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Blickrichtung abwärts. Bremens Kapitän Torsten Frings hat nicht mehr die Dynamik früherer Tage. Foto: dapd

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Sport: Nur noch kläglich

Bei Werder Bremen rächt es sich nun, dass der Klub im Winter nicht personell nachgelegt hat

Mit seinen vielen Aufgaben beim Krisenklub Werder Bremen war Torsten Frings am Samstagnachmittag ziemlich überfordert: das Mittelfeld beackern und gleichzeitig der Antreiber sein, das ist längst zu viel für Frings. Klar, er traut es sich immer noch zu. Doch zum einen hat Frings nicht mehr die Dynamik früherer Tage, und zum anderen muss es auch wenig Spaß machen, mit Nebenmännern wie Aaron Hunt und Philipp Bargfrede zu spielen: Hunt verrichtete sein Tagwerk weitgehend sinnfrei, Bargfrede ist im Abstiegskampf einfach überfordert. Allein auf weiter Flur handelte sich Frings in der 40. Minute auch noch die fünfte Gelbe Karte ein, er wird am Sonntag gegen Bayer Leverkusen fehlen. In dieser Gemengelage beschlich ihn später ein ungutes Gefühl: „Es sieht wirklich nicht gut aus bei uns gerade. Wir müssen schnellstens etwas verändern, sonst wird es schwer, da unten rauszukommen.“

Nicht erst seit dem 0:4 beim Hamburger SV haben die Bremer verstanden, dass sie wohl bis zum letzten Spieltag mit dem Abstiegskampf befasst sein werden. Im Grunde läuft es ja seit Mitte November unrund, und die beiden Niederlagen zu Hause gegen Lautern Ende des Jahres und in Köln im Januar haben jedem verdeutlicht, was Sache ist an der Weser. Den Verlust Mesut Özils hat Werder in Wirklichkeit nie kompensiert. In der Abwehr fehlt Innenverteidiger Naldo zudem an allen Ecken und Enden. Er wird in dieser Saison nicht mehr spielen wegen seiner langwierigen Knieverletzung.

Es wurde ziemlich viel schöngeredet, vor allem Trainer Thomas Schaaf punktete in dieser Disziplin, und Vorstand Klaus Allofs stand ihm in nicht viel nach. Unter dem Strich blieben aber zwei Sätze des Bremer Führungsduos hängen: „Wir haben heute richtig auf die Mütze bekommen“, sagte Schaaf. Allofs meinte: „Defensiv war das indiskutabel.“

Werder blamierte sich dabei in den Schlussminuten, als aus dem Hamburger 1:0 durch Petric noch diese hohe Niederlage durch die beiden Tore von Guerrero und dem Treffer Ben-Hatiras wurde. 48 Gegentore haben die akut abstiegsgefährdeten Bremer nun. Schlechter verteidigt nur Mönchengladbach.

Am Samstag gegen einen lange Zeit schwachen HSV erwischte vor allem Nationalspieler Per Mertesacker einen rabenschwarzen Tag. Das erste HSV-Tor bereitete er mit Silvestre sozusagen vor, beim zweiten Treffer verlor er den Ball laienhaft an Petric. Allerdings hat es Mertesacker auch schwer in einem Team, das ihm die Verantwortung zuschiebt – bei Werder sind alle anderen Defensivspieler froh, wenn sie den Ball nicht haben. Mertesacker badete das am Samstag aus.

Und im Angriff sind die Bremer nur noch kläglich mit ihren 28 Toren. Hunt, Arnautovic, Marin? Einzelkönner, aber keine Abstiegskämpfer. Plötzlich ist Werder Bremen auf Rang 16 eine realistische Variante für den Mai des Jahres. Am Sonntag machte nur Hoffnung, dass Wesley und Pizarro wieder trainierten. Allofs sagte: „Einige Verletzte kommen zurück, das wird uns helfen.“ Werder Bremen im Abstiegskampf: Die Mannschaft, die am Samstag auf dem Platz stand, war keinesfalls besser als der derzeitige Tabellenplatz. Und wer von der Bank kam, hat auch nicht weitergeholfen. Dass Werder Bremen im Winter nicht nachgelegt hat und ins finanzielle Risiko gegangen ist, um einen namhaften Akteur zu verpflichten, könnte ein fataler Fehler gewesen sein.

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