zum Hauptinhalt

Sport: Ohne Mühe weiter

Italien schlägt die Ukraine 3:0 und steht im Halbfinale der WM

Italien also. Das Establishment hat sich durchgesetzt im Viertelfinale von Hamburg. Ohne große Mühe siegten die Italiener vor 50 000 Zuschauern 3:0 (1:0) über die Namenlosen aus der Ukraine und qualifizierten sich damit für das Halbfinale gegen die deutsche Mannschaft. Luca Toni, der italienische Torschützenkönig aus Florenz, schoss seine ersten beiden WM-Tore, den frühen Führungstreffer hatte Gianluca Zambrotta erzielt.

Am Dienstag in Dortmund kommt es also zur späten Revanche für das WM-Finale 1982 von Madrid (1:3) und das Jahrhundertspiel von 1970 in Mexiko (3:4). Nicht nur wegen der negativen Erfahrung aus diesen Spielen zählen die Italiener aus deutscher Sicht zu den unliebsamsten Gegnern. In 28 Länderspielen gab es nur sieben Siege, acht Unentschieden und 13 Niederlagen. Nach der letzten, einem 1:4 vor vier Monaten in Florenz, war das Projekt Klinsmann massiv in Frage gestellt worden, auf dem Boulevard und anderswo. Wie sich die Zeiten ändern.

Abgesehen von einer kurzen Drangperiode zu Beginn der zweiten Halbzeit präsentierte sich die Ukraine als eine Ansammlung von braven Fleißarbeitern, angeführt vom hilflosen Weltstar Andrej Schewtschenko. Für den scheidenden Stürmer des AC Mailand war das Duell mit den vielen Bekannten aus der Serie A ein Spiel mit viel Prestige. Der Turiner Fabio Cannavaro herzte den Ukrainer vor dem Anpfiff bei der Platzwahl, doch mehr an Freundlichkeiten mochten die Italiener dem Außenseiter nicht entgegenbringen. Gleiches lässt sich auch von den Ukrainern sagen, die kein Geheimnis machten aus ihrem Hang zum körperlich betonten Spiel. Wjatscheslaw Swiderski trat Fabio Grosso schon nach einer Viertelstunde so brutal zu Boden, dass er mit der Gelben Karte noch gut bedient war. Ein paar Minuten später nahm Trainer Oleg Blochin seinen Verteidiger vorsichtshalber aus dem Spiel, einem möglichen Platzverweis vorbeugend.

Zu diesem Zeitpunkt führten die Italiener schon 1:0. Gianluca Zambrotta hatte das Tor erzielt. Nach schönem Doppelpass mit Francesco Totti schoss der Verteidiger von Juventus Turin aus 18 Metern flach aufs Tor, weder besonders hart noch platziert. Der ukrainische Torwart Alexander Schowkowski, am Montag noch der Held beim Elfmeterschießen gegen die Schweiz, hatte den Ball zu spät gesehen und lenkte ihn ins eigene Netz.

Diesen Vorsprung verwalteten die Italiener lange Zeit mit typisch italienischen Mitteln: Sie kontrollierten Ball und Gegner, ohne sich dabei allzu sehr um ein zweites Tor zu bemühen. Den Ukrainern schienen die fußballtechnischen Mittel zu fehlen, das dicht gestaffelte italienische Mittelfeld zu überbrücken. Als sie zu Beginn der zweiten Halbzeit endlich ein wenig kecker wurden, hätte sich die allzu passive italienische Spielweise beinahe gerächt. Bemerkenswert nachlässig ging es auf einmal vor Torhüter Gianluigi Buffon zu. Andrej Gusin hätte an diesem Abend berühmt werden können. Erst scheiterte der Stürmer aus Samara mit einem Kopfball an Buffon, der nach seiner Rettungstat seinerseits mit dem Kopf an den Pfosten prallte und behandelt werden musste. Er war wach genug, kurz darauf gegen den frei vor ihm auftauchenden Oleg Gusjew zu klären, beim Nachschuss von Gusin verhinderte Zambrotta kurz vor der Torlinie den Einschlag.

Oleg Blochin sprang an der Außenlinie verzweifelt auf und ab, und als mitten in die ukrainische Drangperiode Luca Toni drei Meter vor dem Tor zum Kopfball kam und auf 2:0 erhöhte, da sank der ukrainische Trainer verzweifelt in sich zusammen. Gusin traf noch einmal die Latte, aber das Spiel war ohnehin längst gelaufen, Tonis zweites Tor nach schöner Vorarbeit von Zambrotta fiel folgerichtig. Die schüchternen „Viva! Viva! Ukraina!“-Rufe wurden immer leiser und verstummten schließlich. Und deutsche wie italienische Fans schwelgten in gemeinsamer Vorfreude auf Dortmund.

-

Zur Startseite