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Sport: Nur einer stört

Bei Herthas 2:0-Sieg in Kaiserslautern macht Marcelinho abfällige Gesten gegen Trainer Falko Götz

Es war kurz vor fünf, als der Arbeitstag für den Mann mit der Nummer 10 zu Ende ging. Aufreizend langsam schritt Marcelinho mit nacktem Oberkörper vom Platz, das zusammengeknüllte Trikot in der linken Hand. Die Fans des 1. FC Kaiserslautern pfiffen, denn ihre Mannschaft benötigte jede Sekunde, schließlich lag sie gegen Hertha BSC 0:2 zurück. Doch Herthas Brasilianer trieb beim Abgang nicht die Sorge um die Führung seiner Mannschaft, sondern der Ärger über seinen Trainer. Falko Götz hatte ihn wieder einmal ausgewechselt, und dafür wurde er nun abgestraft, mit zwei Bewegungen seiner rechten Hand, die abfälliger kaum hätten sein können. Es war die einzige Störung an diesem aus Berliner Sicht so erfreulichen Bundesliga-Spieltag. Hertha gewann völlig ungefährdet 2:0 (2:0) und festigte den fünften Platz, der zur Teilnahme am Uefa-Cup berechtigt. Der Beste vor 35 000 Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion war Yildiray Bastürk, der Mann, der seit Wochen mit überragendem Erfolg das Berliner Spiel gestaltet. Vielleicht war Marcelinho deshalb so verstimmt, denn früher war er für diesen Job zuständig.

Götz mochte den Vorfall später nicht kommentieren: „Welcher Brasilianer lässt sich schon gerne auswechseln. Das nehme ich nicht weiter ernst.“ Vor einer Woche war Marcelinho noch glücklich vom Platz gegangen, um sich vom Berliner Publikum für seine beiden Tore zum 2:0 gegen den VfB Stuttgart feiern zu lassen. Gestern hatte er wenig zum Berliner Erfolg beigetragen. Als hängende Spitze blieb Marcelinho weitgehend wirkungslos, einmal abgesehen von einem Distanzschuss an den Außenpfosten und dem Pass, der das 2:0 von Gilberto einleitete.

Bastürk hatte sehr viel mehr auffällige Szenen. Fast jeder der zahlreichen Berliner Angriffe lief über ihn. Er war überall zu finden, beherrschte das Dribbling so gut wie den kurzen und den langen Pass. Zudem bereitete er schon nach einer Viertelstunde das Führungstor vor. Tief in der eigenen Hälfte fing Bastürk einen Fehlpass von Fabian Schönheim ab. An der rechten Linie lief er bis zum Strafraum, spielte ab auf Schröder, bekam den Ball zurück und erinnerte den armen Schönheim mit zwei schnellen Haken daran, dass ein A-Jugendspieler in der Bundesliga noch viel lernen muss. Den anschließenden Rückpass schoss Pantelic zum 1:0 in die lange Ecke. Es war das zehnte Saisontor des Serben, den Hertha gern behalten würde. „Wir haben uns dahingehend entschieden, aber unsere finanziellen Möglichkeiten sind begrenzt“, sagte Herthas Manager Dieter Hoeneß. „Ich werde demnächst zum Verhandeln nach Belgrad fahren, dann sehen wir weiter.“

Am zweiten Tor war Pantelic nur als Gratulant beteiligt. Es fiel über die andere, die linke Seite. Einen Freistoß führten die Berliner gar nicht mal schnell aus, aber eben doch zu schnell für die lethargischen Lauterer. In aller Ruhe lief Gilberto in den Strafraum, überlegte noch kurz, ob er vielleicht abspielen solle auf Pantelic, doch dann machte er es lieber selbst und drosch den Ball mit links unter die Latte.

Das Berliner Mittelfeld, angeführt von Bastürk, dominierte das Spiel nach Belieben. „Die Hertha im Frühjahr 2006 zeichnet sich durch Konzentration und Disziplin aus“, sagte Abwehrchef Dick van Burik, der wie gegen Stuttgart mit Josip Simunic eine souveräne Innenverteidigung bildete. In Verlegenheit kamen die Berliner nur in der zweiten Halbzeit ein wenig.

Ob es schon mal so einfach gewesen sei, in Kaiserslautern zu gewinnen, wurde Götz später gefragt. „Ich habe hier eine sehr gute Bilanz“, sagte der Trainer, „und ich hoffe, dass ich sie ausbauen kann.“ Das würde allerdings voraussetzen, dass der FCK die Klasse hält – und für diese These war der desaströse Auftritt gegen Hertha ein denkbar ungeeignetes Beweismittel.

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