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Sport: Nur der Schnee war schlecht

Biathlon in der Arena Auf Schalke hat bei seiner Premiere alle begeistert

Gelsenkirchen. Drei Jahre ist es her, dass sich Wiktor Maigurow in der Zunft der Biathleten selbst den Ruf eines Samariters verpasst hat. Beim Weltcup im italienischen Antholz war Frank Luck, dem Schlussläufer der weit in Führung liegenden deutschen Staffel, die Bindung gerissen. Das Ding war hin, und der Sieg schien auch dahin. Doch dann kam Maigurow, nahm seinem Teamkollegen Sergej Roschkow einen Ski weg und gab ihn an Luck weiter. Deutschland gewann, Maigurow erhielt später dafür einen Fair-Play-Preis.

Am Samstagabend saß der kleine Russe im Presseraum der Arena Auf Schalke und grinste aus seinem breiten Gesicht. Vermutlich dachte er da an die nächste Fair-Play-Plakette. Verhalf der zuvor wie ein Roboter ins Schwarze treffende Maigurow mit späten und erstaunlichen Fehlschüssen doch dem bayerischen Duo Martina Glagow und Michael Greis zum Sieg. Vor allem aber sorgte er dafür, dass das zwischenzeitlich etwas müde Volk auf den Rängen am Ende wie erhofft tobte, und der mysteriöse Versuch, im Ruhrgebiet bei plus zehn Grad und Sprühregen Biathlon anzupreisen, sogar als gelungen angesehen werden darf.

Was doppelt passt, denn Biathlon will vermarktet und die Schalker Arena gefüllt werden. Also denken Herbert Fritzenwenger, der ehemalige Biathlet sowie jetzige Mit-Organisator und Moderator der Veranstaltung, noch dezent, der internationale Verband IBU und Schalke 04 jedoch geradezu vehement an eine Fortsetzung oder gar Ausweitung des Winterevents im Pott. Schalkes Vorstandschef Gerd Rehberg erklärte sich aus dem Stand „bereit, auch im nächsten Jahr dieses oder sogar mehrere Rennen durchzuführen“. Als Rudi Assauer mit der Idee zu ihm kam, auf Schalke eine solche Veranstaltung hochzuziehen, „dachte ich noch, der ist verrückt geworden“, erzählt Rehberg. Doch jetzt hat er selbst sein erstes Rennen live erlebt, und aus dem Spaß Biathlon World Team Challenge wird womöglich Ernst.

Die Athleten jedenfalls reckten die Daumen schon nach ihrer Premiere in der Fußballarena weit nach oben. So ist die zierliche Martina Glagow ganz heiß auf eine Rückkehr. Als „einfach total geil“ empfand sie ihre Runden auf Schalke. „Beim Einlaufen ins Stadion haben die Leute so laut geschrieen, dass einem die Luft weggeblieben ist.“ Beeindruckt zeigte sich auch Ole Einar Björndalen, viermaliger Olympiasieger von Salt Lake City. „Das war das Größte, was ich bisher mitgemacht habe", erklärte der 28-jährige Norweger. „Bei der Kulisse im Rücken zittern einem beim Schießen zwar die Knie, aber das ist super.“ Und weil es so schön war, verschonte Björndalen die Veranstalter mit allzu großer Kritik am miserablen Untergrund. „Natürlich kann man das mit dem Schnee besser machen“, sagte der Skandinavier, erteilte aber angesichts der nur einen Kilometer langen Rennschleife Absolution: „Bei der Strecke muss man jede Runde volle Pulle laufen. Da ist es nicht so schlimm, wenn der Schnee schlecht ist.“

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