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Sieht so ein Flop aus? Bis zum Ende der Saison muss sich Björn Werner in der NFL durchgesetzt haben.

© dpa

NFL-Profi Björn Werner: Sie nennen ihn Flop

Die NFL-Karriere des Berliner Footballers Björn Werner steht am Scheideweg. Bisher hat er die hohen Erwartungen bei den Indianapolis Colts nicht erfüllt.

In Indianapolis, der Stadt im mittleren Westen der USA, sagt der Sommer ganz langsam good bye. Noch immer gibt es heiße Tage, aber die wärmenden Sonnenstrahlen nehmen allmählich ab. Das ist die Zeit, in der es für Björn Werner ernst wird. Mit dem Herbst zieht auch die neue Saison der National Football League (NFL) ins Land. Sie klopft an die Türen der Amerikaner und wird freudig empfangen wie ein vertrautes Familienmitglied, das einige Zeit weg war. Ganz Amerika hockt von September an bis Februar wieder vor den Fernsehgeräten. Sonntag für Sonntag. Werner, der Berliner, ist seit 2013 Teil dieses Spektakels, als Verteidiger für die Indianapolis Colts. Der Meister von 2006 hatte das deutsche Talent der Florida-State-Universität vor zwei Jahren mit großen Erwartungen verpflichtet. Werner sollte die löchrige Verteidigung der Colts entscheidend verbessern und ein wichtiger Bestandteil der nächsten Meistermannschaft werden.

Inzwischen hat Indianapolis tatsächlich ein Team zusammen, dem viele Experten den Einzug in den Super Bowl am 7. Februar in Santa Clara zutrauen. Nur mit Werner ist das so eine Sache. Dass er entscheidend zu einem möglichen Titelgewinn beitragen kann, glauben nur noch die wenigsten. Die Stimmung hat sich geändert. Wer in den vergangenen Monaten Zeitung las oder die täglichen Berichte rund um die NFL verfolgte, wird im Zusammenhang mit Werner immer wieder ein englisches Wort vernommen haben: Bust. Flop.

US-Medien: "Björn Werner fehlt es an Muskelmasse und Athletik"

Der Mann aus der Jugend der Berlin Adler ist in seinen ersten beiden Spielzeiten deutlich hinter den Erwartungen geblieben. Auch, weil Verletzungen ihn zurückwarfen. Experten bemängelten, dass der 25-Jährige zu leicht von seinem Gegenspieler aus dem Geschehen genommen werde. Die Zeitung „Indianapolis Star“ schreibt: „Werner muss mehr an seinen Bewegungen arbeiten und sich bessere Konter auf die Aktionen seiner Gegenspieler zulegen.“ Zu selten komme er zum Quarterback durch, um ihn zu Boden zu reißen. Noch immer fehle es ihm an Muskelmasse und Athletik, trotz seiner 120 Kilo bei 1,91 Meter Körpergröße.

Weil Werner 2014 als Linebacker und Ersatz des mittlerweile wieder genesenen Robert Mathis nicht überzeugen konnte, verpflichteten die Colts den erfahrenen Trent Cole von den Philadelphia Eagles. Vieles deutet darauf hin, dass Werner in den kommenden Monaten deutlich weniger Einsatzzeit bekommen und nicht mehr von Beginn an spielen wird. Einen Vorgeschmack darauf erhielt er am Ende der vergangenen Saison. Vor dem Halbfinale gegen die New England Patriots (7:45) wurde Werner von Trainer Chuck Pagano aus dem Aufgebot gestrichen.

Make-or-break: Der Konkurrenzkampf in den Sommercamps ist gnadenlos

Die dritte Saison könnte also eine ganz entscheidende für sein Leben als Football-Profi werden. Make-or-break, sagen die Amerikaner. In der NFL wird Spielern oft nicht viel mehr Zeit eingeräumt als drei Jahre, um zu zeigen, dass sie gut genug sind, um mit den Besten mithalten zu können. Jedes Jahr drängen unzählige Nachwuchsspieler von den Hochschulen in die Kader der Profiklubs. Der Konkurrenzkampf in den Sommercamps ist gnadenlos.

Wenigstens den hat Werner überstanden, nach guten Leistungen während der Vorbereitung ist er wieder Teil des 53 Mann starken Aufgebots, mit dem die Colts am Sonntag bei den Buffalo Bills (19 Uhr, MESZ) in die Saison startet. Werners Fleiß und Trainingseifer sind es, was die Colts (zumindest nach außen) weiter an ihn glauben lässt. Auch, weil es auf der Position des Linebackers länger dauern kann, bis junge Spieler ihr Talent abrufen. Doch Werner hat gemerkt, dass der Druck größer geworden ist. Seine Stimme am Telefon klingt nicht mehr so gelöst, er sagt: „Wenn die Trainer der Meinung sind, dass ich etwas nicht kann, werde ich mein Bestes geben und versuchen, sie vom Gegenteil zu überzeugen.“ Eine andere Möglichkeit wird er auch nicht haben, will er weiter Teil des Football-Spektakels in Amerika bleiben.

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