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Nur Schumacher patzt: Vettel, Rosberg, Sutil: Man rast Deutsch

Bei Sebastian Vettels Formel-1-Sieg in Malaysia überzeugen auch seine deutschen Landsleute Nico Rosberg und Adrian Sutil – nur Rekordweltmeister Michael Schumacher rätselt weiter.

Sie wollten gar nicht mehr aufhören zu jubeln. Machten Siegerfotos mit Pokal und der ganzen Mannschaft, spritzen mit Champagner, und ließen sich auch von einer Horde Fotografen und Kameraleute nicht die Laune verderben. Sebastian Vettel, sein Teamkollege Mark Webber und die Red-Bull-Truppe feierten ihren Doppelsieg beim Grand Prix von Malaysia so intensiv, als wäre es der erste Sieg für das Team überhaupt gewesen – oder sogar ein WM-Titel. Das zeigt, wie groß die Erleichterung darüber war, dass es endlich mit dem ersten Erfolg in dieser Saison geklappt hat. In den zwei Rennen zuvor hatten technische Probleme Vettel einen Strich durch die Rechnung gemacht. „Das war schon fast ein Felsbrocken, der mir vom Herzen gefallen ist“, sagte Vettel strahlend.

Er hatte seinen Erfolg auf den ersten Metern bis zur ersten Kurve sichergestellt, als er von dritten Startplatz aus an seinem Teamkollegen Webber und Nico Rosberg im McLaren-Mercedes vorbeifuhr. „Das war sicher eine Vorentscheidung, danach konnte ich das Rennen eigentlich immer kontrollieren“, freute sich der 22-Jährige, der sich auf dem Siegerpodest einen großen Schluck aus der Champagnerflasche gegönnt hatte und sich auf der Siegerpressekonferenz „ein bisschen beschwipst“ fühlte. „Mark hat zwar immer wieder gepusht, aber dann musste ich eben auch ein bisschen pushen. Allerdings kam es auch darauf an, die Reifen zu schonen – aber ich denke, ich habe das alles ganz gut hingekriegt“, sagte er.

Die Überlegenheit, mit der Vettel und sein Team das Rennen beherrschten, muss der Konkurrenz eigentlich Angst einjagen: Denn eines war deutlich zu sehen: Ans Limit mussten Vettel und Webber nie gehen. „Die haben das ganz kontrolliert nach Hause gefahren, die hätten auch noch um einiges schneller fahren können,“ sagte Formel-1-Experte Niki Lauda, „die fahren im Moment in einer eigenen Liga.“ So ärgert sich Vettel, der im Moment in der WM gemeinsam mit Fernando Alonso zwei Punkte hinter Ferrari-Pilot Felipe Massa auf Platz zwei liegt, weniger über die in den beiden ersten Rennen verlorenen Punkte. „Wenn man weiß, dass man ein wirklich schnelles Auto hat, dann kann man natürlich auch darauf vertrauen, dass man mal schneller was gutmachen kann“, sagte er, „hier hat man ja gesehen, dass die anderen auch Probleme haben.“ So schied Alonso kurz vor Schluss mit Motorschaden aus. Ferrari scheint, was sich in Bahrain schon andeutete, bei Hitze tatsächlich Motorenprobleme zu haben.

Aber Vettel war nicht der einzige Deutsche, der in Malaysia glänzte. Nico Rosberg, gesundheitlich nicht ganz fit, holte als Dritter den ersten Podestplatz für Mercedes in dieser Saison. Er nutzte die Chance, die sich den Silbernen auch dadurch bot, dass sich im verregneten Qualifying am Samstag die Rivalen von McLaren und Ferrari verzockt hatten und von weit hinten starten mussten. „Ich bin überglücklich, dass es geklappt hat“, sagte Rosberg, „aber es ist natürlich trotzdem ein Fakt, dass uns bei Mercedes noch einiges an Arbeit bevorsteht. Wir sind schon noch ein Stückchen hinten, wenn man es realistisch sieht.“

Auch Adrian Sutil freute sich. Er konnte seinen vierten Startplatz endlich auch in ein Top-Ergebnis umwandeln. „Ich bin mit meinem fünften Platz sehr zufrieden“, sagte er, „unsere Geschwindigkeit war wirklich gut, wir haben gezeigt, dass Force India jetzt wirklich konkurrenzfähig ist und wir die Großen schon ein bisschen ärgern können.“ Immerhin hielt der Gräfelfinger fast das halbe Rennen lang den mit frischen Reifen angreifenden Freund Lewis Hamilton hinter sich: „Es ist etwas Besonderes für mich, wenn ich ihn wie heute im direkten Fight schlagen kann – weil ich ihn immer noch für den Besten im Feld halte.“

Formel-1-Neuling Nico Hülkenberg hatte im Qualifying mit dem fünften Rang überrascht, konnte diesen Platz im Rennen nicht ganz halten, holte aber als Zehnter dennoch den ersten WM-Punkt seiner Karriere. Der wurde allerdings vom Team und seiner Umgebung mehr gefeiert als von Hülkenberg selbst, der sich „eigentlich etwas mehr erwartet“ hatte und im ersten Moment sogar eher enttäuscht war. „Aber wenn ihr meint, dass der erste Punkt Grund zur Freude ist, gut, dann ist das wohl so“, sagte er lakonisch. „Trotzdem ist unser Auto zu langsam.“

Dass Timo Glock mit dem Virgin einen Ausfall zu verzeichnen hatte, war keine Überraschung. Dass aber auch Michael Schumacher wieder keinen Erfolg zu verzeichnen hatte, erstaunte schon eher. Schon der achte Platz im Qualifying war für den früheren Regenkönig der Formel 1 eine Enttäuschung. „Ich habe nach der langen Pause die Regenreifen etwas falsch eingeschätzt“, sagte er. Im Rennen stoppte ihn auf Rang sechs liegend nach neun Runden eine lose Radmutter. Was ihn aber nicht umwarf. „Ich hätten sicherlich gerne mehr gezeigt“, sagte er, „diese Dinge gehören zum Motorsport dazu, man kann sich darüber ärgern oder gelassen reagieren und nach vorne schauen – und das tue ich im Moment auch.“ Auch ein vorzeitiges Ende seines Comebacks steht offenbar nicht zu befürchten. Michael Schumacher sagte: „Ich habe definitiv Spaß an der Formel 1.“

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