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Sport: Null Toleranz

Sechs Handball-Bundesligisten bekommen keine Lizenz für die neue Saison – auch das Projekt in Berlin ist in Gefahr

Berlin - Noch einmal sprach Frank Bohmann gestern von „einer anderen Kultur“, die jetzt einziehen werde. „Es bleibt uns nichts anderes übrig, die höchsten Handball-Klassen kurz- oder langfristig auf gesunde Beine zu stellen“, sagte der Bundesliga-Geschäftsführer. Nichts anderes hatte er angekündigt, als er vor Wochen die neuen Prinzipien bei der Lizenzvergabe vorstellte: Ohne Rücksicht auf Namen, Marken oder Traditionen werde künftig darüber entschieden, wer in der Bundesliga spielen dürfe. Was das konkret bedeutet, bekamen nun sechs Vereine zu spüren: Ihnen wurde die Lizenz für die Saison 2005/2006 verweigert.

Erwischt hat es von den insgesamt 54 Antragstellern EHF-Cup-Gewinner TuSEM Essen, SG Wallau-Massenheim sowie Absteiger SV Post Schwerin aus der Ersten Liga, sowie Willstätt-Schutterwald, Werratal und die Reinickendorfer Füchse aus Berlin aus der Zweiten. Ihnen allen droht nun die Rückstufung in die Drittklassigkeit, wenn sie mit ihren Einsprüchen gegen das Urteil in der kommenden Woche nicht den Bundesliga-Vorstand, oder dann als letztmögliche Instanz das Schiedsgericht des Deutschen Handball-Bundes, eines Besseren belehren können.

„Spätestens am 30. Juni muss Klarheit herrschen, wer in der neuen Saison in den Bundesligen spielt, damit alle Beteiligten Planungssicherheit haben“, erklärte Bohmann. Er räumte ein, dass nicht alle sechs Fälle das gleiche Ausmaß haben, aber „an eindeutigen Regeln und Fristen gemessen wurden“. Wegen des schwebenden Verfahrens wollte er sich zu den Chancen jedes Einzelnen nicht äußern. Fest steht bereits, dass die Relegation zwischen dem Drittletzten der Ersten Liga und dem Sieger aus den Spielen der beiden Zweitliga-Zweiten entfallen wird. „Falls doch ein Einspruch positiv behandelt wird, wird die Liga aufgestockt“, sagte Bundesliga-Beisitzer Gottfried Staiger, gleichzeitig Manager des Bundesliga-Vorletzten VfL Pfullingen, der mit dieser Regelung den Klassenverbleib sicher hat. Die Regelung gelte auch für die Zweite Liga.

Auf einen positiven Bescheid hoffen vor allem die Reinickendorfer Füchse. „Bei uns ist alles in Ordnung. Wir haben unsere Unterlagen eingereicht, nur leider nicht fristgemäß zum 10. März “, sagt Manager Mike Männel. „Dieser Formfehler ist ganz klar unser Verschulden.“ Er hofft nun, dass die besondere Situation, die dazu geführt hat, im Nachhinein positiv berücksichtigt wird. „Wir sind jedoch Teil eines gemeinnützigen Vereins, der zehn Abteilungen hat. Sie alle mussten uns erst zuarbeiten, das ist eben nicht pünktlich passiert. Die anderen Bundesligisten dagegen sind eine GmbH und für sich selbst verantwortlich.“

Bliebe es beim Nein zur Lizenz, wäre das gesamte Projekt Erstliga-Handball in Berlin in Frage gestellt. In dieses Projekt ist auch Bob Hanning involviert, der noch beim HSV Hamburg unter Vertrag steht. „Mein Vertrag beim HSV läuft noch bis zum 30. Juni. In Berlin etwas aufzubauen, wäre eine sehr interessante Aufgabe. Ich bin mit den Reinickendorfern im Gespräch“, bestätigte er gestern dem Tagesspiegel.

Auf die überzeugende Argumentation in ihrem Widerspruch wird es nun ankommen, dass in Berlin tatsächlich „etwas Großes“ geschaffen werden kann. Die Verträge mit den Spielern gelten bei den Reinickendorfer Füchsen allein für die Zweite Liga.

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