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Auftakt zur Wende. Jill Scott erzielt das 1:1 für England.

© dapd

Update

Neuseeland - England 1:2: Die Wende erzwungen

England tut sich lange schwer mit Außenseiter Neuseeland, gewinnt letztlich aber doch noch 2:1 und peilt nun ein Viertelfinale vielleicht gegen Deutschland an.

Um kurz nach acht war die Weltmeisterschaft für Neuseeland beendet, aber die Spielerinnen hatten es nicht eilig mit dem Gang in die Kabine. Alle verharrten sie auf dem Rasen, die Arme fassungslos in die Hüften gestemmt, dann machten sie sich schweren Schrittes auf zur Ehrenrunde und führten zum Abschied noch eine Art Kriegstanz auf.

Neuseelands Fußballfrauen hatten den größten Erfolg der Verbandsgeschichte vor Augen und England, die alte Kolonialmacht, an den Rand einer Niederlage gebracht. Erst in der letzten halben Stunde drehte der selbst ernannte Mitfavorit auf und drehte das Spiel vor 19.110 Zuschauer in Dresden durch Tore von Jill Scott und Jessica Clarke zum 2:1 (0:1). Damit stehen die Engländerinnen so gut wie sicher im Viertelfinale, wo sie es in einer Neuauflage des EM-Finales von 2009 mit der deutschen Mannschaft zu tun bekommen könnten. Neuseeland ist dagegen nach zwei Niederlagen ausgeschieden. 

„Natürlich ist es hart, nach einer 1:0-Führung noch zu verlieren, aber wir sind alle sehr stolz auf uns“, sagte Neuseelands Kapitänin Rebecca Smith, und ihr Trainer John Herdmann verkündete, er werde als gebürtiger Engländer „jetzt natürlich England die Daumen drücken“. Seine englische Kollegin Hope Powell bedankte sich mit einer symbolischen Verneigung vor den Neuseeländerinnen, „sie haben großartig gespielt, und uns alles abverlangt“, und den Deutschen würde sie schon gern aus dem Weg gehen, „ich muss sie nicht unbedingt schon im Viertelfinale haben“. 

Neuseelands Führungstor fiel schon nach 18 Minuten und war ein Produkt mehrer gedanklicher Fehlleistungen auf gegnerischer Seite. Zunächst hatte sich Amber Hearn auf dem linken Flügel im Rücken von Englands Abwehrchefin Faye White davongeschlichen. Ihre Flanke flog in den Strafraum, wo Casey Stoney und Rachel Unittt zur Abwehr bereit standen. Keine der beiden merkte, dass aus dem Hintergrund Sarah Gregorius herangestürmt kam. Sie sprang in die Lücke zwischen den beiden Engländerinnen und drückte den Ball in aus Nahdistanz  in die linke Ecke.  

England erfreute sich zwar einer permanenten Feldüberlegenheit, wusste damit aber wenig bis gar nichts anzufangen. Da war viel Hektik und Krampf im Spiel. „Wir wären nicht Engländerinnen, wenn wir es uns leicht machen würden“, erzählte die Verteidigerin Alex Scott später. Sie war es, die dem Spiel die entscheidende Wende gab. Mit einer exzellenten Flanke ihre Namensvetterin Jill Scott, die den Ball mit dem Kopf ins Tor wuchtete. Typisch englisch. 

Erst jetzt wendete sich das Spielglück. Neuseeland spielte zwar weiter munter mit, wollte dabei aber vielleicht zu viel. Die Kräfte schwanden, in der Defensive häuften sich die Fehler, Jenny Bindon irrte zuweilen durch ihren Strafraum, und sie war es auch, die neun Minuten vor Schluss den entscheidenden Fehler vor dem finalen 1:2 beging.  Jessica Clarke, erst kurz zuvor eingewechselt, nutzte ihn mit einem Schuss unter die Latte zum englischen Siegtor.

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