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Sport: Niederlage am Schreibtisch

Sven Goldmann über das Versagen von Herthas Manager Dieter Hoeneß Vor ein paar Wochen war Hertha BSC eine mittelmäßige Bundesligamannschaft, über die man sich im Süden, Norden und Westen lustig gemacht hat, weil Anspruch und Wirklichkeit nicht so recht zusammenpassten. Heute ist Hertha BSC ein Abstiegskandidat.

Sven Goldmann über das Versagen

von Herthas Manager Dieter Hoeneß

Vor ein paar Wochen war Hertha BSC eine mittelmäßige Bundesligamannschaft, über die man sich im Süden, Norden und Westen lustig gemacht hat, weil Anspruch und Wirklichkeit nicht so recht zusammenpassten. Heute ist Hertha BSC ein Abstiegskandidat. Vor ein paar Wochen hätte eine Personalentscheidung die Saison noch retten können. Heute, am Tag nach der überfälligen Beurlaubung von Trainer Huub Stevens, geht es nur noch ums sportliche Überleben. Herthas Manager Dieter Hoeneß wollte das Schicksal zwingen, aber das Schicksal hat ihn gezwungen – zu einer Entscheidung, die vor ein paar Wochen noch Zeugnis souveränen Krisenmanagements gewesen wäre und heute nur noch von Hilflosigkeit zeugt.

Die Treue zu Huub Stevens hat Hoeneß zeitweise populär gemacht, über die Kreise des Fußballs hinaus. Dieter Hoeneß inszenierte sich als Mann, der den ungeschriebenen Gesetzen der Branche trotzte, der standhaft blieb trotz aller Anfeindungen von Pöbel und Boulevard. Schon damals wurde allzu gern übersehen, dass Hoeneß nicht nur Stevens, sondern in erster Linie sich selbst schützen wollte. Die Mannschaft, die in den vergangenen Wochen versagt hat, ist seine Mannschaft. Hoeneß hat sie zusammengestellt, und er hat sie, für jedermann ersichtlich, schlecht zusammengestellt. Das Versagen auf dem Rasen setzt ein Versagen am Schreibtisch voraus.

Gegen diese Einsicht wehrt Hoeneß sich bis heute, deswegen hat er Stevens über alle Grenzen der Vernunft hinaus gestützt. Am Ende gibt es nur Verlierer: Huub Stevens, weil er über Wochen in aller Öffentlichkeit vorgeführt wurde als ein Mann, der trotz aller erdenklicher Unterstützung ein sportliches Problem nicht in der Griff bekommen hat. Die Mannschaft, weil sie mittlerweile so stark verunsichert ist, dass aus dem anfänglichen Kokettieren mit dem Abstiegskampf längst Wirklichkeit geworden ist. Und Dieter Hoeneß, weil er seinen Verein beharrlich und resistent gegen jede Form von Beratung in die Krise manövriert hat.

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