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Sport: Nicht ihr bestes Tennis

Die 47-jährige Navratilova scheidet in Paris aus

Wenn es um den eigenen Nachwuchs geht, haben die Franzosen keinen Respekt vor großen Namen. Martina Navratilova war gerade auf dem Weg zum „Court numméro 1“, als sie ein Kameramann des französischen Fernsehens fragte: „Was sagen sie der jungen französischen Nachwuchsspielerin, die wegen ihnen keine Wildcard bekommen hat?“ Die ehemalige Nummer eins der Welt ließ das unbeeindruckt. Sie genoss lieber den herzlichen Empfang des Pariser Publikums nach fast zehn Jahren Grand-Slam-Abstinenz.

Eine Stunde und zwei Minuten später war der „Navratilova-Relaunch“ bei den French Open jedoch schon wieder vorbei. Gisela Dulko, 19-jährige argentinische Nachwuchsspielerin, hatte die 47-Jährige Amerikanerin in der ersten Runde klar 6:1, 6:3 besiegt. „Das Ergebnis sieht deutlicher aus, als es tatsächlich war. Ich hätte mir natürlich schon gewünscht, dass es etwas enger wird. Es war nicht mein bestes Tennis“, sagte Navratilova nach dem Spiel. Beweisen muss die mit 18 Grand-Slam-Titeln und 167 Turniersiegen erfolgreichste Tennisspielerin aller Zeiten niemandem mehr etwas. Aber warum dann das Einzel-Comeback mit 47? „Es geht mir nicht ums Gewinnen. Ich habe das Tennisspielen nie vermisst, aber vor einigen Jahren habe ich wieder mit dem Doppel angefangen. Das hat mir Spaß gemacht und jetzt möchte ich meine Leistung im Doppel verbessern.“ Deshalb habe sie eine Wildcard beantragt, denn „ich will mit Einzeln Spielpraxis sammeln.“

Ob Navratilova auch in Wimbledon spielen wird, ließ sie offen. Eine Wildcard habe sie nicht beantragt, aber wenn der Körper mitspiele, könne sie sich schon vorstellen, auch in England dabei zu sein. Doch vorher will sie beim Rasenturnier in Eastbourne weiter Spielpraxis sammeln. „Dafür würde ich auch die Qualifikation spielen. Nicht weil ich es den jungen Spielerinnen zeigen will, sondern weil ich einfach spielen will.“ Im nächsten Jahr soll dann endgültig Schluss sein. „Das ist mein letztes Jahr“, wiederholte sie auf der Pressekonferenz nach ihrem Ausscheiden gleich zweimal.

Vielleicht ist sie auch einfach genervt von der neuen Tenniswelt. Den Rummel nach dem Spiel nutzte sie jedenfalls, um ihrem Ärger Luft zu verschaffen. Anlass war ein kleines Logo der Frauen-Tennisorganisation WTA auf ihrer Kappe, das sie vor dem Spiel entfernen musste. „Genau das ist es, was zurzeit schief läuft im Tennis. Anstatt zusammenzuarbeiten, bekämpfen sich die Organisatoren der WTA-Tour und der Grand-Slam-Turniere, das ist nicht gut für den Sport“, sagte Navratilova. Sie genoss das Rampenlicht offensichtlich, auch wenn sie beteuerte: „Ich bin nicht hier, um Werbung für mich zu machen oder ins Fernsehen zu kommen, ich habe einfach nur Spaß.“

Ganz zum Schluss gab es noch etwas klarzustellen. Und so sprach Martina Navratilova in scharfem Ton: „Ich habe es verdient, noch einmal dabei sein zu dürfen. Wenn diese junge Nachwuchsspielerin zweimal die French Open gewonnen hat und dann mit 47 Jahren eine Wildcard bekommt, hat sie es auch verdient.“ Martina Navratilova mag es nicht mehr ums Gewinnen gehen. Aber ein bisschen Respekt darf es schon sein.

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