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Eindeutig vielseitig. Der 22 Jahre alte Giffey (links, hier beim Supercup gegen Mazedonien) bringt alle Fähigkeiten mit, die ein moderner Basketballer benötigt. Foto: dpa

© dpa

Sport: Ohne Fehlwurf und Tadel

Beim Sensationserfolg über Frankreich feiert der Basketballer Niels Giffey seinen Durchbruch.

Ljubljana - Niels Giffey hörte gar nicht mehr auf zu grinsen. Unter dem Jubel der deutschen Fans nahm der 22 Jahre alte College-Basketballer die vielen Glückwunsche entgegen, gab im Dunkel der Nacht zahlreiche Autogramme und kletterte mit einer Banane in der Hand glückselig in den Mannschaftsbus. Die EM in Ljubljana habe „sich schon gelohnt für mich persönlich“, hatte der gebürtige Berliner bereits aufgrund seiner Nominierung gesagt. Nach dem 80:74-Sensationssieg im ersten Spiel über Frankreich sagte er ungläubig: „Das ist der i-Punkt darauf, wer hätte das gedacht.“ Das zweite Spiel am Mittwoch gegen Belgien war erst nach Redaktionsschluss beendet.

Giffey steht wie kein anderer für den Umbruch im deutschen Team. In der Vorbereitung hatte er seine Länderspiel-Premiere gefeiert, rechtfertigte als Mitglied der ersten Fünf das Vertrauen von Bundestrainer Frank Menz und gab in Ljubljana gegen den Vize-Europameister von 2011 ein glänzendes Debüt auf internationalem Parkett. Keinen Fehlwurf leistete sich Giffey bei seinen 14 Punkten, sicherte mit unermüdlichem Einsatz fünf Rebounds. Defensiv stellte er NBA-Star Nicolas Batum weitgehend kalt.

Er habe „damit gerechnet, dass er Spiele haben wird, in denen er explodiert“, sagte Menz. „Ich glaube, dass er Riesenpotenzial hat und der deutschen Nationalmannschaft sehr helfen wird. Es ist schön, dass er hier schon Erfahrung sammeln und sogar Akzente setzen kann.“

Auch als Plattform begreife er diese Euro, sagte Giffey, der unter Menz die deutsche U 20 bei der EM 2011 auf Platz fünf geführt hatte. Das Turnier als größte Bühne zur Bewerbung für die erste Anstellung als Profi: Seit drei Jahren läuft der Flügelspieler für die Universität von Connecticut auf, gewann 2011 die prestigeträchtige US-Universitätsmeisterschaft.

Nach den Absagen der fünf deutschen NBA-Profis um Superstar Dirk Nowitzki sorgt Giffey für etwas amerikanischen Touch im deutschen Team – nicht nur mit seiner athletischen Spielweise: Die Nationalmannschaft sei ein „besonderes Event für die Spieler, weil es weniger straight business ist, sondern familiärer“, fasste er seine ersten Erfahrungen zusammen.

Während mehrere EM-Fahrer durch die zu erwartenden Verstärkungen kommenden Sommer durch NBA-Neuling Dennis Schröder und Co. in Slowenien um ihre Zukunft im Nationalteam spielen, dürfte Giffey diesen Platz sicher haben. „Ich schätze an ihm seine Vielseitigkeit“, lobte Menz. „Er ist der Prototyp eines Shooting Forwards, der auch aus der Halbdistanz werfen kann, aus dem Dribbeln mit dem Rücken zum Korb, der Dreier werfen kann.“ Zudem überzeugt Giffey mit Verteidigung, kämpft auch offensiv um jeden Rebound. „Eigentlich hat er das ganze Paket, er muss nur physisch noch stärker werden“, meint Menz.

Für einen Sprung in die beste Liga der Welt müsste sein jüngster Starter den schlaksigen Körper noch etwas aufpolstern. „Es ist ein schmaler Weg“, sagte Giffey zu seinen NBA-Ambitionen. „Ich habe die Grundvoraussetzungen dafür, muss aber noch extrem hart arbeiten, dass ich eine kleine Chance habe.“ Er hoffe, nach seinem anstehenden letzten College-Jahr auf ein Training bei einem NBA-Klub, „um mich zu bewerben“. Dass Träume wahr werden können, erlebt Giffey gerade in Slowenien. Tsp/dpa

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