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Jubel in Innsbruck. Das deutsche Team um Mannschaftskapitän Lorenz Funk (r.), Ernst Köpf und Walter Köberle sorgte bei Olympia 1976 für eine große Überraschung.

© dpa/Baum

Olympia-Bronze 1976: Das Wunder von Innsbruck

Vor 40 Jahren gewann das deutsche Eishockey-Nationalteam seine bislang letzte Olympia-Medaille. Der damalige Kapitän Lorenz Funk erinnert sich.

Wenn Lorenz Funk heute von dem größten Moment seiner Karriere als Spieler erzählt, dann kommt Leben in seinen Körper.  Er ist dünn geworden, der Mann der früher nach seiner Karriere eine eher barocke Figur hatte. Aber Lorenz Funk ist ein Kämpfer, das ist auch heute noch so, in den schweren Zeiten, in denen der heute 68-Jährige in seiner Heimat Bad Tölz gegen den Krebs kämpft. Und das war vor 40 Jahren so, damals führte Funk als Leistungsträger die Eishockey-Nationalmannschaft zu ihrer bis heute letzten Medaille bei Olympischen Spielen, zum so genannten „Wunder von Innsbruck“. Aber das war ja alles anders. „An sich war es kein Wunder. Wir waren damals alle in Topform“, sagt Funk. Und er zählt die Namen auf, erzählt, wer damals gerade warum seinen Höhepunkt hatte. Er strahlt und dann kommt sein legendäres: „Jetzt sag I Dir mal was.“

Im letzten Spiel gab es die große Chance auf Bronze

Im Februar 1976 traten die Deutschen beim Olympischen Turnier in Innsbruck als Außenseiter an, niemand hatte die Mannschaft von Bundestrainer Xaver Unsinn auf der Rechnung. Doch nach zwei Siegen (Schweiz, Polen) und drei Niederlagen (UdSSR, CSSR und Finnland) war sie plötzlich da, die Chance. Nach einer Niederlage der Finnen gegen die USA, konnten die Deutschen im letzten Turnierspiel um Bronze mitzuspielen. Sie mussten nur hoch gewinnen gegen die US-Auswahl. Das war machbar, damals traten die Amerikaner noch ohne Profis aus der National Hockey League (NHL) an, Kanada fehlte sogar ganz im Turnier: Olympische Spiele waren halt noch – offizielle – Spiele der Amateure.

Lorenz Funk kämpft heute gegen den Krebs - und liebt Eishockey immer noch.
Lorenz Funk kämpft heute gegen den Krebs - und liebt Eishockey immer noch.

© dpa/Balk

Die Deutschen mussten, so glaubten sie, mit vier Toren Differenz gewinnen.  Schließlich reichte ein 4:1-Erfolg – weil ein sogenannter Tor-Quotient zu ihren Gunsten entschied. Finnland (9:8 Tore) hatte einen Quotienten von 1,125, Deutschland von 1,166 (bei 7:6 Toren). Verstehen muss das Rechenspiel keiner, selbst die Spieler hatten so ihre Probleme: In der Schlussphase des Spiels gegen die USA waren sie sauer, dass ihr Trainer Xaver Unsinn nicht den Torwart vom Eis nahm. „Wir waren davon überzeugt, dass wir noch ein Tor schießen mussten“, sagt Funk.

Zuerst waren alle niedergeschlagen

In der Kabine waren die Nationalspieler dann zunächst auch dementsprechend niedergeschlagen. Zunächst schwiegen alle, bis dann der damalige Sportdirektor Roman Neumayer kam und sagte: „Wir haben Bronze.“ Einige Spieler waren schon unter der Dusche, einige hatten noch Schlittschuhe an. Sie tobten auf einmal durcheinander. „Es war ein Wunder, das danach keinem die Zehen fehlten“, erinnert sich der damalige Kapitän Alois Schloder.

Ein Bad Tölzer in Berlin. Lorenz Funk arbeitete beim Schlittschuh-Club und bei den Eisbären, dieses Bild zeigt ihn 1986 als Trainer des BSC Preussen.
Ein Bad Tölzer in Berlin. Lorenz Funk arbeitete beim Schlittschuh-Club und bei den Eisbären, dieses Bild zeigt ihn 1986 als Trainer des BSC Preussen.

© dpa

Der Bayrische Rundfunk zeigt am Samstag um 17 Uhr einen anrührenden einstündigen Film. Für die Produktion hat sich Funk trotz seiner Krankheit und Chemotherapie im November von seinem Sohn nach Innsbruck fahren lassen und sich mit den alten Mitstreitern getroffen. Das Ereignis habe damals dem deutschen Eishockey viel Kraft gegeben, sagt Funk,  der den größten Teil seiner Eishockeykarriere in Berlin verbracht hatte. Erst als Spieler beim Schlittschuh-Club. Acht Akteure vom damaligen Meister aus Berlin, bei dem Unsinn auch Trainer war, standen am 14. Februar 1976 in Innsbruck auf dem Eis. Später arbeitete Funk dann als Trainer und Manager vor allem bei den Eisbären Berlin.

„Uns Spieler hat man damals gekannt und erkannt“ - auf der Straße, sagt Funk und seine Augen leuchten. Das sei schon anders gewesen als heute mit dem Eishockey. Wobei Franz Reindl, damals junger Spieler im Team und heute Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), glaubt, dass etwa der vierte Platz bei der Heim-WM 2010 „genauso hoch zu bewerten“ sei, wie Olympia 1976 – aber da gab es eben die letzte Medaille für das deutsche Eishockey.

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