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Sport: Ohne Rückspiegel

Neues Auto, neuer Fahrer, alles neu: McLaren-Mercedes will 2007 vergessen

Als das Jahr 2007 in Form einer Frage noch einmal zart anklopfte, guckte Ron Dennis kurz durch den Spalt und schlug die Tür dann barsch zu. „Wir verschwenden keine Zeit mehr für die Vergangenheit“, sagte der Chef des Formel-1-Teams McLaren-Mercedes. Der Blick geht nach vorn und auf keinen Fall zurück bei McLaren. Unter diesem Motto stand auch die Präsentation des neuen Formel-1-Autos. Zum ersten Mal wurde der Wagen des britisch-deutschen Teams in Stuttgart, im futuristischen Mercedes-Benz-Museum, vorgestellt, in Gegenwart von Konzernchef Dieter Zetsche sowie allerlei Politprominenz. Das sollte wohl auch ein Statement sein für die Treue des Konzerns zu seinem Formel-1-Projekt nach dem zwar sportlich durchaus erfolgreichen, aber von Skandalen durchzogenen McLaren- Mercedes-Jahr 2007 mit teaminternen Kämpfen, dem knappen Verlust beider WM-Titel an Ferrari, der Spionageaffäre und der 100-Millionen-Dollar-Strafe.

Wer bei so viel Zukunftsorientierung auch ein völlig neues Auto-Konzept erwartet hatte, wurde zumindest optisch erst einmal enttäuscht. „Die größten Veränderungen stecken in Bereichen, die man nicht auf den ersten Blick sieht“, sagte Ron Dennis, „bis zum Saisonstart wird sich da sicher noch einiges verändern.“ Die technischen Hauptveränderungen, die den Titelgewinn 2008 ermöglichen sollen, sind ein längerer Radstand und eine optimierte Gewichtsverteilung, aber mindestens genauso wichtig ist mit Sicherheit die neue Hierarchie im Team. Da mögen McLaren-Geschäftsführer Martin Whitmarsh und Neuzugang Heikki Kovalainen noch so sehr die Philosophie der Gleichberechtigung betonen – dass der junge Engländer Lewis Hamilton die mehr oder weniger klare Nummer eins und die große Titelhoffnung der Silbernen ist, das ist eindeutig. Schließlich war er es, der laut Daimler-Chef Zetsche versprochen hat, „diesmal den Schinken heimzubringen“, wie das in einer typisch englischen Redewendung so schön heißt. Auch der Finne Kovalainen dürfte sich inzwischen durchaus bewusst sein, dass er es schwer haben wird, seinen Weg in dieses „Team Hamilton“ zu finden.

Hamilton selbst fühlt sich in seiner Führungsrolle, die er zwar offiziell abstreitet, intern aber längst eingenommen und akzeptiert hat, offensichtlich wohl. „Ich fühle mich nicht älter“, sagt er zwar mit Blick auf seinen 23. Geburtstag am Montag, der ihm als Geschenk seinen neuen Dienstwagen bescherte, aber sicherer schon: „Ich glaube, ich bin in diesem Jahr noch deutlich besser als letztes Jahr zu Saisonbeginn, dazu mindestens genauso motiviert. Ich bin als Mensch und Fahrer erwachsener geworden und fühle mich entspannter, mehr zu Hause und dadurch auch noch zuversichtlicher.“ Sein Ziel für die neue Saison ist klar: „Der Titel.“

Dabei wird ihm die Hilfe von Fernando Alonso fehlen. Denn bei allen Streitigkeiten mit seinem letztjährigen Teamkollegen musste Hamilton zugeben, viel von dem Spanier gelernt zu haben: „Er ist schließlich ein fantastischer Fahrer.“ Nun muss Hamilton selbst die nächsten Schritte machen und zeigen, dass auch er den McLaren MP4-23 so perfekt weiterentwickeln und abstimmen kann wie der zweimalige Weltmeister im Vorjahr. Ansonsten wird der Schinken Weihnachten 2008 weder in England noch im Schwabenland zu finden sein, sondern wahrscheinlich wieder in Italien.

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