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Nowotny hört auf: Der Körper spielt nicht mehr mit

Nach 334 Bundesliga- und 48 Länderspielen sowie einem letzten Intermezzo beim kroatischen Erstligisten Dinamo Zagreb hat Jens Nowotny seine Laufbahn für beendet erklärt.

Düsseldorf - Die Karriere des 33 Jahre alten Abwehrspieler war immer geprägt von Leidenschaft für den Fußball und dem Leid nach zahlreichen Verletzungen. "Es hat nicht mehr gereicht. Die neuerliche Verletzung gab den Ausschlag", begründete Nowotny in einem Gespräch mit dem Sportmagazin "Kicker" seinen Rücktritt.

Nach seinem Wechsel im Sommer 2006 nach Zagreb, wo er einen mit zwei Millionen Euro dotierten Vertrag bis 2009 unterschrieben hatte, kam er nur auf zehn Einsätze - und musste am Ende nach einem Meniskusschaden passen. "Ich habe gesundheitlich sicher schon schlimmere Zeiten erlebt", meinte Nowotny zwar. Doch die Plackerei, sich nach einer zehnmonatigen Pause wieder herankämpfen zu müssen, wollte er nicht noch einmal auf sich nehmen. Bitterkeit empfindet der einst jüngste Libero der Bundesliga, der im Mai 1992 mit 18 Jahren beim Karlsruher SC sein Debüt im Oberhaus gab, nach seinem Rücktritt nicht: "Ich habe immer gesagt, wenn Schluss ist, ist Schluss. Ohne Wenn und Aber, das gehört zur Karriere dazu."

Den eigenen Körper zum Gegner

Der "Abwehrchef zwischen Leid und Mitleid", wie er einst tituliert wurde, hatte stets auch seinen Körper zum Gegner. In Karlsruhe erlitt er 1991 seinen ersten von vier Kreuzbandrissen. Ein Mittelfußbruch und weitere Blessuren, die seinen Einstand in der Nationalmannschaft bis zum April 1997 im WM-Qualifikationsspiel gegen die Ukraine hinauszögerten, kamen hinzu. Zu diesem Zeitpunkt spielte er bereits bei Bayer 04 Leverkusen, wo Trainer Christoph Daum den 22-Jährigen zum jüngsten Bundesliga-Kapitän machte.

Trotz seiner Jugend nahm Nowotny schnell eine Führungsrolle im Team ein, ließ diese Souveränität in der Nationalmannschaft jedoch oft vermissen. Kritiker warfen ihm ein gewisses Phlegma und Defizite beim Organisieren der Abwehr mangels lautstarker Anweisungen vor. "Das tue ich nicht, das wäre nur für die Galerie", konterte der Profi ohne Allüren, dem sportlich der Makel des "Ewigen Zweiten" anhaftet. Mit den Leverkusenern wurde er vier Mal deutscher Vizemeister.

Zwei Titel und die meisten Platzverweise

Als Nationalspieler nahm er an zwei Europameisterschaften (2000 und 2004) teil, schaffte zur WM 2006 in Deutschland überraschend sein Comeback und wurde Dritter. "Zwei Titel habe ich ja. Die meisten Platzverweise in der Bundesliga und wohl auch die meisten Kreuzbandrisse", sagte Nowotny, der insgesamt acht Mal vorzeitig vom Platz musste, nicht ohne Sarkasmus.

Nicht ganz freiwillig war der Abschied von Bayer 04 nach zehnjährigem Engagement. Juristische Verfahren, die er unter anderem gegen den Club wegen Lohnfortzahlung nach erneutem Kreuzbandriss anstrengte, waren der Anfang vom Ende. Der Abschied als Profi soll nun auch ein Abschied vom Fußball sein. "Ich habe bereits Gespräche über meine berufliche Zukunft geführt, weit weg vom Fußball", sagte Nowotny. Sein Traum es ist, einen Jugendroman zu schreiben. (Von Andreas Schirmer, dpa)

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