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Olympia: Deutsche Bobs schlecht wie nie

Die deutschen Zweierbob-Piloten haben bei Olympia so schlecht wie zuletzt 1956 abgeschnitten. Francesco Friedrich kam beim Olympiasieg von Alexander Subkow nur auf Platz acht. Das letzte Mal ohne Medaille waren die Zweierbobpiloten 1994 in Lillehammer.

Die deutschen Piloten haben im Zweierbob eine historische Pleite erlebt. Nach zuletzt drei Olympiasiegen von Christoph Langen und André Lange kam Weltmeister Francesco Friedrich am Montag im Sanki Sliding Center nur auf den achten Rang und fuhr damit das schlechteste Olympia-Ergebnis seit 58 Jahren ein. Dem 23-Jährigen fehlten bei den Winterspielen von Sotschi 1,46 Sekunden auf den überlegenen Triumphator Alexander Subkow aus Russland.

Auch Thomas Florschütz auf Platz elf und Maximilian Arndt als 15. konnten die Erwartungen vor den Augen von IOC-Präsident Thomas Bach nicht erfüllen. Schon vor dem vierten und letzten Durchgang verschärfte sich zudem die Materialdiskussion im deutschen Team. „Das war heute ein Trabi. Es ist eindeutig eine Materialgeschichte“, betonte Florschütz-Anschieber Kevin Kuske in der ARD. „Es liegt logisch auf der Hand, dass wir heute im falschen Gerät sitzen.“ Auch Cheftrainer Christoph Langen klagte über das Fahrgerät. „Wir haben alles probiert, wirklich alles, um auf Geschwindigkeit zu kommen. Hier wird es offensichtlich, wir haben das intern schon gewusst.“ Langen verfolgte zunächst fluchend die Leistungen seiner drei Piloten und reagierte fassungslos. Erstmals seit 1994 blieben die Zweierbobs ohne olympische Medaille, zuletzt lief es 1956 mit dem achten Platz von Andreas Ostler so schlecht. „Es hat alles nicht auf den Punkt. Es ist wichtig, dass der Verband und (Schlittenbauer) FES die Streitereien beilegen“, betonte Arndt.

Jubel herrschte hingegen beim Gastgeber über das fünfte Gold der Spiele. Nach Rang drei in Vancouver und Rang zwei im Viererbob in Turin feierte Subkow endlich seinen lange herbeigesehnten Olympiasieg. Zweiter wurde der Schweizer Beat Hefti vor dem US-Piloten Steven Holcomb.

Bei den Deutschen gab es dagegen nur ratloses Kopfschütteln. Friedrich hatte im Vorjahr bei der WM in St. Moritz noch die komplette Weltelite düpiert, konnte sich aber auch zum Abschluss mit Anschieber Jannis Bäcker nicht mehr nach vorne schieben. Florschütz hatte mit dem viermaligen Olympiasieger Kuske ebenso wie Viererbob-Weltmeister Arndt mit Alexander Rödiger keine Chance. Youngster Friedrich resignierte schon zur Halbzeit, weil das Material nicht wie gewünscht lief. „Beim ersten Lauf waren wir auf der harten Bahn noch richtig gut dabei, dann wurden wir durchgereicht“, meinte er. „Unabhängig davon, dass wir einen Nachteil mit unseren Geräten haben, haben wir einen Schritt zurück gemacht im zweiten Lauf, wo wir eigentlich angreifen wollten“, erklärte Langen.

Für den routinierten Florschütz war das Olympia-Rennen nur ein Spiegelbild der durchwachsenen Weltcup-Saison. „Wir haben praktisch keine Medaillenchance. Aber so war es ja auch in der Saison“, sagte er und blickte optimistischer voraus. „Dennoch wollen wir uns hier noch teuer verkaufen und im Viererbob-Rennen alles besser machen. Ich glaube auch, der Vierer liegt uns besser, das hatten wir zuletzt ja gesehen.“ Der von viermal Rodel-Gold verwöhnte Thomas Schwab, Generalsekretär und Sportdirektor des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland (BSD), war von den Leistungen nicht ganz überrascht: „Unsere interne Erwartungshaltung ist etwas geringer als in der Öffentlichkeit wahrgenommen, weil wir die Dinge schon über den ganzen Winter erkennen.“ Der Verband ließ Kritik am Schlittenbauer des Zweierbobs 208 anklingen. Es werde eine „breite, aber faire Diskussion“ mit der Materialschmiede FES geben, kündigte Schwab an. „Letztendlich sind die Schlitten immer ein Partnerprodukt, wenngleich nicht immer alles so umgesetzt wird, wie sich der Verband das vorstellt.“

Der Verbesserungsbedarf soll nach den Olympischen Spielen besprochen werden. „Wir werden schauen, dass wir unser Material für die nächste Saison und den nächsten olympischen Zyklus wieder auf Vordermann bringen“, meinte Schwab. Das Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) in Berlin gilt als Deutschlands Bob- und Schlittenbauer Nummer Eins. „Natürlich sind auch wir an einer tiefgründigen und detaillierten Analyse interessiert. Wir wollen ja auch wissen, wo das Problem herkommt“, sagte Harald Schaale der Nachrichtenagentur dpa. Schon im Skeleton hatte es Unstimmigkeiten gegeben. (dpa)

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