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Sport: Ohne Glück und Diplomatie

Christian Hönicke über den Rauswurf von Niki Lauda bei Jaguar Was waren Formel1-Übertragungen für ein Genuss, als Niki Lauda noch im RTL-Studio saß. Man quälte sich sogar morgens aus dem Bett, um dem dreifachen Weltmeister dabei zuzuhören, wie er etwa Damon Hills Fahrstil mit dem seiner Oma verglich.

Christian Hönicke über den

Rauswurf von Niki Lauda bei Jaguar

Was waren Formel1-Übertragungen für ein Genuss, als Niki Lauda noch im RTL-Studio saß. Man quälte sich sogar morgens aus dem Bett, um dem dreifachen Weltmeister dabei zuzuhören, wie er etwa Damon Hills Fahrstil mit dem seiner Oma verglich.

In Zukunft darf man wieder verstärkt auf solche Aussagen hoffen. Der Rennstall Jaguar entband den Österreicher gestern von seinem Posten als Teamchef. Er soll dem Rennstall künftig als Berater zur Verfügung stehen. Damit könnte sich Lauda wieder darauf konzentrieren, was er neben Autofahren am besten kann: kommentieren und kritisieren.

Der Hintergrund sieht freilich etwas unangenehmer aus. Offizielle Begründung für die Maßnahme ist, dass Jaguar die Arbeit im Team auf „eine höhere Ingenieursbasis“ stellen will. Das klingt, als wenn der 25-malige Grand-Prix-Sieger keine Ahnung von Technik hätte! Dabei ist Lauda für den Misserfolg des vergangenen Jahres nur bedingt verantwortlich. Erst vor der Saison hatte er Bobby Rahal als Teamchef abgelöst und konnte an Auto und Team nur noch wenig ändern.

In Führungspositionen hat Niki Lauda weit weniger Glück als einst auf den Rennstrecken. Erst letztes Jahr wurde er aus seiner eigenen Fluglinie Lauda Air vertrieben. Er selbst ist daran nicht unschuldig. Vielleicht ist er zu kritisch, sich selbst und anderen gegenüber. Als Manager braucht es auch positive Ausstrahlung, Begeisterung, Spaß. Das alles hat Lauda, keine Frage, er kann es nur schwer vermitteln. Sein beißender Witz ist ein Genuss für Außenstehende, für Mitarbeiter muss er manchmal der blanke Horror sein. Die für einen leitenden Angestellten notwendige Diplomatie hat der 53-Jährige nie gelernt. Als Fahrer hatte er sich sogar mit dem großen Enzo Ferrari angelegt.

Das hinderte Lauda nicht daran, von 1992 bis 1997 wieder für Ferrari tätig zu sein – als externer Berater. Er holte Michael Schumacher zum Team, legte so den Grundstein für die großen Erfolge. Es sieht also eigentlich gar nicht so schlecht aus für Jaguar. Und für die Fernsehzuschauer erst recht nicht.

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