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Sport: Nur Helden dürfen ran

Ein solches Interesse am österreichischen Fußball hat es seit Jahren nicht gegeben. Das Unentschieden, das eine österreichische Notelf aus jungen und ganz alten Spielern gegen Israel ertrotzt hat, macht es möglich.

Ein solches Interesse am österreichischen Fußball hat es seit Jahren nicht gegeben. Das Unentschieden, das eine österreichische Notelf aus jungen und ganz alten Spielern gegen Israel ertrotzt hat, macht es möglich. Heute, im ersten Ausscheidungsspiel um die Teilnahme an der WM, treffen Österreich und die Türkei aufeinander. Binnen 48 Stunden war das Ernst-Happel-Stadion in Wien ausverkauft: 48 000 Karten. Bei Bundesliga-Spielen sind 5000 Zuschauer das höchste der Gefühle. Und auch das Medien-Interesse war gewaltig: Zum ersten Mal seit Menschengedenken reichen die 150 Presseplätze nicht aus. Mehr als 100 Reportern wurde abgesagt.

Grund für die Begeisterung sind nicht nur Österreichs WM-Perspektiven an sich, sondern auch die neuen Fußball-Helden der Nation, die in Tel Aviv ein 1:1 gegen Israel erzielt und damit die WM-Chance gerettet hatten. Nach der Absage von 14 Nationalspielern, von denen die meisten aus Sicherheitsgründen nicht in den Nahen Osten reisen wollten, hatte Teamchef Otto Baric praktisch über Nacht eine völlig neue Mannschaft zusammengestellt - und praktisch gewonnen, denn das 1:1 reichte. Jetzt dürfen genau die Spieler, die sich in Israel bewährt haben, wieder ran. Sehr zum Ärger der etablierten Elf. Dietmar Kühbauer vom VfL Wolfsburg schimpft, dass allen Spielern, die aus Sicherheitsbedenken nicht nach Israel hatten fahren wollten, "Straffreiheit" zugesichert worden sei. Bei der Aufstellung gegen die Türkei aber wurden sie übergangen. Unter diesen Umständen, meckert Kühbauer, "muss schon viel passieren, dass ich wieder einmal für die Nationalelf spiele".

An Otto Baric perlt die Kritik ab. Der Teamchef sagt trocken: "Die Spieler, die in Israel dabei waren, haben gut gespielt. Es gibt keine Veranlassung, den Kader zu ändern." Und: "Die Leistungen derer, die sich nicht nach Israel getraut haben, waren soundso in letzter Zeit nicht besonders." Da ist es wieder, das Argument mit den Feiglingen. Kühbauer und seine Freunde werden es wohl nie wieder los.

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