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Ein Taxifahrer reckt am eine Faust in die Höhe während einer Protestkundgebung in London.

© dpa

Olympia 2012: Londoner frustriert über olympische Verkehrsregeln

Alles fließt - noch. Drei Tage vor der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in London ist vom befürchteten Verkehrschaos nichts zu sehen. Die Straßen der britischen Hauptstadt sind so verstopft wie immer. Oder auch nicht.

Zahlreiche Londoner haben bereits das Weite gesucht und ihren Urlaub angetreten oder werden es in den nächsten Tagen tun. „Keine Probleme bis jetzt“, sagt Dimitri Popow, ein Bulgare, der für einen Limousinen-Service täglich auf Londons Straßen unterwegs ist.

Noch sind die „Olympic Lanes“ für alle Autofahrer geöffnet. Doch ab Mittwoch stehen die Extra-Fahrspuren nur noch für den Transport der „Olympischen Familie“ zur Verfügung. Freie Fahrt für Busse mit Athleten, Medien und Offiziellen, Fahrverbot für Mister Jedermann. Nur zwischen 0.00 und 6.00 Uhr dürfen auch die Cabs diese Wege nutzen.

„Wir dürfen die Lanes auch nicht befahren, wenn wir jemanden mit Olympia-Akkreditierung transportieren“, sagt Jonathan Myers von der Taxifahrer-Vereinigung, „das ist inakzeptabel und falsch. Wir müssen herumkommen und unsere Arbeit machen können.“ Erst am Montag blockierten die Taxifahrer deshalb aus Protest wieder wichtige Kreuzungen. Bei einer Protestdemonstration Londoner Taxifahrer gegen Einschränkungen während der Olympischen Spiele ist am Montag einer der Teilnehmer von der Tower Bridge sogar in die Themse gesprungen.

Der Mann hatte an einer Protestveranstaltung der sogenannten „Cabbies“ teilgenommen, wie es sie in den vergangenen Wochen bereits mehrere gab. Viele der 25 000 Londoner Taxifahrer, die alle als Selbstständige arbeiten, befürchten, dass sie in den olympischen Wochen im Stau stecken bleiben und kein Geschäft machen.

Hier wird gespielt: die Sportstätte der olympischen Spiele

Einbahnstraßen sind plötzlich in entgegengesetzter Richtung zu befahren. Aus zweistreifigen Wegen wurde nur eine Fahrbahn, Abbiegen ist verboten, wo es sonst immer erlaubt war. „Das macht die ganze Sache unheimlich schwierig“, sagt Dimitri, „für drei Wochen gelten neue Regeln.“ Nicht jeder in London ist eben glücklich darüber, dass das weltgrößte Sportereignis in seiner Stadt ausgetragen wird. Wie Nigel, Stammgast im Pub Packenham Arms, der in der Nähe des Kings Cross Bahnhofes liegt und damit unweit von zahlreichen Medienhotels.

„Wir wohnen hier“, sagt er, „aber wir haben von den olympischen Spielen gar nichts.“ Zu teuer seien die Tickets, und man habe die Bewohner der Stadt auch nicht wirklich gefragt, ob sie Eintrittskarten wollten. „Für uns sind die Spiele nicht“, sagt Nigel und bestellt noch ein Pint, „wir brauchen das nicht. London bietet genug.“

Andere Anwohner vor allem in der Nähe olympischer Wettkampfstätten beklagen, dass sie plötzlich nicht mehr ohne Probleme in ihren Straßen parken können. Die Parkplätze wurden stark eingeschränkt, auch aus Sicherheitsgründen. Anwohner konnten zwar Parkberechtigungen beantragen, das alles bedeutet aber Bürokratie, und Freunde können auch nicht ohne weiteres mit dem Auto kommen.

Im öffentlichen Personennahverkehr steht der Härtetest noch aus, wenn die Besuchermassen sich Richtung Olympia-Zentrum im Osten der Stadt bewegen. „Unser Transportsystem ist alt und unser Straßennetzwerk ebenfalls“, sagt Peter Hendy, der „Transport Commissioner“ der Stadt, „wir müssen sehr sorgfältig planen, um die Ticket-Inhaber zu ihrem Event zu bringen.“ Einen großen Vorteil gegenüber anderen Städten allerdings hat London in dem erwarteten Ansturm ab Freitag: Die große Disziplin und Übung der Briten beim Schlangestehen. (dapd/dpa)

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