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Sport: Offene Türen

Bundespräsident Johannes Rau empfängt Dopingopfer der DDR

Berlin (hude). Bei Birgit Boese fing es früh an. Schon mit zwölf Jahren bekam sie beim Training Pillen verabreicht. Man sagte ihr, es seien Vitamine. Die Pillen waren Dopingmittel, Teil eines Systems, um Erfolge im Sport zu erzielen. Doch bevor die Kugelstoßerin für die DDR Weltrekorde aufstellen konnte, musste sie ihre Karriere noch als Jugendliche wegen einer Verletzung beenden.

Heute ist Birgit Boese schwer krank, sie leidet unter anderem an Wirbelsäulenschäden und Übergewicht. Gestern hatten sie und vier weitere Dopingopfer der DDR die Gelegenheit, mit Bundespräsident Johannes Rau im Schloss Bellevue über ihre Probleme zu sprechen. Rau hatte das Gespräch im Februar bei der BiathlonWeltmeisterschaft in Oberhof angeregt. Neben Birgit Boese traf er die Turnerin Dagmar Heinowski, die Biathleten Jürgen Grundler und Andreas Heß sowie den Radfahrer Wolfgang Loetsch. Es war das erste Treffen eines deutschen Spitzenpolitikers mit Dopingopfern.

90 Minuten dauerte das Gespräch. „Es ist wichtig, dass das Schicksal dieser Menschen nicht in Vergessenheit gerät“, sagte der Bundespräsident anschließend. Birgit Boese war mit dem Gespräch durchaus zufrieden. „Es hat uns Türen geöffnet, die uns ohne den Bundespräsidenten vielleicht verschlossen geblieben wären“, sagte sie. Am Tisch im Schloss Bellevue saßen neben Rau auch Politiker der Bundestagsfraktionen von SPD und Union sowie Vertreter des Nationalen Olympischen Komitees und Manfred von Richthofen, Präsident des Deutschen Sportbundes.

Die Opfer waren mit dem Anliegen an die Politik herangetreten, neben den Zahlungen aus dem Dopingopferfonds Zusatzrenten zu erhalten, wie sie auch Stasi-Opfern zugestanden werden. „Unsere Existenzsituation ist unbefriedigend“, sagt Boese. Hinzu komme, dass viele Opfer heute 30 oder 40 Jahre alt sind. Manche Langzeitschäden des Dopings könnten daher erst in den kommenden Jahren auftreten. Nach dem gestrigen Treffen ist die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass die Opfer doch noch eine Rente erhalten. Für Birgit Boese wäre das zusätzliche Geld eine große Hilfe. Denn von langwierigen Schadenersatzklagen hat sie mittlerweile genug: „Wir haben die Kraft dafür nicht mehr.“

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