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Sport: Nur der Fußball zählt

Viele Mädchen trainieren für die WM 2011

Berlin - Auf diese Bilanz dürfte selbst Birgit Prinz neidisch sein, Lynn Mesters großes Vorbild. Beim EM-Qualifikationsturnier der U-17-Juniorinnen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Bulgarien traf die 16-Jährige in der 35., 36. und 39. Minute zum 6:0, 7:0 und 8:0 gegen die Gastgeber. In der zweiten Halbzeit folgten beim 11:0-Sieg binnen vier Minuten zwei weitere Treffer von Lynn Mester, die in der B-Jugend des SV Westfalia Osterwick in einem Jungenteam spielt. Seit wenigen Wochen lebt sie im Fußballinternat in Kaiserau und trainiert täglich statt nur zweimal pro Woche. Für andere Hobbys hat die Gymnasiastin kaum Zeit, es geht nur noch um Fußball: „Ich möchte zur WM 2011 so wie die anderen aus der U 17 auch.“

In exakt 1000 Tagen wird die WM in Deutschland angepfiffen. Heute geben Fifa und DFB bekannt, in welchen Stadien gespielt wird, elf Städte haben sich beworben. Der große Augenblick findet im Bundeskanzleramt in Anwesenheit von Bundeskanzlerin Angela Merkel statt, die den DFB zur Bewerbung ermuntert hatte. Die ARD überträgt ab 15.10 Uhr live. In Berlin wird heute auch die „Top-Elf für 2011“ vorgestellt – Frauen, die für die WM werben wie Nena, Biathlon-Weltmeisterin Magdalena Neuner und Schauspielerin Maria Furtwängler.

Nur spekulieren kann man dagegen über das echte Team von 2011. Die Elf von Bundestrainer Silvia Neid ist Weltmeister von 2007 und hat in Peking Olympia-Bronze gewonnen, doch junge Fußballerinnen drängen nach. „Die Jüngeren müssen den Konkurrenzkampf annehmen, die Älteren müssen sich ihm stellen“, sagt Maren Meinert. Sie trainiert die U19 und die U20, zusammen mit ihrer Assistentin Bettina Wiegmann war sie 2003 Weltmeisterin. „Ich hoffe, dass aus meinen Teams 2011 drei oder vier Spielerinnen dabei sind, vielleicht auch fünf“, sagt Meinert.

Wer weiß, vielleicht sieht man 2011 auch doppelt doppelt. Zu Meinerts U 20, die im Oktober in Chile um den WM-Titel kämpft, gehören zweimal Zwillinge: Isabel und Monique Kerschowski von Turbine Potsdam und Nicole und Sylvie Banecki, die von Tennis Borussia Berlin zum FC Bayern kamen. Sie alle brennen darauf, die Spielerinnen zu verdrängen, die morgen in Basel das EM-Qualifikationsspiel gegen die Schweiz bestreiten und schon an die Dreißig oder älter sind: Kerstin Stegemann, Ariane Hingst, Kerstin Garefrekes und auch Birgit Prinz. Die 31-jährige Sandra Smisek erklärte gestern ihren Rücktritt und wird in der Schweiz zum letzten Mal das DFB-Trikot tragen. Die Dreifachbelastung als Polizei-Kommissarin, Bundesligaspielerin und Nationalspielerin ist ihr zu groß.

Bundestrainerin Silvia Neid setzt durchaus auch auf Nachwuchs: Die Potsdamerin Babett Peter und die verletzte Duisburgerin Fatmire Bajramaj sind erst 20, gewannen 2006 mit der U 19 den EM- und ein Jahr später mit Neids Team den WM-Titel. Maren Meinert und U 23-Trainerin Ulrike Ballweg gehören auch zum Trainerstab des A-Teams. „Dadurch ist eine Durchgängigkeit gewährleistet“, hat Silvia Neid kürzlich gesagt.

Das Konzept hat sich bewährt: Die U 19 war 2004 Weltmeister, 2006 und 2007 Europameister, die U 17 holte 2008 den EM-Titel. Meinert sieht den Grund für frühe Erfolge darin, „dass wir schon länger eine U 15 haben als andere Länder und die Förderung früher beginnt“. Leistungstests, Sichtungs- und Kaderlehrgänge sowie individuelle Trainingspläne sind selbstverständlich. Wer kann, trainiert Zweikampfstärke und Ausdauer bis zur B-Jugend in einem Jungenteam. Viele junge Spielerinnen haben eine sehr professionelle Einstellung, der Fußball genießt Priorität. So kann Babett Peter durch ihre Zugehörigkeit zur Sportförderkompanie der Bundeswehr mindestens acht bis zehn Trainingsheinheiten pro Woche absolvieren. Und Lynn Mester bringt sich im Fußballinternat Kaiserau in Form. Für die WM 2011.

Helen Ruwald

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