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Jubel über den 19. Meistertitel: Fenerbahces Spieler profitierten aber auch von der Schwäche der Konkurrenz.

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Ofsayt - Die Fußballkolumne aus der Türkei: Fenerbahce Istanbul - ihre Stärke ist die Schwäche der Anderen

Ein Meister und viel Katzenjammer: Fenerbahce Istanbul hat sich vier Spiele vor Saisonschluss seine 19. Meisterschaft in der Türkei gesichert. Doch Fenerbahce errang den Titel nicht durch die eigene Qualität allein.

Vier Spieltage vor Saisonende hat Fenerbahce Istanbul die 19. türkische Fußballmeisterschaft für den Verein unter Dach und Fach gebracht. Den wegen ihrer blau-gelben Trikots „Kanarienvögel“ genannten Spielern genügte am Wochenende ein 0:0 zu Hause gegen Rizespor von der Schwarzmeerküste, um sich mit 68 Punkten unheilholbar vom Rest der Liga absetzen können. Die Konkurrenz half beim frühen Erfolg nach Kräften mit. 

Mannschaft, Funktionäre und Fans von Fenerbahce feierten ausgelassen – es lag eine „Jetzt erst recht“-Stimmung in der Luft. Wegen einer UEFA-Sperre aufgrund von Spielmanipulationen in der Saison 2010/2011, als Fenerbahce ebenfalls Meister wurde, kann der Verein trotz des Erfolges nicht in der Champions League spielen. Präsident Aziz Yildirim soll nach einer kürzlichen Entscheidung des türkischen Berufungsgerichtshofes bald eine Haftstrafe wegen seiner Beteiligung an der damaligen Schieberei antreten. 

Auch die Meisterschaftsfeier im Heimstadion des neuen Titelträgers auf der asiatischen Seite von Istanbul war anders als sonst: Wegen Fan-Ausschreitungen durften nur Frauen und Kinder in die Arena. Einige der männlichen Anhänger suchten ihren Spaß offenbar anderswo. Mutmaßliche Fenerbahce-Fans verwüsteten ein Geschäft mit Fan-Artikeln des Lokalrivalen und abgelösten Meisters Galatasaray Istanbul.

Die Konkurrenz von Fenerbahce war am Ende auffällig schwach

Fenerbahce errang den Titel nicht durch die eigene Qualität allein. Die wichtigsten Konkurrenten der „Kanarienvögel“ – Galatasaray, Besiktas Istanbul sowie das Schwarzmeer-Team Trabzonspor – agierten in der zu Ende gehenden Saison auffällig schwach. „Haben Sie Galatasary, Besiktas und Trabzonspor schon einmal so schlecht spielen sehen wie in dieser Saison?“ fragte der Kommentator Hincal Uluc in der Zeitung „Sabah“. Aus Anatolien drohe den Istanbuler auch keine Konkurrenz, kritisierte Uluc – noch vor ein paar Jahren hatte die nordwesttürkische Mannschaft Bursaspor die drei großen Istanbuler Clubs, die normalerweise die Meisterschaft unter sich ausmachen, mit einem Titelgewinn gedemütigt.

Nicht nur Uluc meckert. Nachdem Besiktas Istanbul am Wochenende im zentralanatolischen Sivas eine 3-0-Niederlage einstecken musste, wurden die Spieler bei der Rückkehr am Istanbuler Flughafen von wütenden Fans empfangen, die den Mannschaftsbus attackierten. Ein enttäuschter Anhänger hatte ein selbst gemaltes Hinweisschild dabei, das den hochbezahlten Profis den Weg zu Istanbuler Edel-Nachtclubs wies: eine Anspielung darauf, dass sich einige Besiktas-Akteure mehr für ihr Partyleben zu interessieren scheinen als für ihre Leistung auf dem Spielfeld. Erst vergangene Woche war der bei Besiktas spielende frühere HSV-Spieler Gökhan Töre in den frühen Morgenstunden in einer Istanbuler durch Schüsse verletzt worden.

Didier Drogba soll auf dem Sprung zu Juventus Turin sein

Feuchtfröhliche Feiern zur späten Stunde können sich aber nur die Spieler des frischgebackenen Meisters leisten. Für Besiktas, Galatasaray und Trabzonspor geht es wegen des Banns gegen Fenerbahce in den letzten Spieltagen um die beiden türkischen Plätze in der Champions League.

Doch nicht nur die Nachtclubs am Bosporus hindern einige Profis am vollen Einsatz – so mancher befasst sich mit dem nächsten Karriereschritt oder ist verletzt. Bei Didier Drogba beides der Fall. Der Ivorer soll bei Galatasaray auf dem Absprung sein; angeblich verhandelt der 36-jährige mit Juventus Turin. Gelohnt hat sich sein Aufenthalt in Istanbul laut türkischen Presseberichten aber trotzdem. In seinen anderthalb Spielzeiten bei Galatasaray hat Drogba demnach zehn Millionen Euro verdient.

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