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Olympia 2012: London will glänzen

In einem Jahr beginnen die Olympischen Sommerspiele in London – die englischen Gastgeber wollen glänzen.

Berlin - Am Anfang einer der erfolgreichsten Sportgeschichten Großbritanniens steht ein amerikanischer Spielfilm. „Es war tatsächlich E.T.“, hat Chris Hoy einmal erklärt, was ihn zum Radfahren gebracht hat. Der Schotte war sechs Jahre alt, als ihn die BMX-Szenen im Film von Steven Spielberg begeisterten. Er drängte seinen Vater, mit ihm zur nächstgelegenen Radbahn zu gehen. 26 Jahre später gewann Hoy bei den Olympischen Spielen in Peking drei Goldmedaillen, das hatte kein Brite seit 1908 geschafft. Damals fanden die Sommerspiele in London statt.

In genau einem Jahr beginnen wieder die Olympischen Sommerspiele, sie kehren nach London zurück, und Großbritannien will nicht nur ein höflicher Gastgeber sein, sondern auch ein erfolgreicher. 313 britische Athleten waren 2008 in Peking im Start. In London sollen es 500 sein. Die deutsche Mannschaft plant derzeit mit 400 plus X. Mit Millioneninvestitionen bringen die britischen Sportverbände ihre Athleten in Olympiaform, das könnte die Briten im Medaillenspiegel noch einmal nach oben katapultieren.

Chris Hoy wird dazu wohl nicht mehr beitragen können als 2008 in Peking. Schon damals gewann er drei Goldmedaillen im Bahnradfahren: in Sprint, Keirin und Teamsprint. Viel mehr geht kaum. Es war der Radsport, der die Briten auch in der Medaillenwertung weiter brachte, von 19 Goldmedaillen der Olympiamannschaft holten die Radfahrer acht, sieben davon alleine die Bahnradfahrer um Chris Hoy. Hinter China, USA und Russland landete Großbritannien damit auf Platz vier, einen Rang vor Deutschland. In Athen vier Jahre zuvor hatte sie der Medaillenspiegel mit neun goldenen Plaketten noch auf Platz zehn geführt.

Dieser Aufschwung lässt sich zu einem großen Teil erklären. Die Bahnradfahrer trainieren beispielsweise zentralisiert in Manchester unter besten Bedingungen. „Da wird sehr konzentriert gearbeitet“, sagt Burckhard Bremer, der Sportdirektor des Bundes Deutscher Radfahrer. Eine Erfolgsgarantie bietet die intensive Förderung jedoch nicht. „Bei der letzten Bahnrad-WM waren die Briten nicht mehr ganz so dominant. Da gab es einige lange Gesichter zu sehen“, sagt Bremer.

In manchen Sportarten müssen die Briten nichts mehr dazulernen. Sie sind etwa eine Leichtathletik-Nation. Mit Blick auf die Olympischen Spiele im eigenen Land haben sie jedoch auch in Disziplinen investiert, in denen sie bislang nicht herausragend abgeschnitten hatten. Wie Kanu. „Sie haben sehr viel Geld aus Lotteriemitteln abgezapft und ihren Etat noch einmal verdreifacht“, sagt Jens Kahl, der Sportdirektor des Deutschen Kanu-Verbandes. Dieses Geld hätten sie unter anderem in ein dreimonatiges Wintertrainingslager für Kanuslalom in wärmeren Ländern investiert. Kahl bewertet die Sportförderung der Briten jedoch nicht als besonders nachhaltig: „Wenn bei uns jemand ausfällt, können wir den nächsten immer noch so gut vorbereiten, dass er in den Endlauf kommt. Wenn bei den Briten einer ausfällt, kommt dahinter erstmal nicht viel.“

Im Basketball sah es lange danach aus, als würde gar kein britisches Team an den Start gehen. Anders als in den meisten Sportarten ist hier der Gastgeber nicht automatisch qualifiziert, der Weltverband Fiba muss sein Einverständnis geben. Um diesen Segen zu bekommen, schlossen sich die Basketball-Verbände von Wales, Schottland und England im Jahr 2005, kurz nach der Vergabe der Sommerspiele, zusammen, um ein konkurrenzfähiges Team auf die Beine zu stellen. Das ist ihnen einigermaßen gelungen: 2009 qualifizierte sich Großbritannien erstmals seit Jahrzehnten für eine Europameisterschaft. Dort schied die Mannschaft zwar sieglos in der Vorrunde aus, im Frühjahr 2011 erteilte die Fiba trotzdem das Olympiastartrecht.

Im kommenden Sommer dürften die britischen Basketballer ohnehin deutlich stärker sein: Dann werden die beiden NBA-Profis Luol Deng und Ben Gordon mitspielen, die eine mehr oder weniger enge Beziehung zu Großbritannien haben. Der gebürtige Sudanese Deng hat einen Teil seiner Jugend in England verbracht, ehe er in die Vereinigten Staaten zog. Gordons Eltern sind Jamaikaner, aufgewachsen ist er in den USA – sein Geburtsort ist allerdings London. Die Nationalmannschaft dürfte also konkurrenzfähig sein, das kann man von der äußerst schwachen nationalen Liga nicht behaupten. Im Europapokal sind britische Teams auch in der kommenden Saison überhaupt nicht vertreten, daran dürfte auch London 2012 nichts ändern.

Wirklich blamieren könnte sich der Gastgeber im Handball. Die Sportart war auf der Insel nahezu unbekannt, ehe in einem Casting-Verfahren zu Bewerbungen für die Nationalmannschaft aufgerufen wurde. Zeitweise trainierten sechs Spieler beim Bundesligisten TuSEM Essen mit, um sich die nötige Wettkampfhärte zu holen. Die Zeit dürfte jedoch kaum reichen, um mithalten zu können – von Medaillen ganz zu schweigen.

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