zum Hauptinhalt
Olympia 2008

© ddp

Olympia 2008: Deutschland zieht sich an

Röcke, Blazer, Trainingsanzüge, Sporthosen, Schuhe: Die deutschen Olympioniken haben ihre rund 70-teilige modische Ausrüstung für Peking 2008 in Empfang genommen. Eine Kleiderordnung legt fest, was wann getragen werden muss.

Irgendwann hat René Enders aufgehört zu zählen. "Das waren einfach schon zu viele", sagt der Radsportler seufzend, als ihm schon wieder eine neue Hose, diesmal schwarz und kurz, hingehalten wird. So geht das bereits seit rund einer halben Stunde. Denn immerhin umfasst die Ausstattung der deutschen Olympiamannschaft für Peking rund 70 Einzelteile, von denen die meisten Kleidungsstücke sind - die jeweils anprobiert werden müssen. Das ist ermüdend, aber Enders ist dennoch zufrieden: "Das ist ein bisschen wie Weihnachten und Ostern zusammen", sagt der Olympionike, der sich über die vielen Geschenke freut. Die Hose steckt er in die Tasche, die er bereits an den vier anderen Stationen des Olympia-Bekleidungsrundgangs in der Mainzer Kurmainz-Kaserne kräftig gefüllt hat.

Bis zum 31. Juli werden rund 450 Athleten und 300 Offizielle der deutschen Olympiamannschaft dort offiziell eingekleidet. Insgesamt sollen rund 100.000 Ausrüstungsgegenstände für die Teilnehmer der 29. Olympischen Sommerspiele in Peking ausgegeben werden. Jeder Sportler wird von Kopf bis Fuß mit den Stücken eingekleidet, die Modedesigner und Offizielle für die Spiele ausgesucht haben.

Rosa für die Damen, die Herren in Grau

Die Frauen erhalten rosafarbene Röcke und Blazer. Die Männer sind fast komplett in Grau gekleidet. Hinzu kommen diverse Trainingsanzüge, Sporthosen und Schuhe. Welche Kleidungsstücke wann und wo bei den Olympischen Spielen vom 8. bis zum 24. August getragen werden, regelt eine Kleiderordnung.

Neben Hosen und Röcken werden in Mainz aber auch Accessoires an die Sportler verteilt, wie etwa Sonnenbrillen und Geldbörsen. Auch Körperpflegeartikel und Thrombosestrümpfe für den langen Flug nach Peking gehören zur Ausstattung. "Die Strümpfe sind enorm wichtig, weil sonst die Beine dick werden", erklärt der Sprecher des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Michael Schirp. Die Sportler müssten schließlich sofort einsatzbereit sein und könnten nicht "einfach mal im Training wegen dicker Beine zwei Tage ausfallen". Für die richtige Passform der Strümpfe werden eigens die Waden der Olympiateilnehmer in Mainz vermessen.

Kleidung in Maßarbeit

Damit auch alles andere passt, sind in den hohen Regalen der Mehrzweckhalle die Kleidungsstücke in allen Größen und Weiten in Pappkartons gestapelt. Bereits vor Wochen mussten die Sportler Maßbögen ausfüllen und diese zur Einkleideaktion mitbringen. "Meist passt also alles auf Anhieb", sagt die Schneiderin Rita Bäumert. Falls nicht, stehen Bäumert und ihre Kollegen mit Schere, Nähmaschine und Faden bereit. Im Handumdrehen werden dann die Trainingshosen oder Blazer geändert.

"Die Figuren der Sportler ändern sich einfach durch das Training viel zu schnell", erklärt Bäumert. Wenn die Muskeln wüchsen, seien auch viele Hosen und Hemden wieder zu klein. Oft passten die nach den Maßbögen ausgewählten Normgrößen aber auch einfach nicht, berichtet Bäumert. So habe sie für den Turner Florian Hambüchen alle Hosen kürzen müssen. "Der ist halt so klein, aber auch kräftig - das war nicht leicht", sagt sie. Auch bei René Enders muss sie einiges ändern. Geduldig steckt die Schneiderin die Hosen des eher kleingewachsenen Radsportlers ab.

Bereits seit 1976 ist Bäumert bei den Einkleideaktionen für Olympia dabei. Bis zum Jahr 2000 musste die Mainzerin dazu nach Frankfurt am Main reisen, erst seit den Spielen in Sydney finden die Einkleideaktionen in Mainz statt. "Die Mode hat sich seitdem ganz schön verändert", sagt sie. Heute sei vieles einfach luftiger und lockerer. "Aber schön waren die Sachen immer." Auch der heutige DOSB-Präsident Thomas Bach wurde bereits für seine Olympischen Spiele von Bäumert eingekleidet. Er habe damals den "Medaillenanzug" für seinen Olympiasieg im Fechten von ihr geschneidert bekommen, berichtet er. "Das sind also gute Erinnerungen und sicher ein gutes Omen für die Spiele in Peking."

Julia Spurzem[ddp]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false