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Roter Teppich zur Auslosung der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2006

© ddp

New York, Salzburg, Markranstädt: Der RB Leipzig kommt

Der Getränkekonzern Red Bull will 100 Millionen Euro in einen Leipziger Fünftligisten investieren. Daraus soll der "RB Leipzig" entstehen und sich auf den Weg steil nach oben machen. Die Vorbilder kommen aus Österreich und den USA.

Am Wochenende wurde das letzte Hindernis aus dem Weg geräumt. Der Nordostdeutsche Fußball-Verband (NOFV) erlaubte dem sächsischen Oberligisten SSV Markranstädt, seine Spiellizenz auf den neu gegründeten Verein „Rasenballsport Leipzig e.V.“ zu übertragen. Die Tragweite dieser Transaktion wird klar, wenn man den sperrigen Namen des neuen Klubs abkürzt: RB Leipzig. RB wie Red Bull. Der österreichische Getränkekonzern hatte schon lange nach einem Klub gesucht, um sich neben seinen beiden Profiteams in Salzburg und New York (sowie einem brasilianischen Viertligisten und einer Fußball-Akademie in Ghana) auch in den deutschen Markt einzukaufen. Der Deutsche Fußball-Bund verbietet es Vereinen aber, ihre Sponsoren im Namen zu tragen. Mit dem SSV Markranstädt hat Red Bull jetzt einen passenden Partner gefunden. „Die Vereinbarung hilft beiden Seiten“, erzählt SSV-Präsident Michael Urlaub. „Die Gespräche waren absolut angenehm.“

Die Markranstädter mussten ihre drei Männermannschaften sowie ihr Seniorenteam ausgliedern, die nun den Rasenballsportverein bilden. Die erste Mannschaft, die bislang im „Stadion am Bad“ vor rund 500 Zuschauern spielte, wurde von Red Bull samt Trainerstab komplett übernommen – auch wenn Urlaub sich sicher ist, dass „da natürlich noch einiges passieren wird“. Denn mit RB Leipzig soll es steil nach oben gehen: Von einer Investition in Höhe von 100 Millionen Euro in den nächsten zehn Jahren ist die Rede, in acht Jahren soll der Klub in der Bundesliga angekommen sein.

Der Deal wurde von Filmunternehmer Michael Kölmel eingefädelt, der das Leipziger Zentralstadion besitzt, das RB Leipzig schon bald füllen soll und in dem seit der WM 2006 nur sehr selten hochklassiger Fußball gespielt wird. Schon im kommenden Jahr soll der neue Verein dort nach dem fest eingeplanten Aufstieg antreten, spätestens dann soll das Stadion auch den Namen der Energiedrinks tragen. Zuletzt spielte Regionalligist FC Sachsen Leipzig im Zentralstadion vor leeren Rängen. Nach dem Abstieg des Klubs werden in der Oberliga Süd somit in der kommenden Saison mit dem FC Sachsen, Rasenballsport und dem 1. FC Lokomotive drei Leipziger Klubs aufeinandertreffen.

Bei der Konkurrenz verfolgt man den Einstieg der Österreicher mit Skepsis. „Die Treue der Leipziger Fans zu ihren angestammten Vereinen ist größer, als man glaubt“, warnt Dirk Sander, Sprecher des 1. FC Lokomotive. Allerdings sei die Stadt auch hungrig nach Spitzenfußball, das habe das ausverkaufte Länderspiel gegen Liechtenstein im März gezeigt. Der 1. FC Lok hatte sich seit 2003 nach Auflösung und Neugründung aus der 13. Liga in die Oberliga hochgekämpft, nun droht ihn das österreichisch-sächsische Konstrukt RB Leipzig zu überflügeln. „Ich hoffe, dass die Stadt sich zu ihren Traditionsvereinen bekennt“, sagt Sander und fügt hinzu: „Wir müssen uns auch die Frage stellen: Ist das der Fußball, den wir wollen?“ Einige unbekannte Leipziger haben diese Frage vor zehn Tagen mit einem radikalen „Nein“ beantwortet: Sie ruinierten den Rasen im „Stadion am Bad“ mit Unkrautvernichtungsmittel und hinterließen Anti-Red-Bull-Schmierereien.

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