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Sport: Österreichischer Fußball: Wiener Schmäh

Man sollte es nicht glauben, aber es gibt Dinge, über die Österreicher nicht gerne sprechen - vor allem dann nicht, wenn sie aus Wien stammen. Politik ist so ein Ding oder die eigene Vergangenheit.

Man sollte es nicht glauben, aber es gibt Dinge, über die Österreicher nicht gerne sprechen - vor allem dann nicht, wenn sie aus Wien stammen. Politik ist so ein Ding oder die eigene Vergangenheit. Aber das hier ist weder die richtige Zeit noch der richtige Ort, um darüber zu sprechen. Also Fußball. Fußball? Auch so eine Sache. Wien hat zwei Mannschaften, die Austria und Rapid Wien, die eines gemeinsam haben: Viel Vergangenheit und wenig Zukunft. Seit fünf Jahren werden in Österreich immer Provinzklubs Meister, Graz und so. Die Hauptstadt sackte ins sportliche Mittelfeld ab.

Die Wege aus der Krise sind unterschiedlich. Die Austria hat einen potenten Geldgeber, den greisen Austro-Kanadier Frank Stronach, der jährlich Millionen in die Kasse pulvert, damit die Austria nicht nur Österreichischer Meister, sondern auch Champions League-Sieger wird. Die Aussichten? Naja. Rapid hatte im Sommer die wenigen Stars, die der Klub hatte in Rente geschickt und wollte nun "der Jugend eine Chance" geben. Für echte Fans ein Zeichen, dass es heuer gegen den Abstieg gehen wird. In der vorvergangenen Runde stürmten sie deshalb bei einem Heimspiel in der 75. Minute das Spielfeld.

Am Sonntag war also das 100-und-xte Wiener Derby. Ein grottenschlechter Kick, zwei Rote und eine Gelb-Rote Karte, kaum Torchancen, das Ergebnis (2:1 für die Austria) ist zweitrangig. Wirklich lustig wurde das Match im Verlaufe dieser Woche. Frank Stronach feuerte wegen des schlechten Spiels den siegreichen Austria-Trainer Arie Haan, der 13. Austria-Trainer seit 1992. Die beim Spiel anwesenden Journalisten hatten eher damit gerechnet, dass Rapid den Trainer entlassen würde. Der wurde aber Sonntag in seinem Amt bestätigt - bevor er dann Montag entlassen wurde und jetzt gegen seinen Verein klagen will. Wie es weitergeht? Schwer zu sagen. In dieser Saison gibt es noch mindestens drei Derbys. Da kann viel passieren. Doch darüber reden sie nicht gern, die Wiener.

Markus Huber

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