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Sport: Nur 17 Tage arbeitslos

Michael Frontzeck wird Trainer in Gladbach

Mönchengladbach - Was alles passieren kann, wenn man im Fußballgeschäft vorankommen will, hat Michael Frontzeck am Morgen des 10. Februar 2007 erfahren. Wenige Monate zuvor hatte der gebürtige Mönchengladbacher seine erste Stelle als Cheftrainer angetreten – bei Alemannia Aachen, dem bei Borussen-Fans eher wenig beliebten Verein. An diesem Samstag nun sollte Gladbach sein Heimspiel gegen die Alemannia austragen, und in der Nacht vor dem Derby hatten ein paar verbohrte Borussen-Fans Frontzecks Haus in Mönchengladbach mit Tomaten und Eiern beworfen. Frontzeck war damals sehr irritiert. Als Spieler hatte er schließlich mit Unterbrechungen fast zehn Jahre lang für die Borussia gespielt und in 213 Bundesligaspielen 18 Treffer erzielt. Jetzt ist Frontzeck als Trainer zurück – trotz der Tomatenaffäre. Nur 17 Tage nach seiner Entlassung bei Arminia Bielefeld erhielt er in Mönchengladbach einen Zweijahresvertrag.

„Das ist für mich emotional ein großer Augenblick. Ich bin hier geboren, und Mönchengladbach ist meine fußballerische Heimat“, sagte Frontzeck am Mittwoch bei seiner Vorstellung im Borussia-Park. Vor knapp einer Woche hatte Trainer Hans Meyer sein Traineramt in Mönchengladbach niedergelegt.

Frontzeck hat bei der Borussia keinen besonders sicheren Job: Christian Ziege eingeschlossen, der im vergangenen Herbst Coach für ein Spiel war, hat die Borussia in den letzten sechs Jahren sagenhafte neun Trainer verschlissen. Frontzeck ist nun aufgrund des inflationären Trainerverbrauchs der jüngeren Vergangenheit der Erste, nach dem der Klub nicht erst mit der Entlassung oder dem Rücktritt des Vorgängers gefahndet hat. Von Meyers Adieu am 28. Mai sei die Borussia zwar überrascht, aber nicht überrollt worden, betonte Sportdirektor Max Eberl gestern Nachmittag.

Michael Frontzeck saß neben Eberl in weißem Hemd und dunklem Pullover und sagte das, was ein Mann wie er an dieser Stelle so sagen muss. „Ich bin optimistisch, dass wir die angestrebten Ziele erreichen. Wir werden aber jetzt nicht in die Saison gehen und sagen, wir wollen in den Uefa-Cup.“

Frontzeck galt von Beginn an als ernster Kandidat auf den Trainerposten und entsprach dem Anforderungsprofil des Vereins. „Er soll willig, fleißig und loyal sowie ein Teamplayer sein“, sagte Eberl, der den neuen Trainer einen Tag vor der Jahreshauptversammlung des Vereins präsentieren konnte.

In Bielefeld war Frontzeck einen Spieltag vor dem Ende der Saison beurlaubt worden. Da nutzte es ihm auch nichts, dass er Anfang Mai, nach dem 2:2 gegen Stuttgart, Fans und Vereinsspitze noch für ihr weitsichtig-ruhiges Verhalten gelobt und stattdessen die örtlichen Medien wegen ihrer unrealistischen Erwartungen verbal attackiert hatte. In dem Moment war wieder einmal deutlich geworden, dass Frontzeck beim herzlichen Journalisten-Spötter Hans Meyer in die Trainerlehre gegangen war. Von Juli 2000 bis März 2003 hatte er dem Coach assistiert, der sich mit seinen 66 Jahren als zu alt für einen Neuaufbau in Mönchengladbach erklärt hat. Und nun ist Frontzeck nach Sportdirektor Max Eberl und Team-Manager Steffen Korell als Dritter einstiger Mitstreiter von Meyer in Gladbach gelandet.

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