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Vorfahrt Blau. Donald Brown erläuft einen Touchdown für die Colts.

© imago/Icon SMI

NFL - American Football: Das Play-off-Drama von Indianapolis

Alle Jahre wieder begeistert die NFL in den Play-offs mit spektakulären Spielen. Etwas derart Verrücktes wie in der Nacht auf Sonntag in Indianapolis hatte es aber schon lange nicht mehr gegeben.

Andy Reid lächelte süffisant, aber sein Blick verriet totale Leere. Der Trainer der Kansas City Chiefs schaute starr geradeaus, während wenige Meter neben ihm sein Kollege Chuck Pagano von seinen Spielern mit einem klebrigen Erfrischungsgetränk übergossen wurde. Reid arbeitet seit 32 Jahren als Football-Trainer, aber so etwas hatte er noch nicht erlebt. Der 45:44-Sieg der Indianapolis Colts gegen Reids Kansas City Chiefs in der Wildcard-Runde der Play-offs geht als eines der aufregendsten und dramatischsten Spiele in die Geschichte der National Football League ein. 38:10 führten die Chiefs zu Beginn des dritten Viertels, ehe Indianapolis das Spiel noch drehte. Es war die zweitgrößte Aufholjagd in der Play-off-Historie. Nur die Buffalo Bills hatten auf den Tag genau vor 21 Jahren einen größeren Rückstand wettgemacht. Damals siegten sie nach 3:35 noch 41:38 nach Verlängerung gegen die Houston Oilers. Das Spiel ging als „The Comeback“ in die Annalen ein. In Indianapolis gab es nun „The Comeback II“. Einige Fans in der Halle erlebten den denkwürdigen Ausgang nicht mehr live mit. Sie waren wegen des deutlichen Rückstands ihrer Mannschaft schon zur Pause gegangen, so mancher Sitz blieb zur zweiten Halbzeit leer.

„Das war eine unglaubliche Teamleistung von uns“, sagte Colts-Quarterback Andrew Luck. Er trug mit einer überragenden Leistung in der zweiten Halbzeit dazu bei, dass sein Team das Spiel noch drehen konnte. Luck warf insgesamt vier Touchdownpässe bei drei abgefangenen Bällen (Interceptions) und verbuchte einen Raumgewinn von 443 Yards. Seine Offensive dominierte im dritten und vierten Viertel nach Belieben, so dass die Colts-Verteidigung mit dem Berliner Björn Werner kaum aufs Feld musste. Werner bekam in seinem ersten Ausscheidungsspiel nur wenig Einsatzzeit, wie in den meisten Begegnungen der Saison zählte er nicht zu den Startern.

Dass die Saison für Werner und seine Kollegen weitergeht, hatten sie ihrem Siegeswillen und einigen für sie günstigen Umständen zu verdanken. Bei den Chiefs verletzte sich deren wichtigster Spieler, Running Back Jamaal Charles, gleich in der Anfangsphase und konnte nicht mehr weitermachen. Neuling Knile Davis übernahm, aber als auch er, Brandon Flowers, Donnie Avery und Justin Houston verletzt ausschieden, hatte Kansas dem Druck der Gastgeber nichts mehr entgegenzusetzen und im entscheidenden Moment auch noch Pech. Beim Pass von Quarterback Alex Smith fing Receiver Dwayne Bowe den Ball nur um wenige Zentimeter im Aus. Damit war das Spiel entschieden, aus einem möglichen Fieldgoal-Versuch wurde nichts. Werner und die Colts müssen nun am kommenden Wochenende bei den New England Patriots antreten. Im anderen Halbfinale der AFC kommt es zum Duell zwischen den Denver Broncos und den San Diego Chargers.

Kaum weniger dramatisch ging es im zweiten Spiel des Samstagabends zwischen den Philadelphia Eagles und den New Orleans Saints zu. Dort standen die beiden Quarterbacks Nick Foles und Drew Brees im Mittelpunkt, die beide in ihrer Jugend die gleiche High School besucht hatten. Am Ende musste sich der zehn Jahre jüngere Foles seinem Idol aus Kindertagen denkbar knapp 24:26 geschlagen geben, weil Saints-Kicker Shayne Graham ein Field Goal mit auslaufender Uhr verwandelte.

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