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Herthas Per Skjelbred (rechts) kann den Schuss von Thomas Müller (Mitte) nicht verhindern.

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Update

Knappes 0:2 beim FC Bayern: Hertha BSC schlägt sich achtbar in München

Herthas Plan beim FC Bayern funktionierte – zumindest defensiv. Die Berliner verteidigten sich gegen den Tabellenführer aus München mit aller Macht und verloren am Ende trotzdem 0:2.

So schön kann Fußball sein: mit drei Ballkontakten über drei Stationen tief aus dem Mittelfeld zum Torerfolg. Man wird es den Spielern und Anhängern vor Hertha BSC nachsehen, dass sie dem ästhetischen Wert des Treffers wenig bis nichts abgewinnen konnten. So schön das 2:0 der Bayern fünf Minuten vor der Pause durch den Franzosen Kingsley Coman, eingeleitet durch eine Volleyabnahme von Javier Martinez, auch gewesen sein mag: Es war so etwas wie die frühe Vorentscheidung in einem ungleichen Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga. Am Ende hieß es 2:0 (2:0) für den FC Bayern München, der damit den neunten Sieg hintereinander gegen die Berliner feierte. „Bayern ist eine Klasse für sich“, sagte Herthas Kapitän Fabian Lustenberger. „Die Mannschaft hat das sehr seriös gespielt“, betonte Münchens Sportvorstand Matthias Sammer. „Wir sind happy. Jetzt besuchen wir am Sonntag die Fanclubs, dann ruhen wir uns ein bisschen aus und dann spielen wir nächste Woche in Gladbach.“

Das schöne Spiel interessierte die Gäste aus Berlin nur am Rande. Hertha trat wie von Trainer Pal Dardai angekündigt extrem defensiv auf, obwohl der Ungar bei seiner Aufstellung mit einer kleinen Überraschung aufgewartet hatte. Dardai hatte tatsächlich Vedad Ibisevic nach Ablauf seiner Rotsperre in die Startelf beordert. Zumindest auf dem Papier sah Herthas Aufstellung mit eben Ibisevic, Salomon Kalou und Genki Haraguchi noch einigermaßen mutig aus. Doch die vermeintlichen Offensivkräfte wurden kaum ins Spiel eingebunden. Ibisevic kam zur Pause gerade mal auf zehn Ballkontakte.

Immerhin gaben die Gäste durch Linksverteidiger Marvin Plattenhardt in der fünften Minute den ersten Torschuss des Spiel ab. Es war einer von gerade zwei Versuchen der Berliner vor der Pause. Den zweiten setzte Haraguchi nach guter Flanke von Plattenhardt am Tor vorbei. Besser stellte sich Hertha in der Defensive an. Die Bayern fanden im dichten Gestrüpp vor dem Berliner Strafraum nur selten eine Lücke. Dass ihnen Robben, Costa, Götze und Thiago fehlten, machte sich durchaus bemerkbar. Nur einmal, in der zehnten Minute, kombinierten sich die Münchner gekonnt durch Herthas Defensive. Nach klugem Pass von Philipp Lahm setzte Robert Lewandowski den Ball an den Pfosten.

Die Bayern ließen nach der Pause ein wenig Gnade walten

Herthas Plan funktionierte – zumindest defensiv. Das einzig Negative für die Berliner: Innenverteidiger Sebastian Langkamp sah nach einer Viertelstunde für ein taktisches Foul seine fünfte Gelbe Karte. Er fehlt kommende Woche im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen. Den Bayern fiel trotz zwei Drittel Ballbesitz in der ersten Hälfte lange nichts Konstruktives ein, umso bitterer war es für die Berliner, dass Bayern mit einem Eckball ihren Plan durchkreuzte. Mehdi Benatia stand nach der Hereingabe von Arturo Vidal völlig frei. Seine Verlängerung köpfte der ebenfalls ungedeckte Thomas Müller zum 1:0 für die Münchner ein. Für den Nationalspieler war es bereits das 13. Saisontor im 14. Saisonspiel.

In der Folge spielten die Bayern, wie man es in dieser Saison von ihnen gewohnt ist. Der Ball lief nun besser, Vidal scheiterte nach dem schönsten Spielzug noch an Herthas Torhüter Rune Jarstein, ehe Coman den Norweger kurz darauf zum 2:0 überwand. Auch nach der Pause änderte sich am Gesamtbild nichts. Die Münchner dominierten und kamen nun fast zwangsläufig zu Chancen. Lewandowski trat in aussichtsreicher Position über den Ball, Müller verfehlte aus 16 Metern das leere Tor. Am Ende wies die Statistik 24:4 Torschüsse zugunsten des Tabellenführers aus.

Dass Dardai schon zehn Minuten nach Wiederanpfiff zwei Wechsel vornahm, hatte weniger den Grund, dass er dem Spiel noch einmal eine überraschende Wende geben wollte: Er wollte eher Schlimmeres verhindern. Dardai nahm Vedad Ibisevic und Per Skjelbred vom Feld, die beide gelbverwarnt waren, und brachte Tolga Cigerci und Alexander Baumjohann. 20 Minuten vor dem Ende ersetzte auch noch Valentin Stocker Vladimir Darida, der zu diesem Zeitpunkt mal wieder von allen 22 Spielern die größte Laufstrecke zurückgelegt hatte.

Die Bayern ließen nun ein wenig Gnade walten: Bei aller Überlegenheit suchten sie nicht mehr mit letzter Entschlossenheit den Weg zum Tor. Es reichte auch so, um Hertha jederzeit in Schach zu halten. Die Berliner kamen kaum einmal aus ihrer Hälfte heraus. Erst knapp zehn Minuten vor Schluss gelang ihnen ein beherzter Konter, den Genki Haraguchi mit dem ersten Schuss überhaupt auf das Tor der Münchner abschloss. Manuel Neuer, der bis dahin noch nicht hatte eingreifen müssen, hatte mit diesem Versuch keine Mühe. So stand am Ende ein verdienter Sieg der Bayern gegen keineswegs schlechte Berliner. Für Hertha ist gegen die Bayern und in München nun mal nichts zu holen. Vor 38 Jahren haben sie dort zuletzt einen Auswärtssieg gelandet. Trotzdem sagte Pal Dardai: „Mit dem 0:2 können wir leben. Wir haben das Maximum rausgeholt.“ (Tsp)

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