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Severin Freund muss im zweiten Durchgang bei 143 Metern notlanden.

© Reuters

Nordische Ski-WM in Falun: Silber im Tiefschnee und Notlandung auf der Schanze

Die Kombinierer schließen die Ski-WM in Falun mit Silber ab, die Skispringer enttäuschen hingegen mit Platz fünf im Teamwettbewerb. Trotzdem fällt die Bilanz der Deutschen mehr als positiv aus.

Das Team-Skispringen sollte das krönende Finale dieser Nordischen Ski-Weltmeisterschaft von Falun für die so erfolgreiche deutsche Mannschaft werden – doch es kam anders. Am Ende stand Doppel-Weltmeister Severin Freund als Fünfter im gleißenden Flutlicht und war einfach nur froh, gesund geblieben zu sein. Beim Versuch, dem Team-Olympiasieger Deutschland nach einem missratenen Wettkampf noch eine Medaille zu sichern, war er bei unglaublichen 143 Metern notgelandet. 7,5 Meter weiter als bei seinem eigenem Schanzenrekord, doch weil er bei der Landung mit der Hand in den Schnee griff, erhielt er erhebliche Punktabzüge. Es blieb somit am Samstag bei einer Silbermedaille für das deutsche Team, die Johannes Rydzek und Eric Frenzel im Teamsprint der Kombinierer gewonnen hatten.

„Es war einfach gut, dass nichts passiert ist“, sagte Freund, „ich war doppelt so hoch wie bei jedem anderen Sprung hier“. Auch wegen des Punktabzugs bei seiner Notlandung lagen Freund, Michael Neumayer, Markus Eisenbichler und Richard Freitag am Ende 63,4 Punkte hinter dem neuen Weltmeister Norwegen. Die nach sieben WM-Teamtiteln in Serie abgelösten Österreicher freuten sich über Silber vor Polen. „Das war heute nicht unser Tag, aber diese WM ist unser bester Auftritt, seitdem ich Trainer bin“, sagte Bundestrainer Werner Schuster, der sich über dreimal Gold und einmal Silber freute. „Es war ein unvergessliches Erlebnis speziell für Severin Freund, der endgültig in die Topklasse aufgestiegen ist.“

Johannes Rydzek komplettierte seinen Medaillensatz aus Falun

Als das Team-Skispringen lief, wurde im Wachstruck der Kombinierer längst mit Thüringer Bratwürsten und Bier gefeiert. Im Mittelpunkt stand dabei Johannes Rydzek, der nach zwei Weltmeister-Titeln sowie Bronze im abschließenden Teamsprint mit Silber seinen Medaillensatz komplettierte. Und sich damit zum erfolgreichsten deutschen Sportler der WM krönte. „Das ist eine grandiose WM für die Kombinierer mit vier Medaillen“, kommentierte Bundestrainer Hermann Weinbuch, „meine Jungs haben alles gegeben und einen Riesenfight geliefert, am Ende haben im WM-unwürdigen Tiefschnee ein bisschen die Körner gefehlt.“

Diskussionen im Schnee. Die Kombinierer Johannes Rydzek (l.) und Eric Frenzel verarbeiten Platz zwei.
Diskussionen im Schnee. Die Kombinierer Johannes Rydzek (l.) und Eric Frenzel verarbeiten Platz zwei.

© dpa

Johannes Rydzek hatte nach einem dramatischen Rennen den Zielsprint gegen den Franzosen Jason Lamy Chappuis verloren und so die Chance verpasst, als erster Kombinierer der Geschichte drei Titel bei einer WM zu gewinnen. Traurig war er deshalb nicht. „Natürlich hätte ich gern Gold gewonnen“, sagte er, „aber das war eine geniale Weltmeisterschaft, bei der all meine Erwartungen übertroffen wurden.“

Stefanie Böhler wurde über 30 Kilometer starke Sechste

21 Sekunden Rückstand auf Spitzenreiter Frankreich hatten die drittplatzierten Frenzel und Rydzek beim windigen Springen auf der Großschanze angesammelt. Keine perfekte Ausgangsposition für die 1,5-km-Runde, die von beiden Sportlern jeweils fünfmal abwechselnd bewältigt werden musste. Es war ein dramatisches Rennen, in dem der Franzose Jason Lamy Chappuis im Tiefschnee sogar einmal stürzte. „Das war mehr Schwimmen als Langlauf“, schimpfte Rydzek. Der Doppel-Weltmeister mit dem Superman-Shirt unter dem Laufanzug hatte Titelverteidiger Lamy Chappuis in der letzten Runde tatsächlich noch eingeholt. Im Zielsprint war der Akku dann leer. Der ausgebuffte Franzose holte den fünften Weltmeistertitel seiner Karriere und erklärte danach seinen Rücktritt.

Das deutsche Team freute sich über die achte Medaille bei diesen Titelkämpfen, davon sind fünf aus Gold. Das bedeutet Platz zwei in der Medaillenwertung hinter Norwegen mit zehn Goldmedaillen. „Das ist die erfolgreichste Bilanz in der Geschichte der Bundesrepublik, die Erwartungen wurden übertroffen“, sagte der deutsche Skiverbandschef Franz Steinle. Selbst im medaillenlosen Skilanglauf-Lager gab es nach dem 30-km-Rennen der Frauen lachende Gesichter. Stefanie Böhler quälte sich auf einen starken sechsten Platz, das beste WM-Einzelresultat ihrer Karriere. Sie will sich nun noch einmal überlegen, ob sie nach der Saison wie ursprünglich geplant zurücktritt. Der in der Kritik stehende Bundestrainer Frank Ullrich sagte: „Der deutsche Skilanglauf lebt noch.“

Lars Becker

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