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Sport: Österreich verliert auf der Streif Norweger Kjus gewinnt die Abfahrt von Kitzbühel

(Tsp). Lasse Kjus kommt aus Norwegen.

(Tsp). Lasse Kjus kommt aus Norwegen. Das lässt vermuten, dass er mit Emotionen sparsam umgeht. Aber wenn ein Norweger in Österreich eine Abfahrt gewinnt, ausgerechnet die berühmte Streif und dabei den österreichischen Spitzenfahrer Stefan Eberharter besiegt, dann darf auch ein Skandinavier aus sich herausgehen. Kitzbühel gestern, der Zielraum: Kjus schrie auf, er riss seine Skier in die Höhe, ein triumphierender Blick, ein Freudenschrei: Geschafft! Stephan Eberharter war gerade ins Ziel gerast. Kjus wartete dort schon, er hatte die Bestzeit erreicht (1:58,78 Minuten), alle Topfahrer waren schon im Ziel, nur Eberharter, die Startnummer 30, fehlte noch. Nun fehlte Eberharter nicht mehr, aber er war eine Hundertstelsekunde langsamer als Lasse Kjus. Ein Wimpernschlag nur. Aber Vorsprung ist Vorsprung, die übermächtigen Österreicher, die in dieser Saison einen Sieg nach dem anderen herausfahren, sind ausgerechnet in Kitzbühel besiegt. Es war eine große Überraschung für alle NichtÖsterreicher. Und es war eine Schmach für viele Österreicher.

Genau fünf Jahre zuvor hatte Kjus, der 33-jährige Norweger, zum ersten Mal in Kitzbühel die Abfahrt, eine Sprint-Abfahrt, um genau zu sein, gewonnen. Es sollte bis gestern auch das letzte Mal bleiben. Der US-Amerikaner Don Rahlves, der im vergangenen Jahr hier gewonnen hatte, belegte Platz drei (1:58,98). „Es war ein großer Traum, auch einmal die richtige Abfahrt zu gewinnen. Ich war sicher, dass mich die anderen noch abfangen würden“, sagte Kjus. Er hat mit seinem 16. Weltcupsieg wieder die Führung im Gesamtweltcup vor dem Österreicher Benjamin Raich übernommen.

Stephan Eberharter reagierte gelassen auf seine knappe Niederlage. Das überrascht auch nicht. Der Österreicher ist ein souveräner Mann, einer, der oft genug über den Dingen steht, wenn die ersten Emotionen vorbei sind. „Ich habe so oft Glück gehabt und selber mit einem Vorsprung von Hundertstel-Sekunden gewonnen, jetzt hat es mich halt auch mal erwischt“, sagte Eberharter, der Gesamt-Weltcupsieger von 2003.

Florian Eckert aus Lenggries beendete sein erstes Rennen in Kitzbühel mit 3,88 Sekunden Rückstand auf Platz 45. Aber dem Weltmeisterschafts-Dritten von 2001 ging es vor allem darum, dass er langsam wieder Sicherheit bekommt. Er hat zwei harte Verletzungsjahre hinter sich, er tastet sich erst wieder an die Weltspitze heran. „Ich fahre noch nicht so schnell, aber das wird noch kommen“, sagte Eckert. Die Streif war erst sein zweites Weltcup-Rennen seit dem Bruch des Schienbeinkopfes im November 2001.

Eckert hatte im Training noch Platz 32 belegt, eine angenehme Überraschung, aber im Rennen konnte er diese Leistung nicht bestätigen. „Ich bin teilweise in der Prärie rumgefahren“, sagte er. „Aber es hat Spaß gemacht. Die Überwindung ist mir leicht gefallen. Jeder Lauf und jede Trainingsfahrt bringen mich weiter.“ Sein Bein ist zwar schmerzfrei, aber Experten gehen davon aus, dass ein Athlet in der Regel erst nach vielen Wochen wieder sein früheres Leistungsvermögen erreicht. Es geht schließlich weniger um köperliche Probleme, viel bedeutsamer ist die Tatsache, dass ein Läufer, der schwer verletzt war, instinktiv weniger Risiko eingeht.

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