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Sport: Noch eine Woche

In Kaiserslautern steht Trainer Erik Gerets vor dem Rauswurf

Kaiserslautern. Erik Gerets wirkte nicht mehr wie ein Trainer, der noch alles im Griff hat. Er stand am Spielfeldrand, fuchtelte mit den Armen und versuchte zu erklären, was ihm selbst unerklärlich schien. Mitten in diesem Spiel gegen den SC Freiburg (2:2) hatte der Coach des 1. FC Kaiserslautern versucht, die Taktik zu ändern. Von 4-3-3 auf 4-4-2. Auf dass die Anweisung auch bei seiner Mannschaft ankomme, schickte er Herve Nzelo-Lembi auf den Rasen. Just jenen Mann aus dem Kongo, der zwar einen belgischen Pass besitzt, aber dafür in der Pfalz als regelmäßiger Schwänzer des vom Klub verordneten Deutschsprachkurses aufgefallen war. Das Ergebnis kann sich jeder vorstellen. Auf dem Spielfeld entwickelte sich nichts von jener Kraft, die nötig gewesen wäre, um den erhofften Sieg zu landen. „Das ist offenbar nicht angekommen“, gestand Gerets später und sah dabei aus wie ein Trainer, der endgültig am Ende ist.

Wem Lembi was erzählte, konnte später keiner mehr wiedergeben. Und Gerets’ Chef, dem Vorstandsvorsitzenden René C. Jäggi, war es irgendwann an diesem tristen Abend auch egal. „Wer nicht gegen die beiden Aufsteiger gewinnt, hat in der Bundesliga nichts verloren“, tobte Jäggi. Das Verhältnis der beiden einstigen Freunde Gerets und Jäggi leidet – und bald wird Jäggi Gerets die Entlassung präsentieren. „Auch Herr Gerets kennt die Mechanismen des Geschäfts“, sagte Jäggi, als ginge es um eine schlechte Bilanz eines Großkonzerns. Vor kurzem sind die beiden noch zusammen essen gegangen. Zweimal die Woche. „Jetzt“, sagte Gerets traurig, „findet auch das nicht mehr statt.“

Inzwischen ist Jäggi nur noch Chef von Gerets – und als solcher verlangt er Erfolg. „Die vier Punkte aus dem Ultimatum kann ich ja jetzt noch erreichen", sagt Gerets und grinst ein Grinsen, dass sarkastischer nicht hätte ausschauen können. Derweil stellte sich Jäggi vor die Kameras und sagte nüchtern: „Wenn wir in Frankfurt nicht gewinnen, können wir so nicht weitermachen.“ Selbst der von Mitleid für den gramgebeugten Kollegen umspülte Trainer des SC Freiburg, Volker Finke, ahnte, was demnächst bei den verkrachten Nachbarn passieren wird. „Wo soll da schon die Explosion stattfinden? Du kannst ja nicht eine ganze Mannschaft entlassen“, orakelte er.

Jäggi verliert die Hoffnung, Gerets könnte erneut in der Lage sein, das Blatt zu wenden. Neue Spieler bekam der Belgier, eine ungestörte, von ihm in Eigenregie gestaltete Vorbereitung konnte er durchziehen. . „Jetzt können wir uns nicht mehr herausreden“, grantelte Jäggi. Obwohl auch er es als persönliche Niederlage einstufen darf, wenn Gerets gehen muss, wird er nicht mehr lange warten. Da hilft wohl auch nicht mehr, dass sich die Spieler für den geschundenen Trainer stark machen. „Es liegt hundertprozentig nicht am Trainer“, sagte Stürmer Miroslav Klose. Und der zweifache Torschütze Marian Hristow ergänzte: „Wir wollten endlich für den Trainer siegen. So enttäuscht wie nach diesem 2:2 war ich noch nie.“

Den Fans am Betzenberg geht es genauso. Jäggi auch. Bis zur Entscheidung bleibt ihm noch eine Woche.

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