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Nur 0:0 gegen Schalke: Herthas Meistertraum platzt im Olympiastadion

Das Stadion war ausverkauft, das Publikum bester Laune und in froher Erwartung, aber am Ende machte sich Melancholie breit bei allen, die Hertha BSC zur Meisterschaft peitschen wollten. Ein 0:0 gegen Schalke war zu wenig für die neuen, hohen Ambitionen des Berliner Bundesligisten. „Natürlich ist die Enttäuschung groß“, sagte Trainer Lucien Favre. Und Stürmer Andrej Woronin kritisierte die defensive Taktik seines Teams.

Uneinholbar ist der VfL Wolfsburg davongezogen, und für Hertha wird es nicht leicht sein, die Spannung aufrecht zu erhalten für das letzte Spiel am kommenden Samstag in Karlsruhe.

„Eine Stunde lang hat die Mannschaft sehr gut gespielt. Jetzt haben wir eine Woche Zeit, um uns auf Karlsruhe vorzubereiten. Das wird schwer, der KSC hat in Bremen gezeigt, dass er noch am Leben ist.“ Dabei geht es für Hertha BSC immer noch um sensationell viel. Bei einem Sieg könnte der Traum noch wahr werden von der Champions League. Ein Ziel, das Favre, zerrissen zwischen Enttäuschung und Hoffnung, „ein bisschen fantastisch“ nannte.

74.244 Zuschauer im Olympiastadion mögen sich an 2005 erinnert haben. Damals hätte am letzten Spieltag ein Sieg zum Einzug in die Champions League gereicht, aber elf Hannoveraner ermauerten ein 0:0. Am Samstag trat Schalke 04 mit nicht viel mehr Lust am konstruktiven Fußball an und wurde dafür mit einem Punkt belohnt. Die Berliner machten keineswegs ein schlechtes Spiel, sie scheiterten auch nicht an den eigenen Nerven, wohl aber daran, dass es trotz guter Chancen nicht mit dem Toreschießen klappen wollte. In der zweiten Halbzeit schien auch die Kraft zu fehlen.

Wütender Woronin

Einigermaßen wütend stapfte Andrej Woronin vom Platz. Zum einen, weil Favre ihn wie in Köln zunächst auf der Bank gelassen hatte, zum anderen, weil ihm die taktische Ausrichtung nicht passte. „In so einem Spiel musst du viel offensiver spielen“, schimpfte der Ukrainer. „Die Fans waren heute besser als die beiden Mannschaften.“

Dabei fuhr Hertha nicht schlecht damit, der Versuchung des kompromisslosen Stürmens zu widerstehen. Schalke hatte zwar mehr Ballbesitz, Gefahr ging aber allein von den Berlinern aus, und fast immer hatten die überragenden Raffael und Marko Pantelic ihre Füße im Spiel. Ein erstes Mal bediente der Brasilianer den blitzschnell in die Gasse gestarteten Serben, der nicht von der Schalker Abwehr zu stellen war – wohl aber durch eine falsche Abseitsentscheidung des Linienrichters. Nach einem erneuten Zuspiel Raffaels tauchte Pantelic ein zweites Mal frei vor Torhüter Manuel Neuer auf, diesmal spitzelte er den Ball sogar ins Tor, aber ein zweites Mal hatte der Schiedsrichterassistent die Fahne oben. Und wieder irrte er.

Pantelic steckte nicht auf, einmal schoss er volley mit seinem schwächeren linken Fuß, aber Neuer reagierte prächtig. Kurz darauf köpfte Gojko Kacar in den Lauf von Steve von Bergen, aber der ist als Innenverteidiger nun mal vorrangig für das Verhindern von Toren zuständig. Von Bergen legte sich den Ball einen Tick zu weit vor und wurde von Neuer noch abgefangen. Verzweifelt griff sich der Schweizer an den Kopf – so gefährlich ist er in dieser Saison noch nie vor dem Tor aufgetaucht.

Ende der Effizienz

Schalkes Abwehr offenbarte weiter haarsträubende Lücken. Kurz vor der Pause machte Pantelic bei einem schönen Solo alles richtig, nur bekam er den Ball nicht am großartigen Neuer vorbei. Den Abpraller nutzte Cicero nicht etwa zu einem Torschuss, er ließ sich im Sturzflug über den Schalker Torwart fallen, wofür er völlig zu Recht die Gelbe Karte sah. Wieder eine Chance, diesmal fahrlässig verpasst. Und doch hätte Hertha Sekunden vor dem Halbzeitpfiff noch das Führungstor erzwingen können. Diesmal war Pantelic der Vorbereiter, sein Rückpass erreichte Pal Dardai, der allerdings vom Fünfmeterraum mit dem rechten Fuß am linken Pfosten vorbeischoss. Wann hat man zuletzt so viele Torchancen gesehen vom Meister der Effizienz?

Von Schalke kam dagegen, trotz der anfänglichen optischen Überlegenheit, so gut wie nichts. Kevin Kuranyis harmloser Kopfball nach 65 Minuten war die erste Toraktion. Die nächste Berliner Chance bereitete Patrick Ebert mit seiner einzigen guten Aktion vor, einem Eckball auf Kacar. Dessen Kopfball flog übers Tor, und dann war Schluss für Ebert. Für ihn kam dann doch noch Woronin als zusätzlicher Stürmer, aber dem einstigen Torjäger gelang genauso wenig wie auf der anderen Seite Kuranyi.

Lucien Favre schickte mit Waleri Domowtschiski und Amine Chermiti noch zwei weitere Stürmer auf den Platz, der entkräftete Pantelic musste raus, aber der Schwung der ersten Halbzeit, er war dahin. Kuranyi vergab noch eine letzte Chance für Schalke, und Hertha hatte nicht mehr viel zuzusetzen. Der Traum von der Meisterschaft ist ausgeträumt, jetzt lebt der Traum von der Champions League.

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