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Sport: „Nowitzki wird noch besser“

Der ehemalige Profi Schrempf über sich, die NBA und den deutschen Star

Herr Schrempf, spielen Sie noch Basketball?

Dafür finde ich kaum noch Zeit. In meinem Alter verletzt man sich dabei nur. Das Risiko will ich nicht eingehen.

Weswegen haben Sie denn so wenig Zeit?

Ich arbeite unter anderem für eine Firma, die die Finanzen von wohlhabenden Leuten verwaltet.

Und Geld investiert?

Zum Beispiel, wir beschäftigen uns aber auch mit deren Steuern.

Deshalb sind Sie so beschäftigt – Investitionen sind zur Zeit wohl ziemlich schwierig?

Sagen wir, es ist eine interessante Zeit.

Vermissen Sie Basketball denn überhaupt nicht?

Oh, ich bekomme meine Dosis über meinen Sohn, der spielt hier in der Schule.

Und Sie beraten ihn?

Nein, nein, ich bin einfach ein Vater, der sich die Spiele anschaut. Alles andere würde nur zu Konflikten führen.

In einem Interview vor ein paar Jahren haben Sie gesagt, die NBA sei an einem kritischen Punkt. Die Gagen seien völlig überhöht, die Spieler würden zu viel Macht haben. Wo steht die Liga heute?

Die Situation ist nicht leicht. Die Gehälter sind noch immer sehr hoch, es gibt einige Teams, die keinen Profit mehr machen. Es ist nicht mehr so einfach, die Tickets teuer zu verkaufen, vor allem die Logenplätze. Der Sport aber ist noch immer großartig. Die Spieler werden immer größer und schneller.

Sie waren zuletzt zwei Jahre lang Kotrainer bei den Seattle SuperSonics. Ist es nicht schwierig, die neureichen Profis unter Kontrolle zu bringen?

Natürlich ist es nicht immer einfach. Es sind ständig zwei oder drei Spieler dabei, die nicht richtig zuhören wollen. Aber das ist in anderen Sportarten doch genauso. Ich liebe allerdings das Coachen insgesamt. Mit Adidas habe ich in der ganzen Welt Basketball-Camps für talentierte Nachwuchsspieler organisiert. Leuten etwas beizubringen, das ist mir sehr wichtig und macht mir Spaß.

Weshalb haben Sie dann aufgehört?

Weil ich wusste, dass die SuperSonics aus Seattle wegziehen, nach Oklahoma, und ich das meiner Familie nicht zumuten wollte. Außerdem hatte ich keine große Lust mehr auf die vielen Reisen.

Können Sie sich vorstellen, wieder ins Trainergeschäft einzusteigen?

Längerfristig vielleicht schon. Aber im Moment bin ich sehr glücklich mit dem, was ich tue. Ich plane mittelfristig – also für etwa fünf Jahre möchte ich nichts an meinem Leben und meinem schönen Beruf ändern.

Die NBA plant, auf lange Sicht Ligaspiele in Europa zu bestreiten. In Berlin wurde gerade die O2-World für über 14 000 Zuschauer fertiggestellt, in der am Dienstag die New Orleans Hornets gegen die Washington Wizards spielen werden. Halten Sie NBA-Vergleiche dieser Art für realistisch und sinnvoll?

Zum Glück bin ich nicht mehr aktiv, das würde dann ja noch mehr Reisen mit sich bringen. Nein, im Ernst: Warum nicht? Weil der Stil zu unterschiedlich ist. In den USA geht es viel um Show und das Drumherum, in Deutschland steht allein der Wettkampf im Mittelpunkt.

Woran machen Sie das fest, dass es in der NBA vor allem um Show geht?

Nicht nur in der NBA. Auf der ganzen Welt geht es doch um Entertainment. In Amerika ist halt das beste Entertainment. Vielleicht war es in der Vergangenheit ein Problem, dass wir immer nur die NBA- Vorrundenspiele in Europa bestritten haben. Das war eben nicht das beste sportliche Produkt, die Mannschaften sind in der Saisonvorbereitung ja noch gar nicht richtig in Form.

Wann haben Sie denn zum letzten Mal europäischen Basketball gesehen?

Im März und Mai war ich in Deutschland und habe mir die Bundesliga angeschaut. Zum Beispiel Leverkusen. Da waren zehn Spieler auf dem Feld, neun Amerikaner und ein Serbe. Kein einziger Deutscher. Da frage ich mich doch: Wenn so ein Produkt 4000 Leute in die Halle lockt, wie viele Zuschauer würden dann erst zu einem NBA-Spiel kommen? 15 000? 20 000?

2001 haben Sie mal gesagt, dass Dirk Nowitzki einmal besser werden würde, als Sie selbst. Das hat sich bewahrheitet, oder?

Ja, sicherlich. Er war MVP, also wichtigster Spieler der Liga. Und Dirk wird noch besser. Er ist ja noch jung.

Wie viel Kontakt haben Sie denn noch?

Nicht mehr viel. Bis vor der letzten Saison hatten wir häufigen E-Mail-Kontakt. Jetzt aber habe ich seit einiger Zeit nichts mehr von ihm gehört. Zu Beginn seiner Karriere in Amerika hatte ich ihm gesagt, dass ich jederzeit für ihn erreichbar sein werde. Er hat sich dann aber sehr schnell zurecht gefunden.

Nowitzki droht das zu passieren, was Ihnen passiert ist: Ein guter Spieler zu sein, aber nie die Meisterschaft zu gewinnen. Was würden Sie ihm raten?

Bei Dirk und seinen Dallas Mavericks ist es doch etwas anderes. Er hat noch viele Jahre in der NBA vor sich. Und ich war mehrfach ganz nah dran – es hat halt nie ganz gereicht. Dirk schafft das noch.

Das Interview führte Ingo Schmidt- Tychsen

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