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Sport: Nicht im Bilde

Robert Ide über den Machtverlust des Deutschen Fußball-Bundes Gerhard Mayer-Vorfelder, der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), ist eigentlich ein Mann der klaren Worte. Nur wenn es eng wird für ihn, neigt er zu salomonischen, schwer zu entziffernden Sätzen.

Robert Ide über den Machtverlust

des Deutschen Fußball-Bundes

Gerhard Mayer-Vorfelder, der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), ist eigentlich ein Mann der klaren Worte. Nur wenn es eng wird für ihn, neigt er zu salomonischen, schwer zu entziffernden Sätzen. Das zeigt sich beim Streit zwischen dem DFB und den Bundesliga-Vereinen um die Vermarktung der deutschen Fußballer. Da gibt es jetzt einen Kompromiss, den Mayer-Vorfelder so beschreibt: „Es sieht so aus, dass die Spieler nicht mehr im Bild sind, aber doch im Bild.“ Das klingt seltsam. Ist es auch.

Versuchen wir mal, diesen Satz zu entziffern. Es geht also um Spieler, genauer gesagt um Nationalspieler. Die kicken meist in Bundesliga-Vereinen und dürfen, weil sie so gut sind, ihr Land im Nationaltrikot vertreten. Deutschlands beste Fußballer sind wichtige Werbeträger. Das Problem ist nur: Sie werden doppelt vermarktet. Oliver Kahn wirbt im Bayern-Trikot für die Automarke Audi, im Nationaldress für Mercedes. Den Sponsoren der Vereine gefällt das nicht, deshalb macht die Bundesliga seit Wochen Druck auf den DFB, der die Nationalmannschaft betreut. Der Druck wirkt. Der DFB will nun bei der Vermarktung Rücksicht nehmen. Konkret heißt das: Kahn soll zwar auf dem Mannschaftsfoto zu sehen sein, aber nicht so richtig. Der Torhüter soll in der dritten Reihe versteckt werden, damit das Werbelogo der DFB-Partner auf seiner Brust nicht zu sehen ist. Das ist die neue Politik des DFB. Das ist das, was Mayer-Vorfelder sagt.

Den Konflikt mit den Vereinen kann Mayer-Vorfelder damit nicht lösen. Der Kompromiss schafft nur neue Streitigkeiten. Die Bayern haben die Telekom als neuen Hauptsponsor, doch der DFB verhandelt gerade mit E-Plus über eine Partnerschaft. Dass sich der DFB durchsetzt, ist nicht zu erwarten. Erst recht nicht, nachdem der Verband sogar Vereine entschädigt, deren Spieler sich bei einem Länderspiel verletzt haben. Eine halbe Million Euro sollen die Bayern bekommen, weil sich Sebastian Deisler im Spiel gegen Österreich verletzt hat. Und auch Hertha BSC kassiert Geld, weil Marko Rehmer angeschlagen von der WM zurückkehrte. Der DFB meint, dass er damit einen Präzedenzfall verhindert hat. Das Gegenteil ist richtig: Künftig werden alle Vereine Geld einfordern, wenn sich ihre Akteure bei Spielen der Nationalmannschaft verletzen. Und der DFB wird zahlen – des lieben Friedens wegen.

Im deutschen Fußball gibt es eine Machtverschiebung, der DFB verliert an Einfluss. Dieser Umstand kann negative Folgen haben, denn er ermöglicht den Vereinen die Flucht aus ihrer Verantwortung. Wenn die Nationalelf Erfolge hat, reklamieren das die Klubs auch für sich. Aber wenn es um Geld und Ressourcen geht, nehmen sie immer weniger Rücksicht auf das wichtigste deutsche Team. Aus Sicht der Vereine ist das vielleicht verständlich. Dass sich aber der DFB darauf einlässt, dafür kann es nur zwei Gründe geben. Entweder haben die Vertreter des Verbandes zu wenig Rückgrat. Oder sie fürchten, dass sie nach einem Streit noch weniger Einfluss haben als nach einer scheinbaren Versöhnung. Wie es aussieht, trifft beides zu.

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