zum Hauptinhalt

Sport: Nur die Werbebande leidet

Von Benedikt Voigt Berlin. Wenn es eine Organisation gäbe, die sich um die Grundrechte von Werbebanden kümmert, müsste sie jetzt einschreiten.

Von Benedikt Voigt

Berlin. Wenn es eine Organisation gäbe, die sich um die Grundrechte von Werbebanden kümmert, müsste sie jetzt einschreiten. Am Mittwochabend nämlich wurde in der Max-Schmeling-Halle eine unschuldige Werbebande grob misshandelt. Der Basketballspieler Henrik Rödl von Alba Berlin trat zunächst absichtlich mit dem Fuß auf Höhe der Mittellinie gegen eine solche Bande und brüllte ihr dann mit hochrotem Kopf unverständliche Laute entgegen. Das Kuriose daran: Sein Gefühlsausbruch bedeutete nicht Wut – sondern Freude.

„Man spürte die Anspannung bei den Spielern“, erklärte Albas Vizepräsident Marko Baldi, „die haben ja gefeiert, als hätten sie die Deutsche Meisterschaft gewonnen.“ So weit aber ist es noch nicht, das 92:87 über die Bayer Giants Leverkusen brachte Alba Berlin lediglich den zweiten Sieg im nach dem Modus „Best-of-five“ ausgetragenen Viertelfinale. Jetzt fehlt den Berlinern noch ein Erfolg, um ins Halbfinale gegen den Sieger aus Skyliners Frankfurt gegen Brandt Hagen (2:0) einzuziehen. Bei Alba Berlin überwog Erleichterung. „Heute stand sehr, sehr viel auf dem Spiel“, sagte Baldi. Nun kann der amtierende Deutsche Meister, der die Hauptrunde nur auf Platz fünf abgeschlossen hatte, bereits am Samstag in Leverkusen (15 Uhr) in die Runde der letzten Vier einziehen. Sollte Alba verlieren, käme es am Montag (20 Uhr, Max-Schmeling-Halle) in Berlin zu einer vierten Partie. „Das wird eine ganz enge Sache am Samstag“, warnte Baldi.

Wie das Spiel am Mittwoch. 80 Sekunden vor dem Ende hatte Wendell Alexis, Albas Topscorer mit 17 Punkten, beim Stand von 84:84 den vorentscheidenden Dreipunktewurf getroffen. „Er ist eben unser Go-to-guy“, sagte Jörg Lütcke. Soll heißen, wenn es brenzlig wird, bekommt er den Ball. Schon im ersten Spiel war der Power Forward bester Mann auf dem Spielfeld. Obwohl er am 31. Juli seinen 38. Geburtstag feiert, sagte er: „Ich glaube, dass ich noch zwei Jahre Basketball spielen kann.“ Ob das bei Alba Berlin sein wird, ist fraglich. Sein Gegenspieler John Best, der auf 21 Punkte kam und sich im letzten Viertel wegen Krämpfen im Oberschenkel behandeln lassen musste, hatte ihm in der zweiten Halbzeit schwer zu schaffen gemacht.

Es war jedoch nicht nur Alexis, der für die 2:0-Führung nach Spielen verantwortlich war. „Die ganze Mannschaft ist zusammengerückt“, sagte Baldi. Die Bankspieler steuerten insgesamt 30 Punkte bei, jeder Spieler stand mindestens acht Minuten auf dem Parkett. Wenn die zweite Fünf auf dem Feld stand, fiel die Leistung nicht ab.

Trainer Emir Mutapcic war trotzdem nicht zufrieden. „Wir müssen gegen die Euphorie kämpfen.“ Die schwache Freiwurfquote (63 Prozent) sei ein Produkt dieser aufkeimenden Euphorie. Sofort nach der Schlusssirene sagte er seiner Mannschaft: „Wenn wir jetzt nicht auf dem Boden bleiben, verlieren wir den Kampf gegen Leverkusen.“ Acht Niederlagen in der Hauptrunde dürften Warnung genug sein für den fünfmaligen Deutschen Meister. Zumal Aufbauspieler Derrick Phelps (zehn Punkte, fünf Assists) angeschlagen spielt. Seit zwei Wochen schmerzt ihn sein linkes Knie. „Es wäre gut, wenn wir am Samstag weiterkommen würden, dann hätte ich mehr Zeit, um die Verletzung behandeln zu lassen“, sagte Derrick Phelps.

Inzwischen haben Leverkusen und Berlin die Rollen wieder getauscht. Alba fand durch den Pokalsieg zu Stärke und Selbstbewusstsein zurück. „Wenn du den Druck meisterst“, sagte Phelps, „ist das eine gute Sache.“ Als Tabellenvierter und zweimaliger Alba-Bezwinger galten die Bayer Giants vor den Play-offs zumindest als gleichwertig. Nun sagte Bayers Trainer Achim Kuszmann: „Wir haben gesehen, dass wir mithalten können.“

Mithalten ja, aber gewinnen?

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false