zum Hauptinhalt

Sport: Noch Fragen?

"Na, fällt euch keine Frage mehr ein", fragt Jürgen Röber in die kleine Runde von Journalisten und nimmt die nächste Antwort vorweg: "Nein? Mir fällt auch keine Antwort mehr ein.

"Na, fällt euch keine Frage mehr ein", fragt Jürgen Röber in die kleine Runde von Journalisten und nimmt die nächste Antwort vorweg: "Nein? Mir fällt auch keine Antwort mehr ein." 1:3 gegen Dortmund, 1:2 gegen Köln im Pokal und nun das dünne 1:1 vor wenigen Zuschauern im Olympiastadion gegen Freiburg - beim Berliner Bundesligisten sind sie auf dem Weg aus der Winterpause sprachlos geworden.

Zum Thema Fotostrecke I: Bilder der Saison 01/02 Fotostrecke II: Hertha Backstage Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Reden wir also über etwas anderes. "Wie haben eigentlich die Bremer gespielt", fragt Jürgen Röber, nachdem ihm keine Fragen mehr gestellt werden. "Was, die haben schon wieder verloren - puh." Jürgen Röber verzieht sein Gesicht. Er leidet mit Werder. Ein bisschen ist das schon erstaunlich, denn eigentlich müsste der Trainer von Hertha BSC froh sein, über die erneute Niederlage des Mitbewerbers um einen Platz im internationalen Geschäft. "Schon, aber ... " Röber vollendet diesen Satz nicht mehr. Sechs Jahre hat er mal für Werder gespielt. Ausschließlich gegen den Abstieg, obwohl "ich woanders hätte Nationalspieler werden können". So etwas verbindet, für immer. Und: Bremen ist nicht Berlin, wo er viel erreicht hat, ihm aber mehr nicht zugetraut wird. In Bremen haben sie jetzt den Thomas Schaaf, einen Mann aus dem eigenen Stall. Warum eigentlich nicht ... Aber noch ist Röber primär bei Hertha. Im optimistischsten aller Fälle bis zum 4. Mai, dem Tag des Saisonfinales. Und dann?

Jürgen Röber lässt seinen Oberkörper gegen die Rückenlehne schnellen, reißt die Arme hoch und wird barsch: "Hören Sie auf, nicht ich brauche Siege, die Mannschaft braucht sie. Das wäre dann auch schön für mich, aber es geht nur um den Verein. Denn meine Situation ist ja insofern geklärt, als ich am 1. Juli hier in Berlin meine Tätigkeit beende." Die ganze Angelegenheit ist nicht gerade prickelnd. Weder für ihn noch für seine Mannschaft. Hertha spielt nicht mehr oben mit, aber auch nicht unten rum. Mit der Meisterschaft oder zumindest den Plätzen, die eine Teilnahme an der Champions League nach sich ziehen, hat Hertha BSC ungefähr so viel zu tun, wie mit dem Abstiegskampf. Ob Hertha nun Tabellensiebter ist oder an 14. Stelle liegt - wen interessiert das schon. Und genau das ist das Schlimmste, was einem Verein wie Hertha passieren kann, der sich seinem eigenen Selbstverständnis nach zu Deutschlands Spitze zählt. Hertha ist nach großer Serie im vorigen Herbst abgefallen ins Mittelmaß.

Nach dem dritten sieglosen Spiel des Jahres 2002 kommt auch Manager Dieter Hoeneß ins Mosern: "Das ist natürlich ein Fehlstart. Es ist für uns nicht leichter geworden. Das waren wieder zwei Punkte, die uns zur Tuchfühlung nach oben fehlen." Die Schmerzgrenze ist erreicht. Weitere Punktverluste in dieser Woche am Dienstag in Cottbus und am Sonnabend gegen Stuttgart lassen Konsequenzen befürchten. Das ZDF hat schon mal Hoeneß als Teamchef ins Gespräch gebracht, mit einem Amateurtrainer, der die nötige Lizenz mitbringt.

Das Ziel, zum dritten Mal in Folge einen Platz in jenem Wettbewerb zu erreichen, der gelegentlich als Verlierercup bezeichnet wird, ist in weite Ferne gerückt. Bliebe der UI-Cup, auch Strohhalm-Wettbewerb genannt. Dafür aber interessiert sich nun wirklich niemand mehr innerhalb von Städten mit mehr als 20 000 Einwohnern.

Dem aus Berlin scheidenden Trainer Jürgen Röber ist wieder ein Stückchen Lust vergangen. "Wir würgen nur noch rum", erzählt er. "Du arbeitest, du redest - im Moment läuft es einfach nicht. Wären wir in einer anderen Phase, würde auch mal ein Ball reinrutschen." Jürgen Röber hätte auch sagen können: Ich kann ja nicht auch noch auf den Platz rennen und die Dinger selber reinmachen. Gegen Freiburg hatten einige seiner Spieler gute Torchancen. Mal war das Tor zu flach, mal stand ein Torwart im Weg.

Dieter Hoeneß weiß, dass der Mannschaft nicht viel Zeit bleibt, um sich zu fangen. "Nun gibt es nur noch Endspiele", sagt der Manager, der am liebsten "die Geister wecken" würde, die den Verein einen schlechten Saisonstart korrigieren ließen. "Wir dürfen den schlechten Wiederbeginn nicht als Belastung sehen." Sonst noch Fragen?

Zur Startseite