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Im letzten Spiel den ersten großen Titel verpasst: Marco Sturm nach der verloren Finalserie mit den Kölner Haien gegen die Eisbären Berlin.

© Imago

Eishockeystar Marco Sturm: Der Türöffner in Nordamerika

Kein deutscher Eishockeyspieler hat so viele Spiele in der NHL bestritten wie Marco Sturm. Auch in der Nationalmannschaft hinterließ der Weltklassestürmer Spuren. Nun hört 35-Jährige auf. Ein Rückblick auf eine Karriere, der ein großer Titel verwehrt blieb, die aber vielen Deutschen den Weg nach oben ebnete.

Marco Sturm riss seinen rechten Arm hoch. Der Puck war im Schweizer Tor. Mit Verzögerung realisierten das auch die über 18.000 Zuschauer in der Kölnarena. Für Sekunden allerdings hatte nur Sturm gewusst was los war: Geschickt hatte er mit seinem Schläger einen Pass eines gegnerischen Verteidigers so geblockt, dass die Scheibe ins Tor der Schweizer flog. Das ging so schnell, das kam so überraschend, das hatte zunächst kein einziger Spieler auf dem Eis mitbekommen. Die meisten Menschen sahen diesen unglaublichen Treffer des Marco Sturm erst auf dem Videowürfel.

Es war ein Türöffner, das Tor von Marco Sturm zum 1:0 gegen die Schweiz beim WM-Auftaktspiel im April 2001, Außenseiter Deutschland gewann schließlich 3:1. Angeführt von ihrem Weltklassestürmer kamen die Deutschen immerhin bis ins Viertelfinale bei der Heim-WM. Sturm war schon damals eine gestandene Größe in der National Hockey-League (NHL), bei den San José Sharks. So richtig im Bewusstsein der deutschen Eishockeyfans war das aber nicht bis zu jenem Tag im April 2001. Von da an erarbeitete hatte Sturm auch für das Nationalteam den Ruf des beständig besten Spielers. „Mit Marco Sturm sind die Deutschen gleich 50 Prozent besser, da geht ein Ruck durch das gesamte Team“, sagte etwas 2001 der Schweizer Trainer Ralph Krüger. 

Sturm hatte der deutschen Nationalmannschaft oft geholfen. Auch 2006 als das Team in der französischen Provinz um den Aufstieg in die A-Gruppe spielte. Damals bezog der NHL-Millionär mit dem deutschen Team ein kleines Bahnhofshotel in Amiens mit dem schönen Namen „Holiday Inn“. Sturm war eben immer eine bescheidene, zurückhaltende Natur – und ein Bayer. „Das legt man nicht ab“, hat er mal gesagt. „Einmal Bayer, immer Bayer.“ 

In Dingolfing geboren, spielte der dann mit dem EV Landshut im Nachwuchs. Für seinen Heimatverein debütierte er dann bereits vor seinem 17. Geburtstag im Jahr 1995 in der höchsten deutschen Liga. Zwei Jahre später bereits debütierte der schnelle Stürmer in der NHL für San José, Umwege über ein Farmteam hat er nie gemacht. In San Jose wurde er bald zu einem der Stars der Mannschaft. Nur unterbrochen von einem Jahr in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) in der Saison 2004/2005 beim ERC Ingoltstadt – der Spielbetrieb in der NHL ruhte wegen des Arbeitskampfes – blieb er bis 2006 in Kalifornien. Danach wechselte er zu den Boston Bruins, für die er auch noch einige gute Jahre hatte.

Der Karriereknick kam dann bei dem Mann, der so früh Profi wurde, relativ früh. Mit 32 Jahren war seine große Zeit vorbei, der sonst so klubtreue Bayer wurde in der NHL hin- und her geschoben. Seine letzte Station waren schließlich die Florida Panthers, nicht unbedingt die erste Adresse in der NHL.

In der vergangenen Saison bekam er in Miami keinen Vertrag mehr und spielte schließlich noch 17 Mal für die Kölner Haie in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Nach der Saison sprach Marco Sturm aber noch davon, seine Karriere fortzusetzen. Das hat sich aber erledigt, Marco Sturm hat nun sein Karriereende mit 35 Jahren verkündet. So hatte er das letzte Spiel als Profi in Berlin – es  war das vierte Finalspiel im April 2013 mit den Kölnern bei den Eisbären. Und das endete mit einer Niederlage für Sturm, Meister wurden die Berliner.

Kein ungewohntes Gefühl für Sturm, der seine Laufbahn ohne einen einzigen großen Titel beendet hat. Deutscher Pokalsieger mit Ingolstadt ist er 2005 geworden. Aber was zählt das schon, schließlich  kam Sturm auf andere beeindruckende Zahlen: Er spielte 1006 Mal in der NHL, so häufig wie kein anderer Deutscher. Er erzielte dabei 509 Scorerpunkte, so viel wie kein anderer deutscher Profi in der NHL. In San José ist er klubintern als fünftbester Scorer aller Zeiten.    

Marco Sturm war sicherlich eines der größten deutschen Eishockeytalente und er hat den Weg geebnet für andere. Mit seiner Einstellung überzeugte der Bayer in San Jose derart, dass sich Manager Doug Wilson fortan „verstärkt auf dem deutschen Markt“ umsah und mit Christian Ehrhoff, Goc, Torhüter Dimitri Pätzold sowie Thomas Greiss weitere Deutsche holte. 

Ehrhoff ist inzwischen in der NHL sicher ein größer Star als Sturm es je war. Aber der Verteidiger der Buffalo Sabres sagt, das habe  er auch Marco Sturm zu verdanken. „Marco hat uns in San Jose die Türen geöffnet“, sagte Ehrhoff einmal. Und der Türenöffner hat sich nun verabschiedet, unspektakulär. So auffällig der Bayer auf dem Eis oft war, so zurückhaltend war er abseits der großen Auftritte. Marco Sturm will in Florida bleiben und nun Familienmensch spielen. „Meine Frau und Kinder mussten schließlich während meiner Karriere sehr viel einstecken und mitmachen“, sagt er Sturm. Ganz vom Eis verschwinden will er aber nicht. Als Nachwuchscoach betreut er das dem Team seines Sohnes..

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