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Sideris Tasiadis ging als einer der Favoriten ins Rennen.

© AFP

Olympia 2016 in Rio: Kanute Sideris Tasiadis erlebt Schwere und Leichtsinn

Der Augsburger Sideris Tasiadis hatte sich Gold im Kanuslalom vorgenommen – es wird Platz fünf.

Von Christian Hönicke

Sideris Tasiadis schaute auf den riesigen Bildschirm, auf dem gerade die Siegerehrung gezeigt wurde. Er stand ganz still da, im Hintergrund sangen die französischen Fans die Marseillaise. Dabei hatte Tasiadis doch die deutsche Hymne beim Kanuslalom hören wollen.

Der 26-Jährige war als als Letzter ins olympische Finale der besten zehn Canadierfahrer gestartet, im Halbfinale und im Vorlauf war er der Schnellste. Doch im Kanuslalom reicht ein Fehler, und alles ist vorbei. Der gebürtige Augsburger streifte die Stange an Tor neun mit der Schulter und kassierte zwei Strafsekunden. „Das war ein Leichtsinnsfehler“, sagte Tasiadis, „der hat die Medaille gekostet.“ Am Ende fehlte weniger als eine halbe Sekunde auf den Japaner Takuya Haneda, der Bronze gewann. Gold holte der Franzose Denis Gargaud Chanut vor dem Slowaken Matej Benus.

Das Schicksal hat ihn schon vor harte Proben gestellt

Eine Medaille, am besten die goldene, war das große Ziel von Tasiadis. Dennoch wirkte er nach der ersten Enttäuschung nicht am Boden zerstört. „Ja mei“, sagte er in breitem Bayerisch, „was soll ich mir den Kopf zerbrechen? Ich finde, für den fünften Platz muss ich mich nicht schämen, da bricht ja keine Welt zusammen.“

Tasiadis wird die Enttäuschung verwinden. Das Schicksal hat ihn schon vor härtere Proben gestellt. Im vergangenen Herbst verlor er seine Freundin Claudia Bär. Sie starb an den Folgen ihrer Krebs-Erkrankung. Beide teilten die Leidenschaft fürs Kanuslalom. Bär war zweimal Kajak-Europameisterin, Tasiadis gewann im Canadier 2012 Olympiasilber.

Die dunklen Gedanken drängte er beiseite

Doch nur gut ein Jahr später nahm das Leben des Paars eine tragische Wendung. Bei Bär wurde Blutkrebs diagnostiziert. Auf die WM 2014 verzichtete er, um bei ihr zu sein und ihr Halt zu geben. Als Bär im September 2015 nach einer Lungenentzündung starb, fehlte plötzlich „ein Teil des Puzzles“, hat er einmal gesagt. Nur einen Monat danach stürzte er sich wieder ins Training. Sich auf die Fahrt durchs wilde Wasser zu fokussieren, das half ihm, die dunklen Gedanken beiseite zu drängen. Die ersten Wettkämpfe nach ihrem Tod waren schwer. Aber seine mentale Stärke hatte ihn schon vorher ausgezeichnet. „Mitte Dezember hatte ich es akzeptiert“, sagte Tasiadis, „da habe ich losgelassen.“ Inzwischen hat er eine neue Freundin, „ich bin wieder glücklich“, sagt er. „Das Leben muss weitergehen. Ich mache meinen Sport und ich denke, sie schaut dabei zu.“ In Rio war Claudia Bär noch einmal ganz nah bei ihm. Als er durchs Ziel fuhr, klebte ein Foto von ihr in seinem Boot.

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