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Sport: Niederlage am Transfermarkt

Hertha blamiert sich: Stürmer Nando Rafael muss womöglich bleiben, weil Christian nicht spielen darf

Berlin - Zwei Kamerateams waren angerückt, mehr als fünfzig Zuschauer kamen an dem kalten Dienstagmorgen zum Training von Hertha BSC auf dem Schenckendorffplatz, um den neuen Stürmer Christian zu begrüßen. Zu sehen bekamen sie ihn nicht. Stattdessen war der alte Angreifer Nando Rafael wieder da. Der 22-Jährige war zurückgekommen aus Mönchengladbach, wo er einen Dreijahresvertrag ab dem kommenden Sommer unterschrieben hatte. Möglicherweise muss Rafael noch in Berlin bleiben, bis dieser Vertrag in Kraft tritt. „Dazu sage ich besser nichts“, knurrte Nando Rafael, der eigentlich schon am Dienstag vorzeitig nach Gladbach gehen wollte. Doch sein Ersatz, der Brasilianer Christian, wird definitiv nicht zu Hertha BSC wechseln. „Und wenn wir keine gute Alternative finden, dann bleibt Nando Rafael bei uns“, sagte Manager Dieter Hoeneß.

Der Transfer mit Christian ist geplatzt, weil der Fußball-Weltverband Fifa im Juli des vergangenen Jahres eine Regel eingeführt hatte, die es Spielern verbietet, innerhalb von einer Saison (01.07 bis 30.06) bei mehr als zwei Vereinen zu spielen (siehe Kasten rechts). Christian Correa Dionisio jedoch hat in dieser Saison bereits für einen japanischen Klub und den FC Sao Paulo gespielt. Hertha hatte darauf gehofft, dass die Regelung in Deutschland nicht gelten würde. „Am Dienstagmorgen um zehn haben wir mit der Fifa telefoniert und davon erfahren“, sagte Hoeneß.

Die Deutsche-Fußball-Liga (DFL) hatte die Regel der Fifa aber schon wenige Wochen nach der Regeländerung der Fifa am 1. Juli 2005 übernommen. „Die DFL hat das auch an uns weitergegeben“, sagt Hoeneß. Weil mit dem brasilianischen Stürmer Christian Correa Dionisio jedoch erst am Sonntag Gespräche aufgenommen worden seien, hätte der Klub das nicht genau überprüfen können. „Am Sonntag sitzt halt niemand im Büro der Fifa in der Schweiz“, sagte Hoeneß. Den späten Verhandlungsbeginn mit Christian begründete Hoeneß damit, dass Hertha erst am Freitag von den Abwanderungsgedanken Rafaels gehört habe. Ob Hertha nun noch einen anderen Stürmer verpflichtet, konnte bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe am frühen Abend nicht geklärt werden. Hertha hatte laut Hoeneß noch eine Option, die gestern geprüft wurde. Mit Borussia Mönchengladbach seien die Bedingungen für einen sofortigen Wechsel Rafaels bereits geklärt worden.

Bis zum Ende der Transferperiode am Dienstag um 24 Uhr musste der Wechsel Nando Rafaels und der eines möglichen neuen Stürmers perfekt sein. Bereits um 12 Uhr hätte der Stürmer, den Hertha BSC möglicherweise verpflichten will, auf der Transferliste der DFL stehen müssen. Karel Pitak könnte dieser Angreifer sein. Der Tscheche steht bei Slavia Prag unter Vertrag, ist 1,81 Meter groß und 26 Jahre alt. Pitak wird in den Statistiken zwar als rechter offensiver Mittelfeldspieler geführt, in fünf Spielen im Uefa-Cup hat er allerdings bereits vier Mal getroffen. Sein Marktwert liegt bei etwa 550 000 Euro. Der Angreifer Karel Pitak wäre für den finanziell angeschlagenen Klub demnach erschwinglich. Manager Dieter Hoeneß wollte gestern Mittag keine Namen kommentieren.

Dass die Berliner die Rückserie mit Nando Rafael bestreiten, ist auch möglich. Die Motivation des Stürmers dürfte sich allerdings in Grenzen halten angesichts der harten Kritik, die ihm von Trainer Falko Götz und Manager Hoeneß derzeit entgegenschlägt. „Bei Nando ist eine Stagnation zu sehen“, sagte Götz am Dienstag. Und Hoeneß gab zu verstehen, „dass es mehr Sinn macht die Energie in die zu stecken, die noch da sind“. Nando Rafael zählte er offenbar schon nicht mehr dazu. Gegen Hannover 96 hatte Rafael zum ersten Mal in dieser Saison nicht zum 18-köpfigen Kader gehört.

Im Sommer will Hertha Rafael bereits ein Angebot zur Vertragsverlängerung unterbreitet haben, doch die richtigen Signale des Stürmers seien ausgeblieben, sagte Hoeneß: „Wir haben für den Jungen sehr viel getan.“ Ob Rafael noch etwas für Hertha tun kann und will, bleibt abzuwarten. Gestern trug er immerhin noch einmal die Hütchen vom Trainingsplatz.

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