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Nürnberg - Bayern: Mäßig zum Meistertitel

Der enttäuschende FC Bayern behält trotz des 1:1 in Nürnberg seinen Vorsprung, weil die Konkurrenten patzen.

Oliver Kahn drückte die Brust durch und lief so schnell er konnte, er sprintete, als wolle er einen neuen Hundert-Meter-Weltrekord aufstellen. Es waren ja auch gefühlte hundert Meter, die Kahn zurücklegen musste, um den Ball ins Aus zu schlagen und so einen Angriff zu unterbinden, fast bis zur Mittellinie rannte Kahn. Es war eine Szene, die viel aussagte über dieses 50. Bundesliga-Derby zwischen dem 1. FC Nürnberg und dem FC Bayern: Es kann schließlich nicht gut sein für die Bayern, wenn ihr Torwart zwischenzeitlich als Verteidiger mithelfen muss. Nicht nur die Verteidiger, auch die übrigen Münchner boten eine sehr mäßige Leistung – und hatten am Ende etwas Glück, dass ihnen noch ein 1:1 (0:1) gelang. Trotz des Unentschiedens behalten die Münchner ihren Vorsprung von sieben Punkten an der Tabellenspitze, weil keiner der Verfolger gestern gewann.

Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld hatte seine Mannschaft gleich auf mehreren Positionen verändern müssen: Daniel van Buyten ersetzte Verteidiger Martin Demichelis (Kopfverletzung), zudem wurden wegen der Gelb-Sperre von Mark van Bommel und des Mittelfußbruchs von Hamit Altintop zwei Stellen im Mittelfeld vakant. Hitzfeld entschied sich für die überraschende Lösung: Statt Bastian Schweinsteiger lief Philipp Lahm im Mittelfeld auf, auf dessen Position in der Verteidigung spielte Christian Lell. Als Lahm sein neues Betätigungsfeld gerade bezogen hatte, sorgten seine Kollegen schon das erste Mal für Aufsehen: Zé Roberto legte den Ball im Strafraum quer zu Luca Toni, dessen Schuss aber konnte Nürnbergs Torhüter Jaromir Blazek abwehren – da war das Spiel noch keine Minute alt. „Wir müssen den Bayern auf den Füßen stehen“, das hatte Nürnbergs Trainer Thomas von Heesen vor der Partie gefordert, und seine Spieler gaben sich von Beginn an größte Mühe, die Anweisung des Trainers umzusetzen. Kaum zehn Minuten waren gespielt, als Jacques Abardonado sich am eigenen Strafraum mit dem aus der Luft anfliegenden Ball und dem heranstürmenden Lucio konfrontiert sah – und ohne Rücksicht durchzog, als wolle er den Ball samt Lucio aus dem Stadion schießen. Lucio konnte nach kurzer Behandlung weiterspielen, erstaunlicherweise. In der 16. Minute dann fuhr Andreas Wolf am Mittelkreis Miroslav Klose von hinten heftig in die Beine, er sah Gelb, und die Bayern wussten nun: Es könnte anstrengend werden mit den Nürnbergern an diesem Sonnabend.

Es war also nur folgerichtig, dass Nürnberg schließlich das 1:0 erzielte. In der 44. Minute beobachteten die Bayern einen Einwurf der Nürnberger, ohne einzugreifen, sie ließen Zvjezdan Misimovic auf den Strafraum zulaufen, und als Lucio schließlich doch noch versuchte, einen möglichen Schuss von Misimovic zu unterbinden, da war es zu spät – Misimovic zog aus 17 Metern ab, der Ball flog unhaltbar für Oliver Kahn ins obere Toreck.

Ottmar Hitzfeld reagierte in der Halbzeitpause und wechselte Lukas Podolski für Miroslav Klose ein. Und Podolski bekam auch gleich das aggressive Engagement der Nürnberger zu Spüren: Tomas Galasek beendete an der Mittellinie ein Dribbling von Podolski mit einer fairen, aber harten Grätsche, Podolski musste danach minutenlang behandelt werden. Die Verhältnisse also blieben die gleichen wie in der ersten Halbzeit, und so waren die Nürnberger weiterhin dem 2:0 näher als die Münchner dem 1:1. Dass dieses 2:0 nicht fiel, hatten die Bayern nur Torhüter Oliver Kahn zu verdanken.

Und dann fiel der Ausgleich. Es lief die 81. Minute, als Ribéry einen sehenswerten Pass in den Laufweg von Lukas Podolski schlug – Podolski kam völlig frei zum Schuss und ließ Torwart Blazek keine Chance. Es war Podolskis erstes Bundesligator in dieser Saison.

Die Bayern verloren also letztlich doch nicht – und die Konkurrenz aus Hamburg, Schalke und Bremen blieb gegen vermeintlich schwächere Gegner sieglos. Am Ende war doch alles so wie immer.

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