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Sport: Nutzwert der Niederlage

Bayern unterliegt Bremen 0:1 – die zweite Unebenheit auf dem Weg zum Titel

München. So viel Trubel hinterlässt Spuren, bei gewöhnlichen Menschen ohnehin, aber auch bei Oliver Kahn. Zu Wochenbeginn musste sich der Nationaltorwart mit persönlichen Problemen konfrontieren lassen; Mittwoch bekam er den Goldenen Ring der Stadt München; gestern wurde er zum Welttorhüter des Jahres 2002 geehrt und schließlich wurde ihm die wohl höchste Auszeichnung zuteil, die ein deutscher Fußballspieler erreichen kann: Auf ein orangefarbenes Tuch hatten Fans aus dem Nachbarland „Oliver Kahn Fanclub Holland“ gepinselt.

Allerlei Aufregung also für eine Woche, und am Ende entlud sie sich in altbekannter Form. Nachdem sich seine Vorderleute recht dilettantisch dabei angestellt hatten, die vielen Gelegenheiten gegen Werder Bremen zu nutzen, da wollte er für die „fehlende letzte Konsequenz“ selbst sorgen. Wie vor zweieinhalb Jahren in Rostock schlich er sich in der Schlussphase in den gegnerischen Strafraum, schraubte sich hoch, und als die Flanke in seine Richtung kam, ballte er die Fäuste, um den Ball ins gegnerische Tor zu boxen – leider ohne Erfolg. So konnte auch Kahn die 0:1-Niederlage nicht verhindern, die zweite Unebenheit in Folge auf Bayerns Weg zur 18. Meisterschaft.

Normalerweise sind Heimniederlagen für den FC Bayern schwer zu verkraftende Ereignisse, gestern hielt sich der Zorn in Grenzen. Ärgerlich waren zwei hässliche Randerscheinungen des Resultats: „Wir haben seit siebzehn Spielen nicht mehr verloren“, erinnerte der von der Kirch-Affäre ohnehin arg genervte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, zudem riss eine zweite hübsche Serie: Am Montag wären es zwei Jahre gewesen, dass Bayern das letzte Heimspiel verlor.

„Das war heute wie immer gegen Bremen“, sagte Giovane Elber: „Wir können unsere Chancen nicht nutzen, und Bremen gewinnt durch ein glückliches Tor.“ Tatsächlich konnte man Johan Micoud nur mit Wohlwollen Absicht bei seinem Tor des Tages unterstellen. Seine Flanke von der seitlichen Strafraumbegrenzung verwandelte sich in der Luft zu einem gemeinen Schlenzer.

Am Ende mochte Kahn einen Nutzwert in der Niederlage gefunden haben: „Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, dass wir jetzt noch mal richtig Gas geben müssen.“ Entkrampft ging er mit der Niederlage um. Vielleicht war es die Vorfreude auf eine ruhigere Woche.

Daniel Pontzen

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