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Sport: Nichts geht ohne Effenberg - Die Münchener Rotation stößt an ihre Grenzen

Das hoch gelobte Rotationssystem der Bayern ist ohne den verletzten Kapitän Stefan Effenberg offenbar nichts wert. Dieser Verdacht drängt sich nach dem Bundesliga-Fehlstart des Deutschen Meisters mit nur einem Punkt aus zwei Spielen auf.

Das hoch gelobte Rotationssystem der Bayern ist ohne den verletzten Kapitän Stefan Effenberg offenbar nichts wert. Dieser Verdacht drängt sich nach dem Bundesliga-Fehlstart des Deutschen Meisters mit nur einem Punkt aus zwei Spielen auf. Genährt wird er durch Aussagen aus dem Lager des FC Bayern selbst.

So stellte Manager Uli Hoeneß nach dem 0:2 in Leverkusen fest: "Stefan Effenberg fehlt uns hinten und vorne." Das sehen nicht alle so. Der zurzeit verletzte Torhüter Oliver Kahn etwa kann solche Kommentare nicht nachvollziehen, obwohl sich das für 30,5 Millionen Mark verstärkte Star-Ensemble aus München bislang wie ein zerstrittener, führungsloser Haufen präsentierte. "Der Stefan ist natürlich ein ganz wichtiger Mann für uns, aber wir haben eine Ansammlung von Topspielern. Keiner darf sich hinter der Person Effenberg verstecken. Es darf und kann nicht sein, dass wir von einem einzelnen Spieler abhängig sind, selbst wenn er die Mannschaft führen kann", sagte der Nationalkeeper.

Mit Unverständnis reagierte auch Liga-Chefkritiker Paul Breitner auf den Fehlstart nach dem Gewinn der Meisterschaft und dem Erreichen des Champions-League-Finales in der vergangenen Saison: "Es kann ja wohl nicht sein, dass plötzlich so ein Leistungsunterschied da ist, nur weil ein Effenberg fehlt. Für jeden Posten gibt es beim FC Bayern zwei Nationalspieler."

Aber auch Trainer Ottmar Hitzfeld dürfte inzwischen klar sein: Fällt der zweikampfstarke Mittelfeldstar Effenberg aus, der auch den "tödlichen" Pass nach vorne spielen kann, fehlt den Bayern die Leitfigur auf dem Platz. Diese Rolle kann auch Rekordnationalspieler Lothar Matthäus nicht mehr übernehmen, zumal ihm die große Akzeptanz in der Mannschaft fehlt, unter anderem aufgrund seines anstehenden Wechsels in die US-Profiliga. Außerdem ist der 38-Jährige mittlerweile viel zu anfällig für Verletzungen. Das hat schon die vorige Saison gezeigt. Matthäus lief nur in 25 von 34 Punktspielen auf (davon zwölfmal nicht über 90 Minuten), Effenberg dagegen in 31.

Auch beim 0:2 in Leverkusen in Leverkusen war Matthäus wie Effenberg, Kahn und Mario Basler nicht dabei. Es fehlte somit ein Spieler, der die Ärmel hochkrempeln und die Mannschaft mit sich reißen konnte. Weder Neuling Patrik Andersson, beim Absteiger Mönchengladbach noch der "Chef", noch der "neue Matthäus" Jens Jeremies oder Mehmet Scholl konnten Verantwortung übernehmen. "Es waren viele Indianer, aber keine Häuptlinge auf dem Platz", urteilte Frankfurts Trainer Jörg Berger treffend.

DFB-Teamchef Erich Ribbeck analysierte als Augenzeuge in der BayArena: "Trotz des hochgelobten Rotationssystems lässt sich feststellen, dass einige Spieler doch unverzichtbar sind." Kleiner Trost für Hitzfeld: Stefan Effenberg hofft auf ein Comeback am Sonnabend im Derby gegen die SpVgg Unterhaching.

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