen und Torsten Mattuschka per Elfmeter machten aus dem 0:2 binnen elf Minuten ein 3:2. Auf der Gegenseite traf Stephan Gusche per Kopf zum Ausgleich. Etwas mehr als eine halbe Stunde war da gespielt.

Die Zuschauer hatten hörbar Freunde. 18 300 Zuschauer waren ins Stadion An der Alten Försterei gekommen. Die Berliner unter ihnen feierten sich, ihre Mannschaft und ihr Stadion. In wenigen Wochen werden Bagger anrollen und die Alte Försterei in eine Baustelle verwandeln. Eine neue Haupttribüne soll entstehen, für die Umbauarbeiten ist die komplette nächste Saison vorgesehen. Gespielt wird aber weiterhin in der Alten Försterei.

In der zweiten Halbzeit ging es dann weiter mit dem munteren Sommerfußball. Chinedu Ede brachte Union in Führung, der ehemalige Bundesliga-Torschützenkönig Marek Mintal glich für Rostock aus. Es dauerte aber nicht lange, da lagen die Gäste schon wieder zurück. Der aufgerückte Daniel Göhlert setzte bei einem Pfostenschuss von Ede nach – 5:4 für Union. Und Rostock war abgestiegen.

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