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Klasnic

© dpa

Nieren-Affäre: Klasnic und Werder versöhnen sich

Ivan Klasnic darf für Werder Bremen weiter Tore schießen - möglicherweise sogar über den Sommer hinaus. Der Fußball-Bundesligist verzichtet auf Sanktionen gegen seinen Stürmer, der in den vergangenen Tagen mit massiver Kritik gegen seinen Arbeitgeber und die Clubärzte für Schlagzeilen gesorgt hat.

Zuletzt hatte Klasnic am Montagabend in der ARD-Sendung "Beckmann" seine Vorwürfe gegen die Vereinsverantwortlichen und die Mediziner, die er wegen angeblicher Behandlungsfehler bei seiner Nierenerkrankung verklagt hat, erneuert. "Mit dem heutigen Gespräch sind die Irritationen zwischen Ivan Klasnic und Werder Bremen ausgeräumt. Wir werden uns zur Fortführung der Vertragsgespräche weiterhin mit Ivan Klasnic zusammensetzen", hieß es in einer von Werder-Geschäftsführer Klaus Allofs am Dienstag vor der Presse verlesenen Erklärung.

Der 28 Jahre alte Angreifer zeigte sich ebenfalls versöhnlich. "Jeder hat ein paar Fehler gemacht. Die sind jetzt ausgeräumt", sagte Klasnic, der seit März 2007 mit einer Niere seines Vaters lebt. "Der Vertrag läuft noch zwei Monate. Ich werde alles für Werder geben", versprach der kroatische Nationalspieler, der seit 2001 in 147 Bundesligaspielen 48 Tore für den viermaligen deutschen Meister geschossen hat.

Kritik an Ärzten, nicht am Verein

Den Statements vorausgegangen war ein mehrstündiges Gespräch auf dem Bremer Vereinsgelände, an dem neben Klasnic dessen Anwälte Klaus-Peter Horndasch und Matthias Teichner sowie von Seiten Werders die Geschäftsführer Klaus Allofs und Manfred Müller sowie Trainer Thomas Schaaf teilnahmen.

Auch Klasnic gab eine von seinen Anwälten verlesene Presseerklärung heraus, in der er ausdrücklich betonte, dass sich seine Kritik "ausschließlich gegen die betroffenen Ärzte, nicht gegen den Verein" gerichtet hat. Der Stürmer hat zwei Mediziner des Vereins wegen angeblicher Fehler bei der Behandlung seiner Nierenerkrankung verklagt.

Werder gesteht Fehler ein

Vergangenen Sonntag hatte Klasnic sogar gesagt, sich nicht mehr von Werders Mannschaftsarzt Götz Dimanski - einem der beiden Verklagten - behandeln und untersuchen lassen zu wollen. Die Aussage nahm er nun zurück, er werde sich weiter so behandeln lassen, wie dies vertraglich geregelt sei. Der Werder-Arzt hat bisher stets betont, sich korrekt verhalten zu haben.

Werder gestand ebenfalls Fehler im Umgang mit dem Fußball-Profi ein. "Bei Ivan Klasnic und seiner Familie ist der Eindruck entstanden, Werder Bremen habe sich während seiner Erkrankung nicht in ausreichendem Maße gekümmert. Wir bedauern dies sehr und räumen ein, dass wir in manchen Situationen besser hätten reagieren können", erklärte Allofs.

Frau Klasnic beschwert sich

Der Wirbel um Klasnic und dessen Klage gegen die Vereinsärzte hatte am Montagabend mit dem gemeinsamen Auftritt mit seiner Frau in der ARD-Talksendung "Beckmann" erheblich an Brisanz gewonnen. Der Fußball-Profi erneuerte darin seine Vorwürfe an die Mannschaftsärzte. Seine Frau kritisierte das Verhalten von Klaus Allofs. Er habe sich nicht nach dem Befinden des Profis nach zwei Nierentransplantationen erkundigt. Außerdem habe die Werder-Geschäftsführung der Familie einen "Maulkorb" verpasst.

"Es tut mir gut, dass wir frei sprechen konnten", sagte Patricia Klasnic zum Abschluss des Fernsehauftritts. Sie und ihr Mann hätten die Unterstützung des Vereins in der schweren Zeit vermisst. "Es war nicht alles in Ordnung", sagte Ivan Klasnic. "Ich habe einen vielleicht ganz lapidaren Anruf vermisst, einfach nur die Nachfrage: Wie geht es ihnen, wie geht es ihrem Mann?", ergänzte seine Frau.

Falsche Behandlungsmethoden

Nach Angaben des Stürmers hätten die Vereinsärzte nie mit ihm über die immer schlechteren Blutwerte gesprochen. Seine Nierenerkrankung, die letztlich zu zwei Transplantationen führte, war anlässlich einer Blinddarm-Operation im November 2005 von Ärzten des Klinikums Bremen-Mitte festgestellt worden. Bei der obligatorischen sportärztlichen Untersuchung vor jeder Bundesliga-Saison sei er trotz auffälliger Werte stets für gesund erklärt worden.

Klasnic wurde nach eigenen Angaben von den Vereinsärzten mit einem Schmerzmittel behandelt. In der Sendung gestand er, nicht weiter über die Nebenwirkungen von Schmerzmitteln nachgedacht zu haben: "Als jüngerer Spieler weiß man das nicht so. Da will man natürlich Fußballspielen, Fußballspielen, Fußballspielen. Und da überlegt man vielleicht nicht." Die regelmäßige Einnahme soll laut ärztlichem Gutachten, so Klasnic, die Nierenprobleme weiter verschlimmert haben. (dpa)

Gert Glaner, Peter Hübner

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