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Das war’s dann schon wieder. In Wimbledon verlor Venus Williams ihr erstes Spiel gegen die Russin Jelena Wesnina 1:6 und 3:6. Trotz ihrer zuletzt vielen enttäuschenden Auftritte und ihrer Krankheit will sie ihre Karriere fortsetzen. Foto: dpa

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Sport: Ohne viel Worte

In fünf Sätzen gewinnt Philipp Kohlschreiber in der ersten Runde von Wimbledon das Prestigeduell mit Thomas Haas.

Niederlagen sind immer schmerzhaft, doch manche tun so weh, dass es Tage oder Wochen dauern kann, bis sie überwunden sind. Thomas Haas hat in seinen 16 Jahren als Tennisprofi schon viele dieser besonderen Qualen erlitten, am Dienstagabend auf Court No.19 im All England Club kam eine weitere hinzu. Haas verlor in der ersten Runde von Wimbledon, und das ist an sich schon schlimm genug für ihn, da er mit so großen Hoffnungen als Sieger des Turniers in Halle angereist war. Dass ihm dann mit Philipp Kohlschreiber auch noch einer gegenüber stand, der beileibe nicht zu seinen Freunden zählt, machte die 6:3, 6:7, 7:6, 6:7 und 6:2-Niederlage für Haas geradezu unerträglich. „Solche Niederlagen kotzen mich mehr an als andere“, meinte er frustriert.

Die forsche und manchmal gar leicht überhebliche Art Kohlschreibers nervte Haas schon von jeher. In seinen Augen war der Augsburger kaum mehr als ein Emporkömmling, der sich noch nie auf großer Bühne beweisen konnte und mit seinen Erfolgen schon gar nicht mithalten konnte. Zuletzt waren sie beim Davis Cup in Bamberg aneinander geraten und auch Kohlschreiber gestand danach offen: „Ich will mich da nicht verstellen, wir sind keine Freunde. Wir sagen ,Hallo’ und ,Tschüss’, das war’s.“ Vor dem Match in Wimbledon gab es sogar kaum diese Grundhöflichkeiten zwischen ihnen, sie würdigten sich keines Blickes. Keiner von ihnen wollte in diesem Kampf der Unterlegene sein, das war nicht zu übersehen. So verhielt es sich auch bei ihrem letzten Treffen vor anderthalb Wochen im Halbfinale von Halle, das Haas gewann. Überhaupt hatten sie sich erst dreimal gegenübergestanden, jeweils beim Rasenturnier in Ostwestfalen. Stets war es dabei ein bissiges Ringen zwischen ihnen gewesen, auch jetzt in Wimbledon wieder.

Haas wirkte zu Beginn dominanter, er brachte seine Aufschlagspiele souveräner durch und vermochte Kohlschreiber bei dessen Service unter Druck zu setzen. Der Tiebreak des zweiten Satzes wurde zum Knackpunkt, in dem Haas seinen Satzball vergab. „Ich ärgere mich, dass ich meine Chancen in der Partie nicht genutzt habe, ich hatte mehr als er“, haderte Haas mit sich, „hätte ich glatt verloren, könnte ich leichter damit umgehen.“

Beim 34-Jährigen wuchs der Frust, die Selbstbeschimpfungen wurden heftiger. Beide lieferten sich einen harten Kampf auf mitunter hohem Niveau, über drei Stunden lang beharkten sie sich. Doch mit zunehmender Dauer schwand bei Thomas Haas ein wenig die Kraft und Konzentration, im Tiebreak des vierten Satzes machte er nur einen Punkt. „Das war schlecht von mir gespielt, und das habe ich im fünften Satz noch im Kopf gehabt“, monierte Haas. Ein schnelles Break von Kohlschreiber, und der so unliebsame Konkurrent zog im entscheidenden Durchgang davon. Mit einem martialischen Schrei quittierte dieser den Sieg. „Ich brauchte wohl ein Ventil“, sagte Kohlschreiber, „das hatte wieder Endspielcharakter zwischen uns. Es war so hart.“

Kohlschreiber konnte eine gewisse Genugtuung nicht verhehlen, und die Freude darüber, dass „die Revanche geglückt“ war. Dennoch blieb der Weltranglisten-30. in den vergangenen Wochen und Monaten stets den Beweis schuldig, dass er nach guten Leistungen weitere nachlegen kann. Und so schränkte Kohlschreiber schon jetzt wohlwissend ein: „Heute habe ich fantastisch gespielt, aber wer weiß, was morgen ist.“ Bei Haas ist diese Frage nach den erfolgreichen letzten Wochen gar nicht mehr so offen, und da er nun wieder unter den Top 50 steht, hat er wieder eine Planungssicherheit bei den Turnieren. Nur der Traum von Olympia wird sich nicht erfüllen, dabei hatte Haas die Wildcard der ITF schon „so gut wie sicher“. Doch der Deutsche Olympische Sportbund hatte ihn nicht auf die Nominierungsliste gesetzt: „Da muss man schon schlucken, wenn sich der eigene Verband sich nicht einsetzt.“

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