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Johannes Rydzek (12) wird von Fabian Rießle (9) zu Fall gebracht. Björn Kircheisen (11) hat in dieser Szene Glück, wird am Ende aber hinter den Norwegern Jörgen Graabak und Magnus Moan sowie Rießle nur Vierter.

© dpa

Update

"Nur" Bronze für Fabian Rießle: Deutsche Kombinierer behindern sich gegenseitig

Mit drei Läufern in der Fünfer-Spitzengruppe war Deutschland im Finale der Nordischen Kombination eigentlich bestens vertreten. Doch dann rennen sich die Teamkollegen kurz vor dem Ziel gegenseitig über den Haufen.

Fabian Rießle kaute auf einem Energieriegel herum. Obwohl sein Kiefer in Bewegung war, ließ sich im Gesicht des Mannes aus dem Schwarzwald ablesen, dass es um seine Laune nicht gut bestellt war. So frustriert hat bei den Winterspielen von Russland noch kein Bronzemedaillengewinner ausgesehen. Kein Wunder, denn die deutschen Kombinierer hatten ein unglückliches Ende eines von ihnen lange dominierten Rennes hinter sich.

Noch vor der zweitletzten Kurve im Dauerregen von Krasnaja Poljana schienen sie Kurs auf die ersten drei Plätze zu nehmen, doch dann standen sich Rießle und Johannes Rydzek im Weg. Rydzek fiel, Björn Kircheisen kam auch nicht mehr vorbei und Rießle rettete schließlich hinter den Norwegern Jörgen Graabak und Magnus Moan und vor Kircheisen noch Bronze ins Ziel.

Nach dem Springen im Wettbewerb von der Großschanze und über zehn Kilometer Langlauf hatte noch Eric Frenzel geführt. Der Olympiasieger im ersten Wettbewerb der Nordischen Kombinierer von Sotschi fiel aber grippegeschwächt im Rennen auf Rang zehn zurück. Frenzel war noch weit vom Zielstrich entfernt, als Johannes Rydzek als Achter einlief, einen seiner Ski in den Schnee knallte, auf Rießle losstürmte und seinen Teamkollegen anbrüllte.

Rießle sagte später: "In so einem Moment kochen natürlich die Gefühle hoch. Schade, dass es für ihn nicht auch auf's Treppchen gereicht hat." Er habe sich inzwischen aber mit seinen Teamkollegen wieder vertragen. "Es passt alles wieder." Bei Eric Frenzel hörte sich das im Unterton kurz nach dem Rennen allerdings anders an: "Wir hatten alle die Chance, eine Medaille zu gewinnen. Aber es hat nicht funktioniert, das war eine neue Erfahrung." Auch wirkte es im Zieleinlauf so, als habe Kircheisen nicht mehr voll dagegen gehalten, er ließ schon kurz vor dem Ziel die Arme hängen.

Rießle sagte, er habe die Szene mit Rydzek im Rennen doch "gar nicht so mitbekommen". Gut, habe er gedacht, das war eben nur ein kleines Gerangel und sei weitergelaufen. "Jetzt in der Zeitlupe habe ich gesehen, dass der Ritschie und ich aneinander geraten sind. Das tut mir echt leid."

Als den Deutschen ihr Malheur passierte, schalteten die beiden Norweger schnell und liefen vorneweg. Im Ziel jubelte Rießle dann zwar kurz, aber so richtig freuen konnte er sich später eben nicht. "Es ist ärgerlich, dass nur ich jetzt oben auf dem Podest stehen darf", sagte er. "Aber ich denke, wir raufen uns zusammen und es wird keinen Stress mehr geben." Er sagte es mit einem großen Fragezeichen im Gesicht. Zusammenraufen sollten sie sich die deutschen Kombinierer aber, denn am Donnerstag steht ja noch der olympische Teamwettbewerb an. "Und da haben wir etwas richtig Großes vor", sagte Fabian Rießle.

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