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Rosberg

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Nico Rosberg: Ein Mann fährt seinen Weg

Nico Rosberg fährt nicht nur schnell Auto - er hat sich in beeindruckend kurzer Zeit auch zu einem Musterprofi der Formel 1 entwickelt, ohne sein Charisma zu verlieren. In seiner Karriere überlässt der Deutsche absolut nichts dem Zufall.

Wenn es so gewesen wäre wie in alten Zeiten, dann wären sie in der Nacht von Sonntag auf Montag in Melbourne gemeinsam lange und feucht-fröhlich um die Häuser gezogen. Grand-Prix-Sieger Lewis Hamilton und sein alter Kumpel aus Kartzeiten, Nico Rosberg, der als Dritter zum ersten Mal in seiner Karriere auf dem Podest der Formel 1 gestanden hatte. „Ich habe schon immer gesagt, dass wir eines Tages in der Formel 1 gemeinsam da oben stehen werden“, sagte Hamilton. „Das ist ein Kindheitstraum von uns beiden und es fühlt sich wirklich cool an.“ Aber es ist eben nicht mehr ganz wie in alten Zeiten. „Besser nicht“, meinte Rosberg auf eine Einladung von Hamilton zum Zechen, „schließlich haben wir in einer Woche schon das nächste Rennen. Da sollte man sich so was besser nicht leisten.“

Nico Rosberg fährt nicht nur schnell Auto – ohne sein Charisma zu verlieren, hat er sich in beeindruckend kurzer Zeit auch zu einem Musterprofi entwickelt, der in seiner Karriere absolut nichts dem Zufall überlässt. Seinen Vater Keke braucht er nicht mehr als Mentor, er trifft seine Entscheidungen selbst. „Er hat einen ziemlich guten Kopf auf seinen Schultern“, sagt der Weltmeister von 1982 über seinen Sohn. In diesem Kopf entstand auch die Idee, den Winter über sein Fitnessprogramm noch einmal zu intensivieren. „Nicht, dass ich vorher nicht fit war“, sagt Rosberg. „Aber ich habe noch besser, noch spezieller und individueller auf meinen Körper abgestimmt trainiert. Und das macht sich schon bemerkbar.“ Vor allem bei Rennen mit großer Hitze wie in Melbourne oder auch am kommenden Wochenende in Malaysia, wo bei einigen Fahrern immer wieder Fehler zu sehen sind, die sehr wahrscheinlich an konditionell bedingten Konzentrationsmängeln liegen.

Nico Rosberg weiß genau, was er will – und er sagt es auch. Nur dabei sein in der Formel 1, nur mitfahren, das reicht ihm nicht. „Ich bin hier, um Weltmeister zu werden.“ Dass das in diesem Jahr, mit dem Williams-Toyota, noch nicht möglich sein wird, ist ihm natürlich klar. „Klar, ich bin happy, wo ich bin“, sagt er. „Aber ein Teil von mir möchte schon in einem Siegerauto sitzen. Früher hatte ich immer die Chance, jedes Rennen der Saison zu gewinnen. In der Formel 1 geht das momentan nicht, und das ist ein seltsames Gefühl. Ich wache auf und weiß, ich kann jetzt so gut fahren wie ich will, ich werde nicht Erster sein können.“ Was ihn, den Halbfinnen, der aber kein Wort Finnisch spricht, ab und zu mit zwiespältigen Gefühlen auf seinen Halblandsmann Heikki Kovalainen blicken lässt. Denn der sitzt jetzt im siegfähigen McLaren – dort, wo auch Rosberg hätte sitzen können.

McLaren-Mercedes wollte ihn letztes Jahr unbedingt als Nachfolger für Fernando Alonso verpflichten. Offiziell scheiterte der Deal vor allem am Veto seines Chefs Frank Williams, der Nico Rosberg nicht aus seinem Vertrag herauslassen wollte. Williams weiß wieso: „Nico hat alle Anzeichen eines zukünftigen Weltmeisters.“ So jemanden lässt man nicht einfach so gehen.

In Australien hat Nico Rosberg bewiesen, dass er trotz seiner erst 22 Jahre bereits zu den Topfahrern der Formel 1 gehört. Er weiß, dass er auf dem Weg zum Weltmeistertitel eigentlich nur noch eine Charaktereigenschaft erlernen muss: Geduld. Ein oder zwei Jahre wird er mindestens noch auf das Siegerauto warten müssen, in dem er um den WM-Titel fahren kann. Spätestens dann darf er es sich auch mal erlauben, mit alten Freunden um die Häuser zu ziehen.

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