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Sport: Nur ein kleiner Sieg

Schalke gewinnt als einzige deutsche Mannschaft in der Champions League – und ist mäßig begeistert

Die Schalker Spieler wurden schon ein wenig ungeduldig. Sie waren allesamt präpariert für die Abreise aus dem Lerkendal-Stadion und warteten seit geraumer Zeit auf Jermaine Jones, der einfach nicht in den Mannschaftsbus kommen wollte. Der Grund dafür war so einfach wie menschlich, der 25-Jährige war für den obligatorischen Dopingtest ausgewählt worden und benötigte ein wenig länger, um seiner Pflicht nachzukommen. Und eigentlich gab es für die Schalker auch keinen Grund, in Hektik zu verfallen. Sie hatten die vorangegangene Partie nach Treffern von Jones und Kevin Kuranyi 2:0 bei Rosenborg Trondheim gewonnen und sich damit die Möglichkeit erhalten, eines ihrer Saisonziele – das Erreichen des Achtelfinales in der Champions League – trotz der 0:1-Auftaktniederlage gegen den FC Valencia noch verwirklichen zu können.

Zumindest das Ergebnis stimmte und hätte zu etwas mehr kollektiver Gelsenkirchener Gelassenheit beitragen können. Eine beruhigende Wirkung wollte sich dennoch nicht einstellen. Die Ursache für das Schalker Fluchtverhalten machte Manager Andreas Müller deutlich, der die Partie im Gegensatz zu Trainer Mirko Slomka („Wir wollten und mussten gewinnen, das haben wir erreicht und sollten darüber glücklich sein“) in einem kritischen Licht betrachtete. „Wir hatten über weite Strecken keine Linie im Spiel. Der Gegner hat uns aus mir nicht erklärlichen Gründen sein Spiel aufgezwängt“, sagte Müller. Und es dürfte genau diese Erkenntnis gewesen sein, die die Schalker trotz des Auswärtserfolgs ins Grübeln gebracht hatte. Gegen Rosenborg Trondheim, derzeit Siebter in der norwegischen Liga, hatten sich die Schalker derart schwer getan, dass wohl selbst den Verantwortlichen Zweifel an der weiteren Konkurrenzfähigkeit ihrer Mannschaft in der Champions League gekommen waren. Von spielerischer Dominanz und taktischer Souveränität war gegen den durchschnittlichen und technisch limitierten Gegner so gut wie nichts zu sehen.

Es war eine von Fehlern durchsetzte Partie, deren Ergebnis Schalkes Mittelfeldspieler Fabian Ernst auf einen „Pflichtsieg“ reduzierte. Ernst merkte zudem noch an, dass es gegen die weiteren Gruppengegner FC Chelsea und FC Valencia einer erheblichen Leistungssteigerung bedürfe, „damit wir unsere Ziele erreichen können“.

Vor allem Schalkes Verteidiger Heiko Westermann, der gleich zu Beginn der Partie mit einer absurden Rückgabe per Kopf seinen Torhüter Manuel Neuer überrascht und um ein Haar ein Eigentor erzielte hatte, war bereits beim Anpfiff eine ungesunde Nervosität anzumerken, die sich nach dem Beinahe-Eigentor blitzschnell auf die gesamte Schalker Mannschaft übertrug und die sich bei einigen Spielern ganz besonders hartnäckig festsetzte. Die größten Auswirkungen musste offenbar Peter Lövenkrands, neben Kevin Kuranyi der zweite nominelle Angreifer der Schalker, erleiden. Während der deutsche Nationalspieler unaufhörlich für seine Mannschaft arbeitete, schien der Däne Lövenkrands davon derartig geschwächt worden zu sein, dass er im weiteren Verlauf keinen einzigen Zweikampf mehr bestritt. Er hatte sich dazu entschieden, an der Partie lediglich noch als Statist teilzunehmen. Peter Lövenkrands schwächte die ohnehin verunsicherte Schalker Mannschaft aufgrund seiner unerklärlichen Lethargie erheblich.

Vor diesem Hintergrund konnte es die Schalker auch nicht so recht erfreuen, dass sie als bisher einzige deutsche Mannschaft in dieser Spielzeit einen Sieg in der Champions League zustande gebracht hatten. „Wir sind froh, dass wir gewonnen haben, der Erfolg war überlebenswichtig für uns. Alles andere ist im Moment zweitrangig“, sagte Schalkes Manager Andreas Müller.

„Wir leben wieder, wir können wieder atmen“, sagte Kapitän Marcelo Bordon dann noch etwas pathetisch und beendete das Gespräch dann abrupt: Jermaine Jones war endlich am Schalker Mannschaftsbus angekommen.

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