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CHINA-US-SCHWARZENEGGER

© AFP

OK-Chef Deng Pufang: Mr. Paralympics

Deng Pufang ist der Vorsitzende des chinesischen Organisationskomitees – und Sohn des ehemaligen Staatschefs Deng Xiaoping. Seit über zwanzig Jahren setzt er sich für Behinderte in der chinesischen Gesellschaft ein.

Bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele von Peking war nicht schwer zu erkennen, wer zu Chinas einflussreichsten Persönlichkeiten zählt. Jene Personen, die es in die Ehrenloge zu Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao und dem Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees, Jacques Rogge, geschafft haben, dürfen sich getrost zu den Mächtigsten im Reich der Mitte zählen. Dort saßen: Chinas ehemaliger Staatschef Jiang Zemin, die ehemaligen Vizepremierminister Wu Yi und Li Lanqing – und Deng Pufang.

Dabei hat der 64 Jahre alte Physiker und Sohn des ehemaligen Staatschefs Deng Xiaoping nie ein höchstes Staatsamt bekleidet. Als Exekutivpräsident des Pekinger Organisationskomitees Bocog ist er gegenwärtig vor allem für die Organisation der Paralympics in Peking zuständig. Eine Aufgabe, die Deng Pufang liegen dürfte. Seit über 20 Jahren engagiert er sich für mehr Rechte und eine bessere Stellung von Behinderten in der chinesischen Gesellschaft.

1988 hat der Nuklearphysiker den chinesischen Behindertenverband gegründet, dem er seitdem vorsteht. Deng Pufang dürfte manche Schwierigkeiten von Behinderten in der chinesischen Gesellschaft aus eigener Erfahrung kennen: Seit einem Fenstersturz in der Kulturrevolution ist er querschnittgelähmt und auf einen Rollstuhl angewiesen.

Selbstmordversuch während der Kulturrevolution

Die genauen Umstände seines Sturzes im Jahr 1968 sind nicht endgültig geklärt. Deng Pufang hat in einem seiner wenigen Interviews mit der „New York Times“ dazu geschwiegen und stattdessen auf die Deng-Xiaoping-Biographie seiner Schwester Xiao Rong verwiesen. In der Kulturrevolution waren Deng Xiaoping und seine Familie von Mao Zedongs Roten Garden als „kapitalistische Verräter“ verfolgt worden. Die Roten Garden hatten Deng Pufang im vierten Stock der Peking-Universität gefoltert, er sollte Beweise gegen seinen Vater erbringen. „Er hat es nicht mehr ertragen, schrieb eine Selbstmordnotiz und ist aus dem Fenster gesprungen“, sagte Xiao Rong. Nach seinem Sturz verweigerten ihm die Krankenhäuser Pekings monatelang eine Behandlung. Er wurde zurückgelassen in einer Herberge im Norden Pekings, wo er Körbe flechten musste, um zu überleben. Mit Maos Tod 1976 stieg Deng Xiaoping de facto zum wichtigsten Führer Chinas auf – und auch der Einfluss Deng Pufangs wuchs. Kritiker zählen ihn zur „Partei der Kronprinzen“, also zu jenen Kindern ehemaliger kommunistischer Führer, die von den Positionen ihrer Eltern stark profitiert haben. Auch befand sich Deng Pufang Ende der Achtzigerjahre im Mittelpunkt eines Korruptionsskandals. „Ich hatte einen großartigen Mann zum Vater, glaube aber nicht, dass ich deshalb Privilegien habe“, sagte er der „New York Times“. „Ich bevorzuge es, wie ein gewöhnlicher Mann zu leben und den Bedürfnissen der Menschen zu dienen, die die größten Schwierigkeiten haben.“

Tatsächlich kümmerte sich Deng Pufang seit den Achtzigerjahren um die Bedürfnisse von Behinderten in China. Vor 28 Jahren hätten nach seinen Angaben nur sechs Prozent der behinderten Kinder zur Schule gehen können. Im Jahr 2000 sollen bereits 60 bis 70 Prozent der Kinder mit Behinderungen eine schulische Ausbildung erhalten haben. „Die Menschen gelangen allmählich aus der heimischen Isolation in die Gesellschaft“, sagte Deng Pufang vor acht Jahren. Seit den Achtzigerjahren kämpft er für eine humanitäre Einstellung in der chinesischen Gesellschaft, in der vor zwei Jahren 82,96 Millionen Menschen mit Behinderungen registriert waren. Dafür, dass er die Rechte der Behinderten in China gestärkt hat, ist er 2003 mit dem Menschenrechtspreis der Vereinten Nationen ausgezeichnet worden. Zwei Jahre später erhielt er in Peking auch den Paralympischen Orden des Internationalen Paralympischen Komitees.

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