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Kahn

© dpa

Oliver Kahn: Heimatliche Gefühle

Die Karlsruher Fans empfingen Oliver Kahn herzlich - auch wenn ihre Mannschaft den Bayern mit 1:4 unterlag.

Der Mann, der das Mikrofon fest in der Hand hielt, geht ansonsten fast regelmäßig um die Mittagszeit am Ludwigsplatz einen Kaffee trinken. Der liegt in der Karlsruher Innenstadt, nur einen Steinwurf von seinem Büro entfernt. Die Zeitungen hat er dann meist schon gelesen und weiß, was über seinen Sohn Oliver geschrieben wurde. Am Sonntag stand Rolf Kahn neben dem Rasen des baufälligen Wildparkstadions und erzählte vom 10. November 1990. „Mein Puls raste“, sagte Rolf Kahn. Es war der 13. Spieltag der Bundesliga, und sein Sohn Oliver wurde zur Pause gegen Bochum ins Tor des Karlsruher SC beordert. Rolf Kahn blinzelte in die Sonne und erzählte weiter. Die Fernsehmacher von „Premiere“ hatten ihn vor die Kamera geholt, um das Hauptereignis zu erklären, das beim Duell des KSC gegen Bayern München (1:4) im Badischen stattgefunden hat: die Rückkehr des Oliver Kahn nach Karlsruhe.

Wann ist es schon einmal vorgekommen, dass der Torwart des FC Bayern München bei einem Auswärtsspiel gefeiert wird? Wohl auch deshalb lief Kahn junior, der zum Ende der Saison nach einer beispiellosen Karriere aufhört, mit feuchten Augen über den Rasen. Er bahnte sich mühsam den Weg zurück zum Mannschaftsbus, schrieb unzählige Autogramme. Warmer Beifall prasselte auf den Sohn der Stadt nieder. „Das ist eine ungewohnte Situation“, sagte Kahn, „aber ich habe hier lange gespielt, und das vergessen die Leute nicht.“ In Karlsruhe liegen seine Wurzeln, und manchmal, so erzählt der Vater, fahre er heimlich alte Plätze wie seine Schule ab und den Trainingsplatz, auf dem er gemeinsam mit Vater Rolf trainierte. „Hier liegen meine Wurzeln“, sagte Kahn mit Pathos in der Stimme. „Hier habe ich mit meinem ersten Trainer Winnie Schäfer das Fußballspielen angefangen, das vergisst man nicht.“ Bei der sentimentalen Zeitreise, hatte Kahn schon gescherzt, vergesse er womöglich die Konzentration aufs Wesentliche, „vor lauter Heimatgefühlen“.

Als Kahn ins Stadion schritt, entrollte der KSC-Anhang ein Transparent: „Willkommen in der Heimat.“ Sogar Uli Hoeneß lobte die friedliche Atmosphäre in Kahns beschaulicher Heimat. „Wohltuend“ sei es gewesen, dass die KSC-Führung für diese friedliche Atmosphäre gesorgt habe, sagte der Bayern- Manager. Und das, obwohl die Münchner nach Toren von Luca Toni, Miroslav Klose, Hamit Altintop und Zé Roberto siegten.

Was für Kahn folgt, steht in den Sternen. Aus München ist zu hören, dass Kahn beim FC Bayern vorerst keine Funktion übernehmen wird. „Er hat alle Voraussetzungen, ein guter Mann zu sein“, sagt Hoeneß. Kahn überlegt wohl, nach Asien zu gehen, um Marketingaufgaben zu übernehmen, dort ist er ein noch größerer Star als in Karlsruhe. Womöglich nimmt er auch erst einmal eine Auszeit.

Die Zukunft aber wird von der Vergangenheit überstrahlt. Am 8. Oktober schon, auch darauf wies die Stadionregie im Wildpark hin, kehrt Kahn wieder zurück. Ex-Nationalspieler Jens Nowotny gibt sein Abschiedsspiel, und Kahn wird spielen. „Hier war heute alles so freundlich“, sagte Kahn. Vielleicht wollte er deshalb etwas zurückgeben, als er in der 52. Minute einen haltbaren Schuss von Massimilian Porcello ins Tor gleiten ließ.

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